Illustriertes Prachtwerk sämtlicher Tauben-Rassen

Hundert farbige Bildertafeln mit über 400 nach der Natur aufgenommenen Darstellungen nebst Musterbeschreibungen
Autor: Schachtzabel, Emil (1850-1941) Verwaltungsbeamter und Taubenzüchter, Erscheinungsjahr: 1906
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Natur und Umwelt, Taubenzucht, Taubenzüchter, Brieftauben, Landwirtschaft, Taubenrassen
Inhaltsverzeichnis
Mit vorliegendem Buche übergeben wir der Öffentlichkeit ein Prachtwerk, das als Ergänzung zu dem Kramer'schen Taschenbuch der Rassegeflügelzucht gedacht ist. Es werden gewiss viele Liebhaber und Züchter des großen Heeres unserer Tauben-Arten die Herausgabe eines illustrierten Standardwerkes der Tauben-Rassen als Notwendigkeit längst empfunden haben. —

Als Urstamm der heutigen Tauben-Welt gelten nach Darwins zwingender Beweisführung die Arten der gemeinen Felsentaube. Von ihnen ausgehend hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein Geschlecht herausgebildet, das mit seinen charakteristischen Merkmalen in Körperbau und Federbildung sowie Farbe und Zeichnung seinen Beschützer, den denkenden Menschen, zwang, zur Rassenzucht vermittels geeigneter Paarung überzugehen. Als erstes Ziel galt die Schaffung von Rassen, nachdem dies erreicht ist, gilt es, diese Rassen, die wir zu den Naturdenkmälern zu zählen haben, zu erhalten und dem Ideale näher zu bringen. Die letzteren Ziele bestehen immer und ewig für den Züchter. Um ihm das Streben nach diesem Ziele zu erleichtern, entstand das vorliegende Werk. Wir hoffen, dass es die empfindliche Lücke auf dem Gebiete der hohen Rassen- und Sport-Zucht ausfüllt, den Geschmack, wo notwendig, bildet und verbessert und demgemäß dem Anfänger als nützliches Lehrmittel, dem Züchter aber als vertrauter Ratgeber dient. Das Werk soll durch die dargestellten Tiere das Ziel zeigen, welches zu erstreben ist. Möge es aber auch dazu beitragen, immer weitere Kreise für die Taube und ihre Zucht zu gewinnen.
— „Menschenwerk ist Stückwerk“. — So sind wir denn uns auch vollkommen bewusst, nicht für jeden ein „Ideal“ von einem Taubenbuche geschaffen zu haben, aber wir hoffen, dass es jedem Züchter etwas bringt, und damit sind wir belohnt.

Es ist uns eine erfreuliche Pflicht, allen denen zu danken, die uns ihre rassigen Tiere zwecks bildlicher Darstellung überließen. Die Namen dieser Züchter sind in einem der Einleitung angegliederten Verzeichnisse aufgeführt, Desgleichen danken wir den Spezial-Vereinigungen für freundliche Überlassung der Musterbeschreibungen der in Frage kommenden Arten sowie allen denjenigen Herren Spezialzüchtern, die die Original-Aquarelle ihrer zur Verfügung gestellten Tiere einer Begutachtung mit unterzogen haben.

Im besonderen sei ferner gedankt den Herren Blume- Hildesheim, Körber- Chemnitz, Kommerzienrat du Roi- Braunschweig, Siede- Magdeburg, Strübe- Bernburg, Studti-Oliva und Dr. Trübenbach-Chemnitz, welche uns bei der Schaffung von Ideal-Bildern vielfach unterstützten. Schließlich verdient besondere Anerkennung der Künstler, Herr A. Schoener, dem alle nach dem Leben aufgenommenen Original-Aquarelle zu verdanken sind.

                  EINLEITUNG

Die Taube ist seit Jahrtausenden ein besonderer Liebling fast aller Völker der Erde und keine Macht wird imstande sein, dieser Liebhaberei Einhalt zu tun. So haben denn auch schon die erlassenen Gesetze und Verordnungen in früheren Zeiten niemals einen Rückgang in dieser Liebhaberei herbeiführen können, auch fernere Maßnahmen werden nicht vermögen, dem idealen und nützlichen Streben wirksam entgegenzutreten.

Der eine dient mit seiner Zucht der reinen Liebhaberei und dem idealen Streben, der andere dem realen Geschmack. Beides sind die Triebfedern, die zur Domestikation und zu der außergewöhnlich großen Verbreitung der Tauben beigetragen haben. Das Halten von Edelrassen oder Haustauben zu verbieten, wie dies mannigfach angestrebt wurde, hätte auch keinen Zweck, weil diese nicht, wie die gewöhnliche Feldtaube die Nahrung auf dem Acker des Landwirts suchen, sondern von ihrem Besitzer jahrein, jahraus gefüttert und sorgsam gepflegt werden. Diese Tiere sind ihrem Besitzer auch viel zu wertvoll, um sie dem Raubvogel oder einem lüsternen und erbarmungslosen Jagdfreunde in die Klauen zu spielen. Wir hoffen und wünschen, dass diese Liebhaberei nie erlahmen möge, denn sie hält so manchen von unnützem Beginnen und Taten ab und trägt im besonderen durch die Aufzucht und Pflege solcher Tiere dazu bei, auf das Gemüt des Menschen und auf die Jugend veredelnd, für die Tierwelt im allgemeinen aber schützend zu wirken.

Obgleich die Rassenzucht in Tauben zweifellos sehr alten Datums ist, so muss doch zugegeben werden, dass erst in verhältnismäßig neuerer Zeit wesentliche Erfolge erzielt worden sind. Der Grund war in dem früher mangelnden Austausch der Gedanken und Tiere der Züchter zu suchen. Diese Leute lebten in gewisser Einsamkeit, züchteten meist nach eigenem Gutdünken und ohne erprobte Anleitung. Mit Schaffung moderner Verkehrsmittel, wie Post und Dampfschiff, trat ein merklicher Aufschwung ein, weil man durch sie neue Arten von Tieren oder frisches Zuchtmaterial ohne allzugroße Schwierigkeiten einführen konnte. Einen rapiden Aufschwung nahm die Veredelung der vorhandenen sowie die Schaffung einzelner neuer Rassen im vergangenen Jahrhundert, nachdem das wichtigste unserer Verkehrsmittel, die Eisenbahn, geschaffen wurde und im besonderen sich Männer fanden, die in den Fach-Zeitschriften und durch Bücher belehrend wirkten. Welche Fortschritte in der Veredelung einzelner Rassen zu verzeichnen sind, wollen die verehrten Leser und Kritiker an den auf der gegenüberstehenden Seite dargestellten Tieren, einer Römertaube aus einem älteren Werke, einer Pfau-Taube aus einem Buche des Jahres 1790, eines Möwchens, eines Bärtchen-Tümmlers und einer Perücke nach den von Gottlob Neumeister im Jahre 1836 entworfenen Original-Zeichnungen und im weiteren an einer Trommeltaube und einer Pfaffentaube nach Fürerschen Original-Zeichnungen ersehen.

Legt man an die Bilder den Maßstab der heutigen Zucht dieser Arten an, so wird man zu der Überzeugung kommen, dass nicht nur außerordentliche Fortschritte gemacht worden sind, sondern dass der denkende Züchter und willensstarke Liebhaber Erstaunliches zu leisten imstande gewesen ist. Nach diesen tatsächlichen Erfolgen wird man nicht mehr an der Wegzüchtung dieses oder jenes Schönheitsfehlers an einer Taube zweifeln können.

Wiederholt wurde uns bei der Vorzeigung der einzelnen Aquarelle bedeutet, dass es nicht zweckmäßig sei, die Tauben-Abbildungen in dem vorliegenden Werke zu sehr zu idealisieren; Nichtkenner der Rasse würden sonst falsche Vorstellungen in sich aufnehmen und unerfüllbare Forderungen an die Rasse stellen. Nach unserer Ansicht muss ein Buch, wie das vorliegende, feste und bestimmte Normen stellen, es muss Modelle, Ideale zeigen, wie sie dem wirklichen Züchter und Liebhaber vorschweben; sie sollen ihm die Richtschnur seines Wirkens geben, damit er nicht planlos seine Zeit verschwendet. Das Ziel, die Rassen den Idealen näher zu bringen, wird und muss erreicht werden; man vergleiche den Stand der Rassen aus den Jahren 1700 und 1836 (d. h. die vorstehend dargestellten Tiere) und man wird zugeben müssen, dass es erreicht werden kann. Wie sollte der Anfänger seine Zucht einrichten, wie sollte er richtig zu Werke gehen können, wenn er kein Ideal vor Augen hat?

Der Laie wird vielleicht nicht in allen Fällen die Farbenabstufungen an den einzelnen Bildern, soweit sie auf dem Gegensatz zwischen Licht und Schatten beruhen, als zutreffend erachten und auch nicht jede Stellung einzelner Tiere auf den Bildern als richtig anerkennen. Wir halten es daher mit dem Autor der Aquarelle, Herrn Schoener- Würzburg, für zweckmäßig, hier einige Erläuterungen, wie folgt, zu geben:

            1. Über Licht und Schatten.

Beschaut ein nicht künstlerisch gebildetes Auge einen Gegenstand bei Tageslicht, so wird es z. B. einen schwarzen Hut einfach schwarz, ein zusammengeballtes weißes Taschentuch nur weiß sehen. Ebenso ergeht es ihm bei andersfarbigen Objekten. Geht der Laie aber mehr auf das Studium der Beleuchtung und Schattierung ein, so wird er bemerken, dass der schwarze Hut auf der dem Licht ausgesetzten Rundung viel heller, grauer erscheint als auf der Seite, welche sich dem Lichte entzieht, also im Schatten liegt. Aber selbst die Schattenseite ist nicht völlig schwarz, denn das Licht in dem Raum reflektiert in die dunkelsten Schatten und hellt dieselben mehr oder weniger auf. Ein vollständiges Schwarz gibt es nur in einem Raum, wo jeder Lichtstrahl ausgeschlossen ist, also in einer photographischen Dunkelkammer ohne Beleuchtung. Auch das weiße Tuch ist nur auf dem höchsten Lichte weiß, auf der Übergangsstelle zum Schatten ist es dagegen hellgrau, im Schatten selbst sogar dunkelgrau, von den verschiedenen Reflexfarben, die aus der Umgebung des Gegenstandes kommen, nicht einmal zu sprechen. Hat nun der schwarze Gegenstand einen Glanz, z. B. ein Zylinderhut, so wird man auf dem höchsten Licht einen ganz hellen, beinahe weißen Punkt oder Streifen gewahren, der je nach der Himmelsfarbe am Mittag blaugrau, bei rotem oder gelblichem Abendlicht dagegen rötlich-gelb erscheint.

            2. Über Perspektive und Luftperspektive.

Ist ein Gegenstand dem Auge des Beschauers sehr nahe, so wird er demselben ziemlich groß, im Licht hell, im Schatten dunkel erscheinen. Die Unterschiede von Licht und Schatten sind also ziemlich schroff. Je weiter sich aber der Gegenstand vom Auge entfernt, um so kleiner wird er wirken und die Farben werden weniger grell, Licht und Schatten weniger hart, mehr verschwommen, aussehen. Das Licht eines weißen Gegenstandes würde etwas grau abgetönt, der Schatten eines schwarzen Objektes weniger tief, also mehr dunkelgrau sein. Zurückzuführen ist dieser Vorgang auf die blaugraue Färbung der Luft, bzw. des Dunstes oder Nebels, der in der Atmosphäre, wenn auch nur in kleinen Teilen, stets vorhanden ist. Man kann dies auch an einem bewaldeten oder felsigen Berg beobachten. Der Wald wird in großer Entfernung nicht mehr grün, sondern blaugrau oder mehr violett erscheinen, ebenso die Felsen, an denen man in der Ferne fast gar keine Unregelmäßigkeiten oder Schluchten mehr unterscheiden kann. Wenn also auf ein Bild mehrere, nicht in gleicher Entfernung stehende Gegenstände von weißer Farbe gemalt werden, so müssen, da Strichkonturen möglichst vermieden werden sollen, die entfernteren weißen Gegenstände, da sich schon etwas Dunst dazwischen legt, einen leichten grauen Ton erhalten, damit sie sich von den vorderen abheben und die Formen und Umrisse derselben gut erkennen lassen.

Betrachtet man eine Taube von der Seite, so wird man immer die Verhältnisse und Maße untereinander vergleichen können, z. B. Länge der Flügel zur Höhe, des Schnabels zum Kopf, des Schwanzes etc. Ganz anders aber verhält es sich, wenn sich das Tier von vorne oder hinten zeigt. Eine Taube, würde von vorne gesehen nie auf ihre Länge zu taxieren sein, weil man nur die Brustbreite sieht und der ganze übrige Rumpf sich verkürzt, hinter die Brust tritt und von dieser verdeckt wird. Ebenso ist es mit der Beurteilung des Schnabels, der von vorne gesehen immer ganz kurz erscheinen wird. Dasselbe gilt beim Beschauen der Beine, die in der Natur meistens einen stumpfen Winkel bilden. Von vorne werden sie als eine gerade, senkrechte Linie erscheinen. Halb von der Seite gesehen, wird das Tier zwischen obigen Beispielen die Mitte halten. (Lehre der Perspektive.)

000 Tauben - Übersicht

000 Tauben - Übersicht

000 Vorwort

000 Vorwort

Tauben 001 Römer

Tauben 001 Römer

Tauben 005 Florentiner

Tauben 005 Florentiner

Tauben 012 Französische Bagdette

Tauben 012 Französische Bagdette

Tauben 019 Farbentauben - Strasser

Tauben 019 Farbentauben - Strasser

Tauben 026 Farbentauben - Eis- und Porzellan-Taube

Tauben 026 Farbentauben - Eis- und Porzellan-Taube

Tauben 033 Farbentauben - Pfaffen, einfachkuppig

Tauben 033 Farbentauben - Pfaffen, einfachkuppig

Tauben 040 Farbentauben - Flügeltaube mit Latschen

Tauben 040 Farbentauben - Flügeltaube mit Latschen

Tauben 047 Trommeltaube - Deutsche doppelkuppige

Tauben 047 Trommeltaube - Deutsche doppelkuppige

Tauben 054 Perückentaube

Tauben 054 Perückentaube

Tauben 061 Kröpfer - Englische

Tauben 061 Kröpfer - Englische

Tauben 068 Möwchen - Deutsche, schildige

Tauben 068 Möwchen - Deutsche, schildige

Tauben 075 Möwchen - Ägyptische(Nr. 1, 2, 3. Owls (Englische) Nr. 4 u. 5.

Tauben 075 Möwchen - Ägyptische(Nr. 1, 2, 3. Owls (Englische) Nr. 4 u. 5.

Tauben 082 Tümmler - Langschnäblige. Stipper. Nr. 1 u. 2. Tiger. Nr. 3 u. 4. Brander (Feuertaube). Nr. 5

Tauben 082 Tümmler - Langschnäblige. Stipper. Nr. 1 u. 2. Tiger. Nr. 3 u. 4. Brander (Feuertaube). Nr. 5

Tauben 089 Tümmler - Mittelschnäblige, Hamburger. 1. Weißschwänze, 2. Weißschlag-Weißschwänze, 3. Schimmel oder getigerte.

Tauben 089 Tümmler - Mittelschnäblige, Hamburger. 1. Weißschwänze, 2. Weißschlag-Weißschwänze, 3. Schimmel oder getigerte.

Tauben 097 Tümmler - Kurzschnäblige. Stettiner

Tauben 097 Tümmler - Kurzschnäblige. Stettiner

Tauben 100 Diverse Tauben - Möwchen - Tunesisches (franz. Zuchtrichtung). Nr. 1 u. 2. Eichenbühlertaube. Nr. 3. Orientalische Roller. Nr. 4. Geschuppte Eistaube

Tauben 100 Diverse Tauben - Möwchen - Tunesisches (franz. Zuchtrichtung). Nr. 1 u. 2. Eichenbühlertaube. Nr. 3. Orientalische Roller. Nr. 4. Geschuppte Eistaube