Der glühende Schlüssel

Es war einmal ein Schafdieb, der sich an einem abgelegenen Ort mit einer fetten Hammelkeule (andere sagen, dass es ein Bruststück war) in der Hand hinsetzte, die er gestohlen hatte und nun beabsichtigte, in Ruhe und Muße zu verzehren. Der Mond aber schien blank und hell; denn es war keine Wolke am Himmel. Da redete der Dieb den Mond mit folgenden schändlichen Worten an, indem er ihm gleichzeitig das Messer mit einem Fleischstück auf der Spitze entgegenhielt:

„Fett ist hier,
Komm zu mir,
Lass das Stück dir munden!“


Da antwortete ihm eine Stimme aus dem Himmel:

„Hüte dich, Dieb!
Schlüssel, du, flieg,
Bis du die Wange gefunden!“

Da fiel plötzlich ein glühender Schlüssel hoch vom Himmel herab, gerade auf die Wange des Diebes, und brandmarkte sie. Die Narbe des Schlüsselbrandmals aber trug er, solange er lebte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen