Der Nöck

Die Bauern des Sprengels sollten einmal die Umzäunung der Kirche auf Bard in Fljot ausbessern. Eines Morgens früh waren alle zur Stelle, außer einem alten Mann, der als etwas boshaft und wenig umgänglich galt. Es ging auf Mittag, aber der Alte kam nicht, und die andern fanden, er ließe reichlich lange auf sich warten. Um Mittag herum sahen sie ihn jedoch endlich kommen, ein graues Pferd hinter sich am Zügel führend. Als der Alte kam, wurde er mit Schimpfworten von den früher Gekommenen empfangen, weil er so spät zur Arbeit kam, die ihm genau so gut wie den andern zukam; er nahm das aber sehr ruhig hin und fragte nur, was er zu tun hätte; und der Zufall wollte, dass er mit denjenigen im Trupp gehen musste, die die Torfstücke und Lehmklumpen heranzuschleppen hatten, aus denen die Umzäunung aufgeführt werden sollte, und damit war der Alte ganz zufrieden.

Das Grauchen war sehr bösartig und schlecht gegen die anderen Pferde, biss und schlug sie und riss sich von ihnen los, und das Ende vom Liede war, dass keins der anderen Pferde sich seiner erwehren konnte. Die Leute, denen es gehörte, hielten das für einen großen Schaden, und sie wurden darüber einig, ihm umso größere Lasten aufzuerlegen, aber das half wenig. Es trug seine doppelte Last mit derselben Leichtigkeit, mit der es seine früheren Bürden getragen hatte, und es hörte mit seinen Unarten nicht eher auf, bis es alle übrigen Pferde verjagt hatte und allein zurückblieb. Da nahm der Alte das Pferd und lud ihm eine ebenso große Bürde auf den Rücken, wie man vorher sämtlichen Pferden zusammen zu tragen gegeben hatte, und ging dann hin und her mit dem Pferd, das sich nun ganz ruhig verhielt. Auf diese Weise brachte er alles, was zur Ausbesserung der Umzäunung gebraucht wurde, heran. Als er aber mit der Arbeit fertig war, nahm er dem Pferd den Zaum ab und schlug es damit auf die Lenden, indem er es losließ. Das gefiel dem Grauchen aber nicht besonders; es schlug hinten aus und stieß mit beiden Hinterbeinen in das Stück der Umzäunung, das im Laufe des Tages aufgeführt worden war; dadurch fiel ein großes Stück der Einfriedigung heraus, und wie oft man auch später das Loch ausfüllte, es wollte doch nie recht halten, weshalb hernach an dieser Stelle eine Zauntür zur Kirche angebracht wurde.


Das letzte aber, was man von dem Treiben des Pferdes sah, war, dass es einen Sprung machte, sobald es sich frei fühlte, und es hörte nicht auf, bis es in den Holtesee untergetaucht war.

Und da begriffen alle, dass es der Nöck gewesen war.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen