Instinkt oder Überlegung.

[Der Hundehalter lässt beides schmerzlich vermissen.]
Autor: C. v. R., Erscheinungsjahr: 1869
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Vor Jahren besaß ich ein hübsches Exemplar der kleinen langhaarigen Wachtelhund-Rasse, das sich durch auffallende Klugheit vor vielen seines Geschlechts auszeichnete. Trouvé, so hieß mein Hund, konnte - wie jeder andere - nie der Verlockung widerstehen, wenn er einen Igel fand, stets von neuem misslungene Versuche anzustellen denselben zu fassen und tot zu beißen. Eines Tages hatte er mich, wie gewöhnlich, auf meinem Gange ins Bad begleitet, als er im Walde am Meeresufer wieder einen Igel fand, der sich sofort beim ersten Angriff zusammenkugelte. Trouvé's Versuche, ihn zu fassen, blieben natürlich auch dieses mal erfolglos, und eine geraume Zeit zerstach er sich an dein Igel ganz nutz- und witzlos das Maul. Dann aber ließ er plötzlich von ihm ab und beobachtete ihn eine Zeit lang ohne zu bellen, hoffend, daß der Igel sich strecken würde. Als dieser aber gar keine Anstalten machte, seine vorteilhafte Stellung aufzugeben begann Trouvé von allen Seiten mit den Vorderpfoten trockenes Laub zusammen zu scharren und dasselbe auf seinen Feind zu häufen. Er setzte diese Arbeit so lange fort, bis der Igel hoch mit Blättern bedeckt war; darauf fasste er ihn mit großer Gemütsruhe und trug ihn wedelnd, und sich nach mir mit Befriedigung umsehend, ins Wasser, wo er ihn fallen ließ. Natürlich beeilte sich der Igel wieder ans Land zu schwimmen: kaum aber erschien der kleine Kopf über dem Wasser, so machte Trouvé mit wohlangebrachtem Biss dem Igel den Garaus, trug ihn ans Land und legte mir sein Opfer triumphierend und mit den lebhaftesten Äußerungen der Freude zu Füßen.