Paris, den 14. November 1851. Meine geliebte Jenny!

Dein Brief hat mich gerade am Vorabend meines Geburtstages erreicht, und ich antworte Dir sofort, um Dir zu sagen, daß er nicht ein Wort enthält, das nicht den Weg zu meinem Herzen gefunden hätte! Ach, mein liebes Kind, warum müssen die Ereignisse und das Schicksal uns so weit von einander entfernen?! Ich wäre so glücklich, Deine Kinder um mich zu haben, Deinem vortrefflichen Mann zu danken für das Glück, mit dem er Dich umgibt. Aber, liebste Jenny, irgend etwas sagt mir, daß ich nicht sterben werde, ohne Euch Alle gesegnet zu haben. Mein Leben ist recht bewegt, trotzdem ich mich zurückgezogen habe, und ich sehe, wie die Ruhe, deren ich so sehr bedarf, mir immer weiter entflieht. -- Mit Freuden empfing ich das Portrait Deiner reizenden kleinen Marianne, grüße sie aufs zärtlichste von mir, ohne dabei der Anderen zu vergessen. Ich hoffe, meine Jenny, Du sprichst Ihnen oft von Deinem „alten Pathen“ (weil es nun einmal so sein muß!); lehre sie, mich zu lieben, damit, wenn ich sie einmal umarmen darf, ich spüren kann, daß ihr eigener Herzschlag es ihnen sagt: kein Fremder ist es, der uns küßt!

Ich segne Dich, liebes Kind, und grüße Deinen Mann und Deine Kinder.


Dein Dich liebender Vater

Jerome.

P. S.

Ich übergebe meinen Brief Deiner guten Schwester, die mein ganzer Trost ist!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Im Schatten der Titanen