JENA. Sachsen-Weimar VB Apolda.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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JENA. Sachsen-Weimar VB Apolda.

Stadt-K. S. Michael. Ehem. Cisterc.-Nonnen-Klst., gegr. M. 13. Jh., Neubau von 1438-1528, Turm erst 1557 voll. Mehrfach erneuert, sehr verständnislos 1873. Noch immer prächtige Raumwirkung. Hallenkirche mit 7 Jochen und Langchor; früher direkt mit dem nördl. anstoßenden Klst. verbunden: unter ihm offene Durchgangshalle (wie in Kahla und in der Deutschordenskirche in Würzburg). 2 Sakristeiräume mit Piscine und got. Steinaltar; der eine im 17. Jh. als Fürstengruft eingerichtet und mit Metallarbeiten von schöner Arbeit. In den Westjochen kunstvolle Bienenzellengewölbe. Im Nordschiff steinerne Nonnenempore (15. Jh.); 1873 nach O verlängert). Im nördl. Ssch. steinerne Emporen, alte und neue Bestandteile gemischt. Außen an der SSeite ein reiches spgot. Portal, von gekünstelter Komposition, aber malerisch wirksam; Kielbogen mit Teilungspfosten, das Ganze in einer tiefen Nische mit Steinbalkendecke, an deren Vorderkante ein schwebender Bogenfries, darüber eine Fenstergruppe. Der WTurm unter Veränderung des Bauprogramms nachträglich (E. 15. Jh.) hinzugefügt. Feine, interessante Bauformen. Über der Eckvermittlung vom 4Eck zum 8Eck befanden sich (jetzt zerstört) Fialen, von welchen dünne, mit Kantenblumen gezierte Strebebögen ausgingen. — Spgot. Taufstein; spgot. Kanzel ganz rest.; bronzene Grabplatte Martin Luthers nach dem Gemälde von Cranach, für Wittenberg bestimmt, 1551 hier aufgestellt; Grabstein der Familie Cospoth 1632-1676; zahlreiche Gedenktafeln. — [Von den einst 16 Altären nur das Mittelstück eines einzigen erhalten, jetzt im Museum, [pg 198] wo auch ein bmkw. steinernes Vesperbild von ca. 1350]. Nahe der K. Holzfig. eines Bischofs um 1520. Außen ein verwittertes Selbdritt und (am Turm) ein stilgeschichtlich interessantes Kreuzigungsrelief, wohl vom Jenaer Bildhauer Hans Gronig.

Collegienkirche (Dominikaner). Ursp. 1sch.; später ein niedriges Ssch. im N hinzugefügt. Das spgot. Gewölbe läßt eine ursp. flache Balkendecke vermuten. Der im S anstoßende Kreuzgang z. T. erhalten. Orgel 1701, mit reichem Prospekt, große Menge von Gedenktafeln und Wandgräber für Professoren und Studenten des 16.-18. Jh.; außen am Turm großes dekoratives sächsisches Wappen 1557 mit Inschr. betreffend die Gründung der Universität. — Vom anstoßenden ehemaligen Dominikaner-Klst., 1558-1858 Universität, sind einige Zellen und das got. Torhaus erhalten.

Garnisons-K. 1686. Viele Gedenktafeln.

Katholische K. Joh. Bapt., rom., 11. Jh. Die Kämpferkaptt. am ehemaligen Apsidenbogen könnten noch spätottonisch sein. Sonst der Chor spgot. umgebaut. Dagegen im Langhaus 3 frührom. Fensterchen. Das Ganze dem Typus der thüringischen Missionskapellen zugerechnet, leider 1905 durch Querhaus und andere Vergrößerungen entstellt. — Neben dem SPortal Grabplatte der Jutta Sellerz 1382. Auf dem Friedhof doppelseitige Passionsstatue auf Säule bez. Hans Gronig 1484, feine Steinskulptur. Manches Originelle unter den Grabmälern des 17. und 18. Jh.

Rathaus, ehemals mit offener Erdgeschoßhalle, um 1340, rest. 1700. Bmkw. der große Vorsaal. Sitzungszimmer mit Ausstattung des 17. Jh. — Burgkeller, derbe Renss. um 1546. — »Göhre« (Weinhaus) am Markt, mit spgot. Portal.

Haus Weimar. 1618, 1666; im Innern ziemlich prächtige Stuckdecken — Mehrere Professorenhäuser des 17. und 18. Jh. — Reste der Stadtbefestigung, dazu der malerische runde Pulverturm (13. Jh.?) über Bastei von 1430.