Gudbjart Floke und der Bischof von Holar
Der Pfarrer Gudbjart Floke in Laufaas war der klügste Mann seiner Zeit; da er aber sehr gutmütig war, tat er niemandem etwas mit seiner Kunst zuleide. Dennoch nahm der Bischof auf Holar Anstoß an dem Gerücht als Zauberer, das der Pfarrer auf sich gezogen hatte, und er fasste daher den Entschluss, ihn seines Amtes zu entheben. In dieser Absicht zog er mit einigen Priestern und jungen Leuten im Gefolge aus; als sie aber ein kleines Stück Weges gegangen waren, verloren sie die Richtung und wussten nicht wohin, und entdeckten erst, wo sie waren, als sie sich zu Hause, auf Holar, hinter dem Hofzaun befanden.
Nichtsdestoweniger zog der Bischof das zweite Mal aus, und er war mit seinen Männern schon nördlich der Hjaltetalsheide, als sie bei hellichtem Tag von einem Schneetreiben mit starkem Sturm und Frost überrascht wurden. Plötzlich befiel sie alle ein Drang, ihre Notdurft zu verrichten; als sie sich aber wieder erheben wollten, waren sie nicht dazu imstande; sie waren nahe daran zu erfrieren und sahen schließlich keinen andern Ausweg zur Rettung, als das Versprechen zu geben, wieder nach Hause zurückzukehren. Die Leute frohlockten über die Reisen des Bischofs, Sira Gudbjart aber tat das nie; er glaube nicht, sagte er, dass er es sei, den der Bischof aufsuchen wolle: denn dazu hätte er nicht ein so großes Gefolge mitzunehmen brauchen.
Einige Zeit später war der Bischof mit noch einem Mann auf der Reise im Oefjord, und bei dieser Gelegenheit machte er einen Abstecher zum Hause des Sira Gudbjart; diesmal verlief alles gut, und es traf sich, dass niemand draußen war. Der Bischof trat gleich in das Haus und sah den Pfarrer am Tisch sitzen, den Kopf auf die Hand gestützt, mit einem Buch vor sich auf dem Tisch. Der Bischof ergriff das Buch, wie er es aber auch wandte und drehte, er fand doch nur unbeschriebene Blätter. Der Bischof fragte den Pfarrer, wozu er das Buch benutzen wolle, und der andere erwiderte, es diene zum Einschreiben von Predigten.
„So! Predigten!“ antwortete der Bischof zornig, „du, der den Teufel anbetet!“
Aber kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, als er ein Grab sich öffnen sah, aus dem eine bläuliche Flamme schlug. Er selber stand am äußersten Rand, während eine graue Hand seinen Mantelschoß fasste und ihn in die Flamme hinabziehen wollte. Der Bischof stieß einen Schrei aus und sagte: „Helft mir, um Gottes willen, Herr Pfarrer!“ Sira Gudbjart reichte ihm die Hand und sagte: „Lass ihn los, Satan!“ und alles war wieder, wie es gewesen war. Dann sagte der Pfarrer: „Es ist nicht weiter merkwürdig, dass der Böse denen so nahe ist, die seinen Namen im Munde führen, anstatt Gottes Segen über das Haus herabzuflehen; ich bin gewöhnt, das zu tun, und dennoch beschuldigst du mich, von dem rechten Glauben gelassen zu haben.“
Der Bischof wurde nun sanfter in seiner Rede. Sie sprachen lange miteinander und trennten sich in Freundschaft, und von dieser Zeit an sagte der Bischof, dass er nur wünschen könne, dass alle so gottesfürchtig wären wie sein lieber Gudbjart.
Aber später merkte man nie etwas davon, dass der Pfarrer Gebrauch von seiner Kunst machte.
Nichtsdestoweniger zog der Bischof das zweite Mal aus, und er war mit seinen Männern schon nördlich der Hjaltetalsheide, als sie bei hellichtem Tag von einem Schneetreiben mit starkem Sturm und Frost überrascht wurden. Plötzlich befiel sie alle ein Drang, ihre Notdurft zu verrichten; als sie sich aber wieder erheben wollten, waren sie nicht dazu imstande; sie waren nahe daran zu erfrieren und sahen schließlich keinen andern Ausweg zur Rettung, als das Versprechen zu geben, wieder nach Hause zurückzukehren. Die Leute frohlockten über die Reisen des Bischofs, Sira Gudbjart aber tat das nie; er glaube nicht, sagte er, dass er es sei, den der Bischof aufsuchen wolle: denn dazu hätte er nicht ein so großes Gefolge mitzunehmen brauchen.
Einige Zeit später war der Bischof mit noch einem Mann auf der Reise im Oefjord, und bei dieser Gelegenheit machte er einen Abstecher zum Hause des Sira Gudbjart; diesmal verlief alles gut, und es traf sich, dass niemand draußen war. Der Bischof trat gleich in das Haus und sah den Pfarrer am Tisch sitzen, den Kopf auf die Hand gestützt, mit einem Buch vor sich auf dem Tisch. Der Bischof ergriff das Buch, wie er es aber auch wandte und drehte, er fand doch nur unbeschriebene Blätter. Der Bischof fragte den Pfarrer, wozu er das Buch benutzen wolle, und der andere erwiderte, es diene zum Einschreiben von Predigten.
„So! Predigten!“ antwortete der Bischof zornig, „du, der den Teufel anbetet!“
Aber kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, als er ein Grab sich öffnen sah, aus dem eine bläuliche Flamme schlug. Er selber stand am äußersten Rand, während eine graue Hand seinen Mantelschoß fasste und ihn in die Flamme hinabziehen wollte. Der Bischof stieß einen Schrei aus und sagte: „Helft mir, um Gottes willen, Herr Pfarrer!“ Sira Gudbjart reichte ihm die Hand und sagte: „Lass ihn los, Satan!“ und alles war wieder, wie es gewesen war. Dann sagte der Pfarrer: „Es ist nicht weiter merkwürdig, dass der Böse denen so nahe ist, die seinen Namen im Munde führen, anstatt Gottes Segen über das Haus herabzuflehen; ich bin gewöhnt, das zu tun, und dennoch beschuldigst du mich, von dem rechten Glauben gelassen zu haben.“
Der Bischof wurde nun sanfter in seiner Rede. Sie sprachen lange miteinander und trennten sich in Freundschaft, und von dieser Zeit an sagte der Bischof, dass er nur wünschen könne, dass alle so gottesfürchtig wären wie sein lieber Gudbjart.
Aber später merkte man nie etwas davon, dass der Pfarrer Gebrauch von seiner Kunst machte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen