Der Bär, der mit der Tonne rang

In den Westfjorden liegt irgendwo ein Hof unterhalb eines steilen Berges, auf dem einmal ein reicher Bauer wohnte. Hoch oben auf dem Grat hatte er einen großen Schuppen, in dem er seine Fische und andere Sachen aufbewahrte. Vom Hof ging ein gerader Weg den Berg aufwärts, dicht an dem Schuppen vorbei. Er war wie mit einer Mauer eingefasst; denn große Steine lagen in Reihen zu beiden Seiten, während er am Boden ganz eben war.

Dem Bauern war es aufgefallen, dass, wenn es abends dunkel geworden war, in der Regel ein Bär kam, der den geraden Weg zu dem Schuppen hinaufstieg und an seine Fische ging, und der ihm auf diese Weise schon manchen Schaden zugefügt hatte. Da hatte er sich eine List ausgedacht, um dem Petz abzugewöhnen, seine Fische zu fressen. Er ließ nämlich eine riesengroße Tonne anfertigen, die gerade den Weg sperrte, wenn sie von dem Berge heruntergerollt wurde, füllte sie mit Steinen und schlug den Boden gehörig fest. Nun ließ er die Tonne auf dem Bergrücken liegen, wo der eingezäunte Weg begann und wartete dort selbst, bis der Bär kam. Dieser erschien zur gewohnten Zeit und ging nichts ahnend den Berg hinauf. Als er aber beinahe ganz oben war, wälzte ihm der Bauer die Tonne entgegen. Der Petz konnte nun nicht weiter. Die Tonne hatte Eile, sobald wie möglich bergab zu kommen, während Petz mit aller Gewalt versuchte, sie in ihrem Lauf zu hemmen. Umdrehen konnte er sich nicht; denn dann hatte er die Tonne dicht auf den Fersen; auch konnte er nicht über die Tonne hinüberspringen; denn er brauchte all seine Kraft, um ihr Widerstand zu leisten, damit sie ihm nicht auf dem Kopf fiel. Auf diese Weise rang er die ganze Nacht mit der Tonne und glitt langsam zurück vor ihr, bis sie beide unten auf ebener Erde standen. Da war der Petz nahe daran, vor Müdigkeit umzufallen, und schlich sich davon, indem er nach der Tonne schielte.


Der Bauer aber verfolgte ihn mit seinem Gelächter und hatte seitdem in seinem Schuppen Ruhe vor ihm.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen