Anhang

Telegramm an die Konferenz der Britischen Arbeiterpartei (British Labour Party) in Nottingham. 22 Januar 1918.

Obgleich alles was die Geschichte uns von der Herrschaft der Engländer in Indien zu berichten weiß, uns gelehrt hat, dass wir von ihnen weder Gerechtigkeit noch Barmherzigkeit gegen die von ihnen unterdrückten Rassen zu erwarten haben, und obgleich wir überzeugt sind dass die Befreiung des indischen Volkes nicht anders als durch bewaffneten Wiederstand gegen seine Unterdrücker erreicht werden kann, fühlen wir uns doch, als Repräsentanten der indischen national-revolutionären Partei in Europa, veranlasst, in diesem für die ganze Weltgeschichte wichtigen Augenblick uns an das ganze aufgeklärte Europa, England mit einbegriffen, mit einem Aufruf für die Befreiung Indiens zu wenden, um wenn es möglich ist auf dem Wege des Übereinkommens zu erzielen, was sonst nur mit Blut zu erkaufen wäre. Deswegen richten wir diese Botschaft an die Konferenz in Nottingham, wo die leidenden Arbeiter Englands ohne Zweifel auch die Fragen des Friedens erörtern werden. Kein wirklicher Frieden ist möglich, bevor die Welt nicht zur Einsicht gekommen, dass der Krieg durch die aggressive, imperialistische Kolonialpolitik der Großmächte hervorgerufen worden ist, und das England auf diesem Gebiet der älteste, rücksichtsloseste und erfolgreichste Verbrecher ist. Mit der traditionellen Heuchelei der britischen Politiker, versichern Eure Leiter, dass sie für das Recht, die Demokratie und die Freiheit der unterdrückten Nationen kämpfen. Euer Land hat niemals für die Freiheit der Welt gekämpft, sondern bloß für seine eigene Freiheit, andere Länder erobern, betrügen, ausrauben und exploitieren zu können. Und Ihr Arbeiter Englands seid dabei nicht nur ein Opfer geworden, sondern Ihr habt Euch sogar zum Werkzeug gebrauchen lassen für den kapitalistischen und militaristischen Imperialismus Eurer eigenen Herren. Wenn Ihr wünscht dass die Welt der Aufrichtigkeit Eurer Reden von Freiheit und Demokratie, Glauben schenken soll, so macht ein Ende dem brutalen Exploitierungsregime, das Jahrhundertelang Millionen von Menschen in Indien, Irland und Ägypten in Armut, Unwissenheit und Erniedrigung erhalten hat. Ihr könnt nicht verlangen, dass andere Nationen ihre unterdrückten Völker befreien sollen, bevor Ihr nicht die Eurigen freigegeben habt. Philip Snowden hat schon darauf hingewiesen wie heuchlerisch ein Friedensschluss laut den Prinzipien „keine Annexionen“ sein muss, wenn dabei nicht der indischen, irländischen und ägyptischen Frage die gleiche internationale Bedeutung eingeräumt wird wie der polnischen, finnländischen u. s. w. Aber einige Arbeiterführer, wie Henderson und Ramsay Macdonald, handeln nur im Sinn der Kapitalisten und Imperialisten. Wenn sie bloß Reformen für Indien in Vorschlag bringen. Indien bedarf keiner Reformen unter britischer Herrschaft, sondern einer revolutionären Umwälzung. Es liegt im Interesse der Arbeiter Englands mit uns für das Zustandekommen dieser Revolution sowohl in England als auch in Indien zu arbeiten. Das indische Volk lässt sich nicht mehr länger, von den sich stets gleichbleibend unehrlichen Versprechungen irreführen, deren einziges Ziel die Verlängerung der Exploitierung ist. Allen tyrannischen Gesetzen zum Trotz, welche die persönliche Freiheit so wie die Rede- und Pressfreiheit unterdrücken, haben die natürlichen Leiter des Landes, in klaren Worten dem Wunsch der Inder, eine selbstständige Nation zu werden, Ausdruck verliehen. Reformen und Home-Rule-Vorschläge können den Tag der Abrechnung nur hinausschieben, aber er muss kommen. Bevor nicht Indien die volle Freiheit erlangt hat über sein Schicksal selbst zu entscheiden, wird das britische Volk die Segnungen des Friedens nicht genießen, ebensowenig wie Britannien je aufhören wird die unermesslichen Reichtümer Indiens zu benutzen um den Weltfrieden durch Anfalls und Eroberungskriege zu stören.


Wir verlangen nun von Euch, dass Ihr Euch dahin entscheidet, unverzüglich die Befreiung Indiens, Irlands und Ägyptens zu fordern.

Das Europäische Zentralkomitee Indischer Nationalisten.
Artillerigatan 28 B, Stockholm
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Indien und der Weltfrieden