Die Kinderwiege

Kirstine, die auf Klein-Thveraa wohnte, erzählte von ihrer Mutter, die hellseherisch war, dass sie einmal als Kind auf der Wiese gewesen wäre und von da aus zwei Weiber hätte den Berg herunterkommen sehen, die ein männliches Wesen zwischen sich hatten, das etwas trug. Als sie sich näherten, sah sie, dass es eine Wiege war, über die etwas Rotes gebreitet lag. Dann nahmen sie den Mann und bleuten ihn tüchtig durch, bis er allmählich kleiner und schließlich zu einem Zwerg wurde. Dann begannen sie, ihn zu kneten, bis er nicht größer als ein Wickelkind war. Darauf legten sie ihn in die Wiege, breiteten das rote Tuch darüber, trugen sie zwischen sich und steuerten mit alledem dem Hof zu.

Da erzählte das Mädchen ihrer Mutter, was sie alles gesehen hatte, diese aber machte eine hastige Wendung, lief nach Hause und kam vor den Huldreweibern an eine Kinderwiege, die sie draußen auf dem Hof hatte stehen lassen. Als die Huldreweiber das sahen, nahmen sie ihr das Kind sofort wieder aus der Wiege heraus, verprügelten es und stießen es vor sich her. Bei dieser Behandlung wurde der Zwerg im Handumdrehen immer größer, bis er war, wie er ursprünglich gewesen war; dann folgte er ihnen auf den Berg, und dort verschwanden sie alle drei.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen