Julius von Wickede

Wickede: Julius v. W., Schriftsteller, am 11. Juli 1819 zu Schwerin in Mecklenburg geboren, trat 1836 als Kadett in ein österreichisches und 1839 in das mecklenburg-schwerinische Dragonerregiment, aus welchem letzteren er 1842 als Secondlieutenant schied, um zunächst in München und in Heidelberg Geschichte und Nationalökonomie zu studieren. Als darauf im Jahr 1848 in Deutschland kriegerische Verhältnisse eintraten, wurde Julius Wickede zum zweiten Male Soldat, indem er in der schleswig-holsteinischen Armee Dienste nahm, wo er zuletzt Brigadeadjutant der Kavallerie war. Nach Beendigung der Feindseligkeiten ging er nach Frankreich, beteiligte sich in den Reihen der Chasseurs d’Afrique an einem Kriegszuge gegen Beduinenstämme, machte sich mit dem Heerwesen der Franzosen überhaupt bekannt und betrat die schriftstellerische Laufbahn, welcher fortan sein Leben gewidmet war, mit einer Erstlingsschrift „Die französische Armee in ihrem Verhältnis zu dem Kaiser Louis Napoleon und den deutschen Heeresteilen“, welcher in rascher Folge andere Arbeiten verschiedener Art, aber sämtlich in militärischem Boden wurzelnd, folgten. Nicht lange darauf wurde er dieser Art von Tätigkeit durch den Ruf einer Londoner Zeitung entrückt, welche ihn, sobald der Orientkrieg ausgebrochen war, in das türkische Hauptquartier und nachher Krim entsandte. Als die Feindseligkeiten zu Ende waren, kehrte er nach Deutschland zurück und fuhr fort zu schriftstellern bis das Jahr 1859 ihn zum dritten Male zum Soldaten machte. Gelegentlich der Mobilmachung der deutschen Bundeskontingente zum Kriege gegen Frankreich wurde er in seinem Heimatlande zum Rittmeister und zugleich zum Kommandeur der Feldgens’damerie des X. Bundesarmeekorps ernannt. Auf diesem Verhältnisse beruht Wickedes Titel als Rittmeister. Da es nicht zum Kriege kam, schied er von neuem aus dem Dienste und begab sich nun zunächst nach Italien, von wo er über Garibaldis Taten berichtete, 1864 aber als Korrespondent der Kölnischen Zeitung auf den Kriegsschauplatz in Schleswig-Holstein. In der nämlichen Verwendung befand er sich 1866 in Böhmen und 1870–1871 in Frankreich. Seine Berichte zeichneten sich überall durch lebendige und fesselnde Darstellung wie durch Kenntnis der militärischen Verhältnisse aus und fanden weite Verbreitung. Von 1867–1875 lebte er in Gotha, dann verlegte er seinen Wohnsitz nach Schwerin, wo er am 22. März 1896 gestorben ist.

Wickedes schriftstellerische Wirksamkeit war eine sehr umfassende; abgesehen von seinen Kriegsberichten bilden die von ihm hinterlassenen Bücher eine Sammlung von mehr als sechzig Bänden. Fast alle behandeln das Kriegswesen und das Soldatenleben, welches er im Frieden wie im Felde in den verschiedensten Gestaltungen kennen gelernt hatte. Oft sind sie in der Form von Denkwürdigkeiten geschrieben oder als „hinterlassene Papiere“ hingestellt; sie tragen daher vielfach ein persönliches Gepräge und atmen sämtlich neben einer gewinnenden Frische warme Vaterlandsliebe. In einigen finden sich auch hübsche landschaftliche Bilder und kulturgeschichtlich interessante Schilderungen, namentlich in Romanen, deren Schauplatz des Verfassers mecklenburgische Heimat ist. Spätere Zeiten werden sich mit Wickedes Büchern wohl nicht beschäftigen; für die Geschlechter mit denen er lebte, hat er nicht nur unterhaltend, sondern auch nützlich gewirkt.


Aus: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 318–319, von Poten, Bernhard von (1828-1909) deutscher Offizier und Militärbiograph.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Joachim Slüter - Band 1