Paris, 26. Januar 1851. - Meine geliebte Jenny!

Alle Tage seit längerer Zeit greife ich zur Feder, um Deine guten zärtlichen Briefe, die mich so beglücken, zu beantworten, und alle Tage lege ich sie wieder fort, weil ich hoffe, Dir endlich einmal über die Situation, die mich so sehr bewegt, etwas Tröstliches sagen zu können. Ich hoffe, daß der gute Genius meines Vaterlandes es dem Unheil entreißen wird: Du weißt, liebes Kind, daß ich es mir zum Gesetz gemacht habe, ungefragt keinen Rat zu erteilen, und mich aller Politik fern zu halten; auch sehe ich meinen Neffen höchst selten, damit man nicht behaupten kann, daß ich ihn nach irgend einer Richtung hin beeinflusse. Ich sehe aber nur zu deutlich die ganze Gefahr der Lage, die, durch die Intrigen der Herren Thiers und Konsorten, alle Tage kritischer wird.

Ich habe voller Freude die Bilder Deiner Kinder erhalten, ich habe sie einrahmen lassen und sie stehen vor mir; küsse sie zärtlich von mir. -- Unserer lieben Pauline geht es besser, und ich hoffe, ihr Auge wird erhalten werden. Ich freue mich, daß das gerechte Avancement Deines Onkels Dich beglückt hat; ich habe sehr wenig Teil daran; er hat es sich durch seine Talente und seinen eigenen Wert selbst geschaffen. Ich bedaure nur, daß er den alten Invaliden vergessen hat und ich ihm nicht die Hand drücken kann.


Ich presse Dich an mein Herz, geliebtes Kind, und segne Dich. Wollte Gott, alle meine Kinder wären so gut wie Du und die liebe Pauline!

Jerome.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Im Schatten der Titanen