Bischof Brynjolf

Als Bischof Brynjolf einmal in Skalholt auf einer Rundreise war, schlug er sein Zelt an einem Berg auf. Er hatte vier oder fünf Mann im Gefolge. Nachts erwachte der Bischof davon, dass eine über die Maßen große Hand durch das Zelt gestreckt und draußen gesagt wurde: „Ein Zelt für einen Bauern, einen bäurischen Mannl!“ Der Bischof sah, dass eine Riesin gekommen war und zwar keine von den kleinsten. Er sagte ihr, dass sie dasjenige von seinen Pferden, dass er ihr näher bezeichnen würde, nehmen und behalten sollte. Da ging die Riesin ihres Weges und nahm das Pferd mit. Sie warf es so leicht über die Schultern, als wäre es ein Schaf und stapfte auf den Berg hinauf.

Im nächsten Sommer machte der Bischof an derselben Stelle Halt. Als aber seine Leute wach wurden, war er aus dem Zelt verschwunden. Sie gingen hinaus, um ihn zu suchen. Nach vielem Suchen fanden sie ihn in einer Höhle im Berge, in der er saß und mit der Riesin sprach, die im vorigen Sommer sein Zelt besucht hatte. Sie sahen, dass sie weinte, und es war, als ob Hagel aus ihren Augen stob. Wovon aber der Bischof und sie gesprochen hatten, das erfuhren die Leute nicht. Er folgte ihnen dann und zog wieder heimwärts.


Nach dieser Zeit aber hatte der Bischof stets die Gewohnheit, an jedem Weihnachtsheiligabend einen Hengst draußen vor der Scheune auf Skalholt anbinden zu lassen. Morgens war der Hengst immer verschwunden, und man wusste dann, dass ihn sich die Riesin zum Festtagsschmaus geholt hatte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen