Der Sending
Eine Frau saß einmal bei ihrer Arbeit in der Badstube. Außer ihr waren weiter keine Leute auf dem Hof; denn der Bauer war wegen irgendeiner Besorgung von zu Hause fortgegangen, und das Gesinde war draußen beschäftigt. Da trat ein Junge in die Badstube ein, klein von Wuchs, aber sehr feist. Er fragte die Frau, wo der Bauer sei, sie beeilte sich jedoch nicht, es zu sagen, denn der Junge gefiel ihr nicht. Da fragte er nochmals nach dem Bauern, mit dem er, wie er sagte, ein ernstes Wort zu reden habe, und er könne nicht verweilen. Die Frau fragte ihn, was für einen Auftrag er denn habe, und ob sie ihn nicht entgegennehmen könne. Als der Junge hierauf „Nein“ erwiderte, sagte die Frau: „Ich glaube nicht, dass so ein Pfropfen wie du viel unter den Händen meines Mannes zu tun hat. Oder kannst du etwa größer werden, als du jetzt bist?“ Der Junge sagte, das könne er schon. Sie bat ihn um eine Probe davon, sonst glaube sie ihm nicht. Da wuchs der Junge allmählich, bis er so groß wie ein Troll wurde und bis an die Decke reichte. Die Frau sagte, dass man ihn kaum dort einfange, wo man ihn hinsetze, und sie bat ihn, nun wieder so zu werden, wie er vorher gewesen sei. Das tat er. Da fragte ihn die Frau, ob er sich in demselben Verhältnis klein- wie großmachen könne und wünschte, eine Probe zu sehen. Dazu sagte er ja, und allmählich wurde er nun kleiner, bis er die Größe eines Sperlings erreicht hatte. Da holte die Frau ein kleines Fläschchen hervor und fragte ihn, ob er sich so klein machen könne, dass er da hineinginge. Sofort verwandelte er sich in eine Fliege und kroch in das Fläschchen hinein; die Frau war nicht faul und spannte ein Kalbshäutchen über die Flasche, und nun musste sich der Gesell damit abfinden, darin zu kauern.
Als der Bauer nach Hause kam, gab ihm die Frau die Flasche und erzählte ihm alles. Er freute sich über die List seiner Frau, nahm die Flasche und ging mit ihr fort; was aber aus ihr geworden ist, erfuhr später Niemand.
Als der Bauer nach Hause kam, gab ihm die Frau die Flasche und erzählte ihm alles. Er freute sich über die List seiner Frau, nahm die Flasche und ging mit ihr fort; was aber aus ihr geworden ist, erfuhr später Niemand.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen