Länder als Kriegsursachen

Wenn Kriege überhaupt verhindert werden sollen, so müssen zuerst die Ursachen des Krieges beseitigt werden. Eine der wichtigsten Ursachen des Krieges während der letzten hundert Jahre ist zweifellos der britische Besitz Indiens gewesen. Die enormen Hilfsquellen Indiens liefern England die Kraft, das Prestige, die erforderlich sind, um es zum Kriege gegen seine europäischen Rivalen und Konkurrenten zu ermutigen, und das wollüstige Verlangen, seine Macht über sein „Indisches Reich“ zu behalten, hat England in eine Reihe der schmählichsten Kriege der Eroberung und Annexion gegen absolut unschuldige Nationalitäten getrieben. Lord Curzon hat vor einigen Jahren offen darauf hingewiesen, dass alle von England besetzten Gebiete in Asien und Afrika nicht um ihrer selbstwillen erobert worden sind, sondern lediglich um Englands Domäne in Indien zu sichern. „Die Zentrallage Indiens,“ sagte er, „seine mächtigen Hilfsquellen, seine stets zunehmenden Menschenmassen, seine großen Handesshäfen, sein Vorrat an militärischer Kraft, die uns eine Armee liefert, welche dauernd auf einem hohen Stande der Kriegsbereitschaft ist und jeden Augenblick nach irgendeinem Punkte Asiens oder Afrikas geworfen werden kann. — alles dieses beweist unwiederleglich seinen überragenden Wert.“ Und der amerikanische Schriftsteller Homer Lea bemerkt richtig, dass „in Zukunft die sich aus der strategischen Lage Indiens ergebende Macht, als entscheidender Faktor in der Weltpolitik, mit jeder weiteren internationalen Neugestaltung an Bedeutung gewinnen werde."

Tatsächlich ist kein Land Gegenstand so zahlreicher internationaler Konflikte gewesen, wie Indien, — englischfranzösische, englisch-holländische, englisch-portugiesische, englisch-russische . . . . . . Die russophobe Politik Englands in Indien im 19. Jahrhundert hat zu endlosen Grenzkriegen geführt und hat der immer mehr verarmten Bevölkerung Indiens ein ungeheuer kostspieliges und beständig wachsendes Budget auferlegt. Die Furcht, Indien zu verlieren, hat zu dem berüchtigten englisch-japanischen Vertrage geführt, und der Tag ist nicht mehr fern, wo die gleiche Furcht Ursache eines englisch-japanischen Konflikts sein wird. Es ist wegen des englischen Besitzes von Indien, dass die souveränen Rechte Persiens und Afghanistans mit Füssen getreten, Nepal. Tibet und Siam zur Ohnmacht gebracht worden sind, Birma unbarmherzig annektiert wurde, China ein Opfer der Opiumkriege und anderer aggressiver Taten geworden ist, Ägypten besetzt wurde durch Betrug und Meineid, die Boer-Republiken schändlich unterjocht wurden — geschweige denn von der Hineinziehung Chinas und Siams in den jetzigen Krieg, der Besetzung von Arabien und Mesopotamien (welche England dauernd zu machen beabsichtigt), der Hunderttausenden von unschuldigen indischen Soldaten im Dienste ihres heimtückischen britischen Feindes, die aus ihrem Lande geschleppt worden sind, um auf den Schlachtfeldern in Frankreich, Ägypten, Persien und Mesopotamien zu sterben, der Millionen von Pfund Sterling, die von den Prinzen und dem Volk Indiens durch ungezählte listige Schliche erpresst worden sind.


Ist es denn Unwissenheit, oder ist es wohlwissende Unterwerfung unter den britischen Imperialismus, welche das Holländisch-Skandinavische Komitee veranlasst hat, sogar die Erwähnung des Namens Indiens bei ihren Friedensplänen fortzulassen?
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Indien und der Weltfrieden