Kalbs Tod

Als Kalb ein sehr hohes Älter erreicht hatte, wurde er schwer krank, und er wusste im Voraus, dass die Krankheit sein Tod werden würde. Er gebot deshalb allen Leuten des Hauses, den Hof zu verlassen und die Kammer zu verschließen, in der er liege, den Schlüssel jedoch im Loche stecken zu lassen. Er bat die Leute, nach einer bestimmten Zeit zurückzukommen, sie sollten sich aber nicht darum kümmern, dass sie vielleicht verschiedene Gegenstände auf dem Hof aus den Fugen gebracht oder entzweigeschlagen vorfänden, wenn aber alles in seiner Schlafkammer stehen geblieben wäre, wie es gestanden habe, dann sollten sie ihn mit allen Zeremonien beerdigen; wäre dagegen etwas darin zerstört oder entzweigeschlagen, dann sollten sie ihn wie einen Kadaver an irgendeiner Stelle verscharren. Kalb hatte einen Pflegesohn, der Arne hieß und ihm sehr lieb war; dieser wollte nicht mit den übrigen Leuten des Hofes fortgehen und versteckte sich deshalb hinter der Umzäunung des Hofes, als die anderen fortgingen. Nach Verlauf einer kurzen Zeit sah Arne den Teufel angehumpelt kommen. Erst ging der Teufel um die ganze Umzäunung herum und dann in den Hof hinein, wo er eine Zeitlang umherging und tobte. Schließlich ging er ins Haus und tummelte sich lange darin und machte viel Gepolter. Nach geraumer Zeit schlich sich Arne in das Haus und öffnete die Tür zu der Kammer, in der sein Pflegevater Kalb lag. Da war Kalb tot, alle Sachen aber in seiner Kammer standen genauso da, wie sie früher gestanden hatten, und Arne sah nichts vom Teufel.

Da wurde Kalb Arneson mit allen Zeremonien auf dem Kirchhof beerdigt, wie er es selbst verlangt hatte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen