Die Lehre von den Erkrankungen und Heilungen

Die nun folgende Lehre von den Erkrankungen und Heilungen hat unleugbar eine Menge medizinischer Vorurteile gebrochen. Namentlich wird die Materialität der Krankheitsursachen für viele Fälle bewiesen, zu deren Erklärung gemeinhin dynamische Theorien zu Hilfe genommen werden. Was Rausse hierauf über die Heilung der akuten und chronischen Krankheiten sagt, hat wesentlich den Glauben der Vertrauenden an den medizinischen Absolutismus erschüttert. Rausses wiederholte und dringende Aufforderung an die Mediziner, ihn zu widerlegen ist bis heute unerfüllt geblieben. So viel ist gewiss, dass umgekehrt die denkenden Kranken, welche den Medianem ein ebenso großes Grauen sind, wie den Pfaffen der denkende Christ, sich mit vollem Vertrauen in mündlichen und schriftlichen Anfragen an Rausse wendeten. Was er ursprünglich nicht gewollt, dazu sah er sich durch solchen Beifall, durch solch' stets sich mehrendes Vertrauen, durch die Bitten seiner Verehrer gedrängt — er wurde Wasserarzt. Anfänglich erteilte er Rat, darauf konnte er sich der Bitte um persönliche Hilfe nicht mehr entziehen, es wurde ein Ehrenpunkt, seine Prinzipien, seine Theorie, wie man’s nannte, durch die Praxis zu bewahrheiten. Ihm war das Wasser mehr als das Mittel, womit man schmutzige Haut und schmutzige Eingeweide reinigt und stärkt; er suchte und fand im Wasser eine alle gesellige Verhältnisse reinigende und verklärende Macht. Er fasste die Hydropathie vom Standpunkt der sozialen Frage auf, noch ehe diese Tagesfrage war. Ohne ausführlich und im Zusammenhang diesen Gegenstand zu erörtern, wodurch er zu weit von seinem nächsten Ziel abgeschweift sein würde, lässt er überall Leuchtkugeln aufblitzen, welche das dunkle Gebiet auf Momente erhellen und den Leser reizen, auf dem angedeuteten Wege in die Sache tiefer einzudringen*).

*) Der Verfasser dieser Erinnerungen an Rausse hat Veranlassung genommen, das was er in dessen „Miscellen etc.“ zwischen den Zeilen gelesen in eine besondere Abhandlung niederzulegen, welche mit der Überschrift „das pädagogische Element in der Hydriatik“ zuerst im Wasserfreund von erschien, später aber als besondere Abhandlung mehrfach durch den Druck der breitet worden ist.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches J. H. Rausse, der Reformator der Wasserheilkunde.