November 1827. - Dr. Samuel Hahnemann an Jenny. - „Mein gnädiges Fräulein! ...

„Die pünktliche Folgsamkeit, mit welcher Sie meinen Wünschen nachkommen und die Offenheit in Darlegung Ihres körperlichen und Gemütszustandes in Ihrem Berichte verdienen meinen ganzen Beifall. Seyn Sie versichert, daß ich den innigsten Theil an Ihrem Wohle nehme und daß ich Alles thun werde, Sie herzustellen. Auch Ihre trüben Ideen sind bloß Folgen Ihres körperlichen Unwohlseyns, was bei Ihnen schon in zartester Kindheit begonnen haben muß. Mit der Gesundheit Ihres Körpers weichen aber jene niederschlagenden Vorstellungen gänzlich. Bis hierher hatte diese melancholische Gemüths-Verstimmung doch den großen Vortheil für Ihre Sittlichkeit, Sie vor dem Leichtsinn zu bewahren, welcher so oft junge Frauenzimmer Ihres Alters von dem edelen Ziele ihres Daseyns entfernt und der modigen Frivolität Preis giebt ...

„So hat der Allgütige selbst durch dieses Seelenleiden Ihnen eine Wohlthat erwiesen in Sicherstellung Ihrer Moralität, deren Reinheit mehr als alle Güter der Erde werth ist ...“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Im Schatten der Titanen