Zum Fürsten der Sklavenhändler.

Vor mir lag noch über ein halbes Jahr, ehe ich auf den Nilbarken die Rückreise antreten konnte. Diese Zeit nach Kräften auszunützen, gebot mir die Pflicht. So begann ich mit düsterm Sinn meine Arbeit von vorn; mehr als früher kämpfte ich, einem Bettler gleich, mit Mangel und Entbehrungen.

Zunächst beschloß ich der unseligen Brandstätte den Rücken zu kehren und mich nach der Seriba Kutschuk-Ali, jenseits des Djur, zurückzuziehen, deren Verwalter Chalil mir befreundet war. Meiner vortrefflichen Genfer Ankeruhren beraubt, verfiel ich zur Sicherstellung der Wegaufnahme auf das Mittel, die Schritte zu zählen. Ein Fehler von 5 bis 8 Prozent war dabei allerdings nicht zu vermeiden. Das Maß meiner Schritte wechselte je nach der Beschaffenheit des Weges zwischen 60 und 70 Zentimeter. Ich zählte immer nur bis 100 und las die einzelnen Hunderte an den Fingern ab. Waren 500 voll, so machte ich auf dem Notizblatt einen Strich, das zweite 500 gab einen Querstrich, so daß ein Kreuz entstand, das 1000 Schritt bedeutete. Zwischen den Kreuzen wurden die Notizen über Wegrichtung und Örtlichkeit eingetragen. Nach vollbrachtem Tagemarsch konnten die Summen mit Ruhe zusammengezählt und im Tagebuch eingetragen werden. Bis zur Einschiffung in der Meschra, sechs Monate später, zählte ich auf diese Weise eineinviertel Million Schritte. Manche Reisende sind später meinem Beispiel gefolgt.


Bei Chalil fand ich gastliche Aufnahme und offenen Kredit. In der Seriba waren einige des Schneiderns kundige Leute, mit deren Hilfe ich mich neu einkleidete. Freilich mußte ich mich mit leichten Baumwollstoffen begnügen. In dornreichen Walddickichten war das für den Botaniker und Jäger ein großer Übelstand. Einen leichten, aber sehr haltbaren Hut klebte ich mir selber aus zähem Patronenpapier zusammen und übernähte ihn mit weißem Zeug.

Der Weihnachtstag war der kälteste meines Aufenthalts im tiefern Binnenland: eine Stunde vor Sonnenaufgang stand das Thermometer auf nur 16 Grad Celsius über Null; trotzdem stieg die Hitze mittags regelmäßig auf über 30 Grad.

In der Hoffnung, aus dem Nachlaß Kutschuk-Alis manches Brauchbare erstehen zu können, beschloß ich, eine Wanderung nach dem Lager der ägytptischen Regierungstruppen anzutreten. Es war weit nach Westen vorgeschoben und befand sich sieben gute Tagemärsche entfernt, bei der großen Niederlassung Dem-Siber des mächtigsten der Chartumer Seribenbesitzer, des Siber-Rachama, der selbst im Land anwesend war. Sein Landbesitz umfaßte das westlichste Ende des von den Chartumern besetzten Gebietes und grenzte unmittelbar an die südlichsten Vorposten des Sultans von Darfur. Bald danach, 1875, wurde das Sultanat Darfur dem ägyptischen Reich einverleibt, nachdem die Eroberung des Landes durch Siber von Süden her erfolgt war. Im Kampf um die Freiheit seines Landes fiel der letzte Sultan Ibrahim. Siber war der Vater des im spätern Mahdistenaufstand berühmt gewordenen Rebellenführers Soliman-Siber, der im Juli 1879 mit seinem ganzen Anhang durch Gessi-Pascha vernichtet wurde.

Am Neujahrstag 1871 begann ich die Wanderung nach Norden und nach Westen, die sich dann nach Süden wendete, um in großer Schlinge zu Chalils Seriba zurückzuführen. Sie erschloß mir tiefe Einblicke in die Greuel des Sklavenhandels. Ich betrat zunächst einen Boden, der durch den frühern Besuch von Forschungsreisenden bekannt geworden war. Am Pongo hatte 1863 Theodor v. Heuglin über acht Monate gelebt, in einem nahen Dorf war sein Begleiter Dr. Steudner gestorben, und in der Nachbarschaft hatte die Holländerin Fräulein Alexine Tinne, die später ermordete kühne Afrikareisende, ihr trotz allem Reichtum elendes Dasein gefristet. Eine gänzlich zerfallene Hütte, jetzt Behausung von Ziegen und Schafen, bezeichnete den Platz, an dem die Gebeine ihrer unglücklichen, vor acht Jahren hier dem Klima zum Opfer gefallenen Mutter moderten, bis sie ihren weiten Weg bis zur Heimat antreten konnten.

Mein nördlichster Punkt auf der Wanderung nach Westen war die Hauptseriba des Ali-Amuri, von den Eingeborenen Longo genannt. Sie übertraf an Hüttenzahl, aber auch an bodenlosem Schmutz und Unordnung die Seriba Ghattas. Alle Hütten und Zäune waren schief und krumm, und die verworrenen Gehöfte bereits so verfallen, als seien sie jahrelang nur von Ratten und Termiten bewohnt gewesen. Ekelhafte Haufen von Küchenabfällen, Aschenhügel, faulende Strohmassen, alte Körbe und Kürbisschalen lagen mannshoch in den engen Gassen. Haushoch waren sie draußen vor den Eingängen aufgestapelt, überwuchert von Schimmel und Pilzen. Es war eine Musterwirtschaft zügelloser nubischer Banden.

An diesem Platz hielten sich das ganze Jahr über viele Sklavenhändler auf, die von zahlreichen Baggara-Arabern begleitet waren. Diese wilden Söhne der Steppe lagerten mit ihren abgemagerten Rindern hordenweise im Umkreis. Neugierig drängten sie sich um mich, da sie noch nie einen Christen zu sehen bekommen hatten. Von einem erhöhten Platz aus zeigte ich ihnen verschiedene meiner Zeichnungen. Die Wirkung war unbeschreiblich - ein Jauchzen der Freude entrang sich ihren rauhen Kehlen. Schließlich ließen sich einige herbei, mir zu sitzen. Diese Baggara waren echte Araber, schöne hellbraune Gestalten von schlankem, nervigem Wuchs und tadelloser Regelmäßigkeit der Gesichtsbildung.

Ein alter mohammedanischer Eiferer aus Darfur tobte über das sündhafte Zeichnen. Als ich ihm aber zurief: »So geh doch fort und laß mich ungeschoren!«, da stimmten viele der Baggara mir bei und suchten den Schreier zu beschwichtigen oder sie lachten ihn aus. Zuletzt wurde er verhöhnt und unter Späßen beiseite gestoßen.

Am 6. Januar verließ ich die bisher verfolgte Nordrichtung und setzte die Wanderung, im rechten Winkel abbiegend, in südwestlicher Richtung fort. Hier traf ich wieder einmal mit meinem Freund Mohammed zusammen. Begleitet von einem großen Troß Korn befördernder Bongo, war er ebenfalls auf dem Weg zum ägyptischen Lager. Häufig begegneten mir jetzt kleine Trupps von Gellaba, die auf Eseln oder Ochsen mit ihren Waren einhergezogen kamen.

Am 13. Januar wurde das vorläufige Ziel der Wanderung erreicht, die Hauptseriba des Siber und das ägyptische Lager. Dem-Siber liegt 215 Meter höher als die große Seriba Ghattas. So geringfügig der Einfluß auf das Pflanzenleben zu sein schien, so gab doch der auffällige Wechsel der hydrographischen Verhältnisse ein ganz verändertes Gelände zu erkennen. Aus aufsaugendem, trockenem Boden gelangt man fast unmittelbar in ein ertragreiches Quelland. Die Flüsse, Bäche und Gräben enthalten das ganze Jahr hindurch ununterbrochen fließendes Wasser von reinster Beschaffenheit.

Die große Seriba Sibers, deren Pfahlwerk ein 200 Schritt in Geviert haltendes Viereck bildet, ist von vielen Hunderten zerstreuter Gehöfte und Hüttengruppen umgeben, die sich an Ostabhang einer tiefen Talniederung weithin hinziehen. Das Tal durchströmt ein von reichen Uferquellen gespeister Bach. Das Ganze gewährt den Eindruck einer sudanischen Stadt. In der Sprache bei Sudaner heißen auch Niederlassungen von solcher Größe »Dem«, Stadt.

Am südlichen Ende hatten die ägyptischen Truppen ihr Lager eingerichtet, die Ahmed Agha, der Stellvertreter des verstorbenen Kutschuk-Ali, befehligte. Teuerung herrschte infolge der Überfüllung durch die Tausende von Sklavenhändlern, die aus Kordofan herbeigezogen waren. Der Sultan von Darfur hatte auf die erste Kunde von den auf seine Kupfergruben gerichteten Plänen der Ägypter die Grenze abgesperrt. So sahen sich die Händler gezwungen, den weitern, gefährlichen Weg durch die wüsten Steppenstriche der räuberischen Baggara einzuschlagen. Trotzdem schien die Anwesenheit der Regierungstruppen den Zuzug der Sklavenhändler verdoppelt zu haben. Seit dem Ende der letzten Regenzeit waren über 2000 Kleinhändler herbeigezogen, und immer noch wurden neue Ankömmlinge erwartet. Alle diese Leute zehrten, wie die Truppen, von Sibers Kornvorräten.

Statt inmitten reicher Kornhändler ihren Sitz aufzuschlagen, hatten sich die ägyptischen Truppen am äußersten Ende des Seribengebiets der Provinz Bahr-el-Ghasal niedergelassen. Angeblich geschah es, um die Zugänge zu den Kupfergruben von Darfur zu beherrschen, in Wirklichkeit aber, um der Sklavenquelle näher zu sein und den direkten Handel mit den nördlichen Absatzgebieten besser ausbeuten zu können.

Ungeachtet dieser großen Anhäufung von Menschen war der Gesundheitszustand, soweit ihn das Klima beeinflußte, völlig befriedigend. Auch die Sterblichkeit unter den Sklaven schien an diesem von schwarzer Ware überfüllten Stapelplatz nicht groß zu sein. Die verweichlichten ägyptischen Soldaten fühlten sich indes äußerst unglücklich. Jetzt schon, und noch war das erste Jahr kaum abgelaufen, hätten ihre Klagen Steine erweichen können. Es fehlte der Schnaps, das Weizenmehl, der Reis; sich selbst aber zu helfen, dazu waren sie zu träge.

Der Eindruck eines schmutzigen Menschengewühls wurde durch den starken Zuzug der Sklavenhändler außerordentlich vermehrt. Die unsaubern, in Lumpen gehüllten Gestalten der Menschenkrämer saßen mit ihrem Plunder haufenweise auf allen freien Plätzen. Widerlich waren die rauhen Stimmen und das heisere Geschrei ihrer gotteslästerlichen Gebete, widerlich die Trägheit, Trunk- und Schlafsucht. Überall herrschte ein faules, lasterhaftes Getreibe, begleitet von allen möglichen ansteckenden Krankheiten, dazu Grabesdüfte und Gerüche übelster Art. Überall stieß ich auf Dinge, die meine Sinne aufs empfindlichste beleidigten.

Bei Siber fand ich indes gastfreie Aufnahme, und ich hatte keinen Grund zur Klage. In einem trostlosen Zustand fand ich aber ihn selbst, der bei einen Zusammenstoß zwischen Nubiern und Ägyptern schwer verwundet worden war. Das Fußgelenk war von einer Kugel durchbohrt worden. Nach Verlauf vieler Wochen gelang erst die völlige Wiederherstellung.

Siber hatte sich mit einer Art fürstlichen Hofhalts umgeben. Seine Privatwohnung bestand aus einer Gruppe wohlgebauter Hütten; eine bewaffnete Wache war Tag und Nacht aufgestellt. Reichgekleidete Sklaven meldeten die Besucher an, und eigene Räume mit Diwanen, von Teppichen bedeckt, waren als Wartezimmer hergerichtet. Den Gästen wurde Kaffee, Tschibuk und Scherbet gereicht. Gefangene Löwen, an schweren Ketten befestigt, erhöhten die fürstliche Pracht.

Hinter einem großen Vorhang stand in der innersten Hütte das Krankenlager des Siber, um das sich ständig eine Anzahl dienstbarer Geister zu schaffen machte. Ein ganzer Haufen Faki saß an der Wand des Gemachs auf den Diwanen. In einem fort murmelten sie Gebete. So leidend auch der Zustand des Kranken war, so kamen und gingen dennoch ununterbrochen die Leute, die ihn zu sprechen wünschten. Ich besuchte Siber häufig und saß dann neben seinem Bett. Er beklagte seinen hilflosen Zustand und bedauerte, daß er nicht selbst für meine Bedürfnisse sorgen könne. Wäre er gesund, dann würde es ihm ein Vergnügen bereiten, mich persönlich durch sein Land zu führen. Zum Glück verlangte er von mir keine ärztliche Hilfe, und ich beruhigte ihn durch meine Zustimmung zu der eingeschlagenen Heilmethode mit Ölspülung. Aus den Lagerhäusern Sibers erhielt ich gegen eine Anweisung auf Chartum einen Zentner Kupfer, das mir als bare Münze diente. Außerdem wurde mir ein großer Vorrat an Patronenpapier geliefert, um die gesammelten Pflanzen darin trocknen zu können, auch Seife und Kaffee. Den größten Dienst aber leistete mir Siber, indem er mich mit Schuhwerk europäischer Art versah. Auch Pfeifenköpfe, Kämme, Zündhölzchen nannte ich wieder mein. Bisher hatte ich mich, da ich unterwegs gern Tabak rauchte, mit einem Feuerbrand beholfen, der mir glimmend nachgetragen werden mußte.

Kaum war ich in den mir zur Unterkunft angewiesenen Hütten eingerichtet, als sich auch schon Besuche der verschiedensten Art bei mir einstellten. Ich lernte einige der größern Sklavenhändler kennen, die hier von alters her ansässig waren und nun vor Begierde brannten, hinter die ihnen unverständlichen Absichten meiner Reise zu gelangen.

Schon lange vor Ankunft der ersten Chartumer Handelsgesellschaften hatten sich zahlreiche Sklavenhändler aus Darfur und Kordofan dauernd in Dar-Fertit, dem südlich von Darfur gelegenen Landstrich, niedergelassen. Sie legten ausgedehnte Ansiedlungen an, die ihnen als Stapelplätze der schwarzen Ware dienten. Als nun die elfenbeinsuchenden Chartumer erschienen, wurden sie von den Sklavenhändlern mit offenen Armen empfangen. Sofort gründeten sie ihre Seriben als feste Waffen- und Stapelplätze des Elfenbeinhandels. Die Sklavenhändler blieben dabei in ihren frühern Sitzen, so daß diese Plätze mit der Zeit den Umfang und das Aussehen sudanischer Marktstädte gewannen und zugleich die Mittelpunkte für den gesamten Sklavenhandel dieser Länder wurden. Da im Sudan alle Bedingungen zu einem bequemen Absatz der Sklaven gegeben waren, trat nun auch bei den Unternehmungen der Chartumer der Sklavenhandel immer mehr in den Vordergrund, und die Leute, über deren Kommen sich die Gellaba so sehr gefreut, wurden bald ihre schlimmsten Nebenbuhler.

Siber, der seinen ausgedehnten Landbesitz auf eine Streitmacht von 1000 Feuerwaffen stützte, hatte im Jahr vorher keinen größern Erlös an Elfenbein gehabt als 300 Lasten. Wohl aber hatte er für sich allein in demselben Jahr 1800 Sklaven auf dem geraden Weg durch die Steppen nach Kordofan befördern lassen.

Ich hatte die Hoffnung gehegt, auf dem Landweg über Kordofan die Rückreise ausführen zu können. Diesem Vorhaben aber stellten sich so mannigfache Hindernisse entgegen, daß ich mich genötigt sah, der sichern Fahrstraße auf dem Nil vor den gefahrvollen Möglichkeiten einer monatelangen Wanderung durch die Steppen der Baggara den Vorzug zu geben. Ganz abgesehen von den kriegerischen Zwischenfällen, dem Hunger und den Anstrengungen, die eine solche Reise in Aussicht stellte, abgesehen auch von der Schwierigkeit in der Beschaffung hinreichender Transport- und Lebensmittel, hatte ich auch nicht die Absicht, soviel Zeit darauf zu verwenden, wie die Karawanen der Sklavenhändler bei ihrem Zug nach Norden es zu tun pflegten. Sie blieben unterwegs oft wochen-, ja monatelang liegen.

Am 23. Januar verließ ich Dem-Siber, begleitet von acht Trägern. Mein nächstes Ziel war die Niederlassung einer mit Kutschuk-Ali in Verbindung stehenden Gesellschaft; sie lag in Südwest, etwa 35 Kilometer entfernt, am Birifluß. Der Verwalter, der krank und verdrießlich war, ließ mich mit ziemlich leerem Magen und ohne Speisevorrat am andern Tag weiterziehen. Ein Ägypter, der den kranken Verwalter vertrat, trug die Hauptschuld an dieser Aufnahme, der schlechtesten, die mir irgendwo in den Niederlassungen der Chartumer zuteil geworden war.

Zwischen Nubiern und Ägyptern gab es überall Reibereien; sie haßten sich gegenseitig. Die eisige Ruhe meiner empörten Diener und der verbissene Groll des Ägypters, der durch wer weiß welchen Formfehler seitens der Nubier sich verletzt fühlte, machten mir trotz meiner traurigen Lage viel Spaß. Am folgenden Morgen fühlte ich mich aber sehr unwohl. In solcher Lage mußte ich die gänzliche Einbuße meines Teevorrats um so schmerzlicher empfinden, denn der Kaffee vermochte, obgleich ich ihn in großen Mengen genoß, nur wenig über mein Nervensystem. Ich mußte einen sehr starken Aufguß zu mir nehmen, um die zur Fortsetzung des Marsches erforderliche Spannkraft einigermaßen aufrechtzuhalten.

Ich wandte mich nun südwärts nach dem 40 Kilometer entfernten Dem-Gudju, einer der Hauptniederlassungen der angesiedelten Sklavenhändler. Der Platz bildet den westlichsten und zugleich, abgesehen von meiner Besteigung des Baginseberges, höchsten Punkt aller meiner Reisen im tiefern Binnenland. Die Meereshöhe bestimmte ich auf 846 Meter; sie wird jetzt nach Junkers Messungen mit 750 Metern angenommen. Aus verschiedenen Anzeichen in der Geländebeschaffenheit glaubte ich den Schluß ziehen zu müssen, daß diese Höhenzunahme im Westen von Dem-Gudju noch stärker werde und daß vielleicht in jener Gegend irgendeine bedeutende Wasserscheide zu suchen sei.

In der Tat verläuft jenseits des Biri 42 Kilometer südwestlich von Dem-Gudju die Wasserscheide zwischen Nil und Kongo, die zugleich die heutige Grenze zwischen der ägyptischen Bahr-el-Ghasalprovinz und Französisch-Äquatorialafrika bildet.

Obgleich ich mich in Dem-Gudju einer gastfreien Aufnahme zu erfreuen hatte und gute Bewirtung fand, war mein Zustand doch kläglich. Ein längst vorbereitetes skorbutisches Leiden, wahrscheinlich veranlaßt durch den seit vielen Monaten bestehenden Mangel an Pflanzenkost, kam hier zum vollen Ausbruch. Das Zahnfleisch war wund und die ganze Mundhöhle dermaßen entzündet, daß ich außer Wasser nicht das Geringste zu mir nehmen konnte, ohne die größten Schmerzen leiden zu müssen. Zum Glück versah mich der Verwalter, Faki Ismael, mit einem Vorrat von zarten süßen Bataten, zu dieser Jahreszeit eine große Seltenheit und für mich damals das einzige Genießbare.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Im Herzen von Afrika