Zweiter Abschnitt. - Vom Lehrbeginn 1836 in Fürstenberg bis zu seiner Stellung als Buchhalter 1844 in Amsterdamm.

Einige Tage vor meiner Abreise von Neu-Strelitz, am Charfreitag 1836, traf ich in dem Hause des Hofmusikus C.E. Laue16) zufällig mit Minna Meincke zusammen, die ich seit mehr denn fünf Jahren nicht gesehen hatte. Nie werde ich dieses, das letzte Zusammentreffen, das uns überhaupt werden sollte, je vergessen! Sie war jetzt vierzehn Jahr alt und, seitdem ich sie zuletzt gesehen, sehr gewachsen. Sie war einfach schwarz gekleidet, und gerade diese Einfachheit ihrer Kleidung schien ihre bestrickende Schönheit noch zu erhöhen. Als wir einander in die Augen sahen, brachen wir beide in einen Strom von Thränen aus und fielen, keines Wortes mächtig, einander in die Arme. Mehrmals versuchten wir zu sprechen, aber unsere Aufregung war zu gross; wir konnten kein Wort hervorbringen. Bald jedoch traten Minna’s Eltern in das Zimmer, und so mussten wir uns trennen – aber es währte eine geraume Zeit, ehe ich mich von meiner Aufregung wieder erholt hatte. Jetzt war ich sicher, dass Minna mich noch liebte, und dieser Gedanke feuerte meinen Ehrgeiz an: von jenem Augenblick an fühlte ich eine grenzenlose Energie und das feste Vertrauen in mir, dass ich durch unermüdlichen Eifer in der Welt vorwärts kommen und mich Minna’s würdig zeigen werde. Das Einzige, was ich damals von Gott erflehte, war, dass sie nicht heirathen möchte, bevor ich mir eine unabhängige Stellung errungen haben würde.

Fünf und ein halbes Jahr diente ich in dem kleinen Krämerladen in Fürstenberg: das erste Jahr bei Herrn Holtz und später bei seinem Nachfolger, dem trefflichen Herrn Theodor Hückstädt.17) Meine Thätigkeit bestand in dem Einzelverkauf von Heringen, Butter, Kartoffelbranntwein, Milch, Salz, Kaffee, Zucker, Oel, Talglichtern u.s.w., in dem Mahlen der Kartoffeln für die Brennerei, in dem Ausfegen des Ladens und ähnlichen Dingen. Unser Geschäft war so unbedeutend, dass unser ganzer Absatz jährlich kaum 3000 Thaler betrug; hielten wir es doch für ein ganz besonderes Glück, wenn wir einmal im Laufe eines Tages für zehn bis funfzehn Thaler Materialwaaren verkauften. Natürlich kam ich hierbei nur mit den untersten Schichten der Gesellschaft in Berührung. Von fünf Uhr morgens bis elf Uhr abends war ich in dieser Weise beschäftigt, und mir blieb kein freier Augenblick zum Studiren. Ueberdies vergass ich das Wenige, was ich in meiner Kindheit gelernt hatte, nur zu schnell, aber die Liebe zur Wissenschaft verlor ich trotzdem nicht – verlor ich sie doch niemals, – und so wird mir auch, so lange ich lebe, jener Abend unvergesslich bleiben, an dem ein betrunkener Müller, Hermann Niederhöffer18), in unsern Laden kam. Er war der Sohn eines protestantischen Predigers in Röbel (Mecklenburg) und hatte seine Studien auf dem Gymnasium von Neu-Ruppin beinahe vollendet, als er wegen schlechten Betragens aus der Anstalt verwiesen wurde. Sein Vater, der nicht gewusst, was mit ihm anfangen, hatte ihn darauf bei dem Pächter Langermann im Dorfe Dambeck in die Lehre gegeben; und da auch hier sein Betragen manches zu wünschen übrig liess, übergab er ihn dem Müller Dettmann in Güstrow als Lehrling; hier blieb er zwei Jahre und wanderte danach als Müllergesell. Mit seinem Schicksal unzufrieden, hatte der junge Mann leider schon bald sich dem Trunke ergeben, dabei jedoch seinen Homer nicht vergessen; denn an dem oben erwähnten Abend recitirte er uns nicht weniger als hundert Verse dieses Dichters und scandirte sie mit vollem Pathos. Obgleich ich kein Wort davon verstand, machte doch die melodische Sprache den tiefsten Eindruck auf mich, und heisse Thränen entlockte sie mir über mein unglückliches Geschick. Dreimal musste er mir die göttlichen Verse wiederholen, und ich bezahlte ihn dafür mit drei Gläsern Branntwein, für die ich die wenigen Pfennige die gerade mein ganzes Vermögen ausmachten, gern hingab. Von jenem Augenblick an hörte ich nicht auf, Gott zu bitten, dass er in seiner Gnade mir das Glück gewähren möge, einmal Griechisch lernen zu dürfen.


Doch schien sich mir nirgends ein Ausweg aus der traurigen und niedrigen Stellung eröffnen zu wollen, bis ich plötzlich wie durch ein Wunder aus derselben befreit wurde. Durch Aufheben eines zu schweren Fasses zog ich mir eine Verletzung der Brust zu – ich warf Blut aus und war nicht mehr im Stande, meine Arbeit zu verrichten. In meiner Verzweiflung ging ich zu Fuss nach Hamburg, wo es mir auch gelang, eine Anstellung mit einem jährlichen Gehalt von 180 Mark zu erhalten: zuerst in dem Materialwaarenladen von Lindemann junior am Fischmarkte in Altona; danach in dem von E.L. Deycke junior, an der Ecke der Mühren und Matten-Twiete in Hamburg. Da ich aber wegen meines Blutspeiens und der heftigen Brustschmerzen keine schwere Arbeit thun konnte, fanden mich meine Principale bald nutzlos, und so verlor ich jede Stellung wieder, wenn ich sie kaum acht Tage innegehabt hatte. Ich sah wol ein, dass ich einen derartigen Dienst nicht mehr versehen konnte, und von der Noth gezwungen, mir durch irgendwelche, wenn auch die niedrigste Arbeit mein tägliches Brot zu verdienen, versuchte ich es, eine Stelle an Bord eines Schiffes zu erhalten; auf die Empfehlung des gutherzigen Schiffsmaklers J.F. Wendt hin, der, aus Sternberg in Mecklenburg gebürtig, mit meiner verstorbenen Mutter aufgewachsen war, glückte es mir, als Kajütenjunge an Bord der kleinen Brigg „Dorothea“ angenommen zu werden; das Schiff, das den Kaufleuten Wachsmuth und Kroogmann in Hamburg gehörte, wurde von dem Kapitän Simonsen19) geführt und war nach La Guayra in Venezuela bestimmt.

Ich war immer schon arm gewesen, aber doch noch nie so gänzlich mittellos wie gerade zu jener Zeit: musste ich doch meinen einzigen Rock verkaufen, um mir eine wollene Decke anschaffen zu können! Am 28. November 1841 verliessen wir Hamburg mit gutem Winde; nach wenigen Stunden jedoch schlug derselbe um, und wir mussten drei volle Tage in der Elbe unweit Blankenese liegen bleiben. Erst am 1. December trat wieder günstiger Wind ein: wir passirten Cuxhaven und kamen in die offene See, waren aber kaum auf der Höhe von Helgoland angelangt, als der Wind wieder nach Westen umsprang und bis zum 12. December fortdauernd westlich blieb. Wir lavirten unaufhörlich, kamen aber wenig oder gar nicht vorwärts, bis wir in der Nacht vom 11. zum 12. December bei einem furchtbaren Sturme auf der Höhe der Insel Texel an der Bank, die den Namen: „de Eilandsche Grond“ führt, Schiffbruch litten. Nach zahllosen Gefahren und nachdem wir neun Stunden lang in einem sehr kleinen offenen Boote von der Wuth des Windes und der Wellen umhergetrieben waren, wurde unsere ganze aus neun Personen bestehende Mannschaft doch schliesslich gerettet. Mit grösstem Danke gegen Gott werde ich stets des freudigen Augenblickes gedenken, da unser Boot von der Brandung auf eine Sandbank unweit der Küste von Texel geschleudert wurde, und nun alle Gefahr endlich vorüber war. Welche Küste es war, an die wir geworfen worden, wusste ich nicht – wol aber, dass wir uns in einem „fremden Lande“ befanden. Mir war, als flüsterte mir eine Stimme dort auf der Sandbank zu, dass jetzt die Flut in meinen irdischen Angelegenheiten eingetreten sei und dass ich ihren Strom benutzen müsse. Und noch derselbe Tag bestätigte mir diesen frohen Glauben; denn während der Kapitän und meine Gefährten ihren ganzen Besitz bei dem Schiffbruch eingebüsst hatten, wurde mein kleiner Koffer, der einige Hemden und Strümpfe sowie mein Taschenbuch und einige mir von Herrn Wendt verschaffte Empfehlungsbriefe nach La Guayra enthielt, unversehrt auf dem Meere schwimmend gefunden und herausgezogen. Infolge dieses sonderbaren Zufalls erhielt ich den Beinamen „Jonas“, bei dem ich, solange wir auf Texel blieben, genannt wurde. Von den Consuln Sonderdorp und Ram wurden wir hier auf das freundlichste aufgenommen, aber als dieselben mir den Vorschlag machten, mich mit der übrigen Mannschaft über Harlingen nach Hamburg zurückzuschicken, lehnte ich es entschieden ab, wieder nach Deutschland zu gehen, wo ich so namenlos unglücklich gewesen war, und erklärte ihnen, dass ich es für meine Bestimmung hielte, in Holland zu bleiben, und dass ich die Absicht hätte, nach Amsterdam zu gehen, um mich als Soldat anwerben zu lassen; denn ich war ja vollständig mittellos und sah für den Augenblick wenigstens keine andere Möglichkeit vor mir, meinen Unterhalt zu erwerben. So bezahlten denn die Consuln Sonderdorp und Ram, auf mein dringendes Bitten, zwei Gulden (etwa 3,5 M.) für meine Ueberfahrt nach Amsterdam. Da der Wind jetzt ganz nach Süden herumgegangen war, musste das kleine Schiff, auf welchem ich befördert wurde, einen Tag in der Stadt Enkhuyzen verweilen, und so brauchten wir nicht weniger als drei Tage, um die holländische Hauptstadt zu erreichen. Infolge meiner mangelhaften und ganz unzureichenden Kleidung hatte ich auf der Ueberfahrt sehr zu leiden, und auch in Amsterdam wollte das Glück mir zuerst nicht lächeln. Der Winter hatte begonnen, ich hatte keinen Rock und litt furchtbar unter der Kälte. Meine Absicht, als Soldat einzutreten, konnte nicht so schnell, wie ich gedacht hatte, ausgeführt werden, und die wenigen Gulden, die ich auf der Insel Texel und in Enkhuyzen als Almosen gesammelt, waren bald mit den zwei Gulden, die ich von dem mecklenburgischen Consul in Amsterdam, Herrn Quack, erhalten hatte, in dem Wirthshause der Frau Graalman in der Ramskoy von Amsterdam verzehrt, wo ich mein Quartier aufschlug. Als meine geringen Mittel gänzlich erschöpft waren, fingirte ich Krankheit und wurde demgemäss in das Hospital aufgenommen. Aus dieser schrecklichen Lage aber befreite mich wieder der schon oben erwähnte freundliche Schiffsmakler, J.F. Wendt20) aus Hamburg, dem ich von Texel aus geschrieben hatte, um ihm Nachricht von unserm Schiffbruch zu geben und ihm zugleich mitzutheilen, dass ich nun mein Glück in Amsterdam zu versuchen gedächte. Ein glücklicher Zufall hatte es gewollt, dass mein Brief ihm gerade überbracht wurde, als er mit einer Anzahl seiner Freunde bei einem festlichen Mahle sass. Der Bericht über das neue Misgeschick, das mich betroffen, hatte die allgemeine Theilnahme erregt und eine sogleich von ihm veranstaltete Sammlung die Summe von 240 Gulden ergeben, die er mir nun durch Consul Quack übersandte. Zugleich empfahl er mich auch dem trefflichen preussischen Generalconsul, Herrn W. Hepner21) in Amsterdam, der mir bald in dem Comptoir von F.C. Quien22) eine Anstellung verschaffte.

In meiner neuen Stellung war meine Beschäftigung, Wechsel stempeln zu lassen und sie in der Stadt einzucassiren, Briefe nach der Post zu tragen und von dort zu holen. Diese mechanische Beschäftigung war mir sehr genehm, da sie mir ausreichende Zeit liess, an meine vernachlässigte Bildung zu denken.

Zunächst bemühte ich mich, mir eine leserliche Handschrift anzueignen, und in 20 Stunden, die ich bei dem berühmten brüsseler Kalligraphen Magnée nahm, glückte mir dies auch vollständig; darauf ging ich, um meine Stellung zu verbessern, eifrig an das Studium der modernen Sprachen. Mein Jahresgehalt betrug nur 800 Francs, wovon ich die Hälfte für meine Studien ausgab – mit der andern Hälfte bestritt ich meinen Lebensunterhalt, und zwar kümmerlich genug. Meine Wohnung, für die ich monatlich 8 Francs bezahlte, war eine elende unheizbare Dachstube, in der ich im Winter vor Frost zitterte, im Sommer aber unter der glühendsten Hitze zu leiden hatte. Mein Frühstück bestand aus Roggenmehlbrei, das Mittagsessen kostete mir nie mehr als 16 Pfennig. Aber nichts spornt mehr zum Studiren an als das Elend und die gewisse Aussicht, sich durch angestrengte Arbeit daraus befreien zu können. Dazu kam für mich noch der Wunsch, mich Minna’s würdig zu zeigen, der einen unbesiegbaren Muth in mir erweckte und entwickelte. So warf ich mich denn mit besonderem Fleisse auf das Studium des Englischen und hierbei liess mich die Noth eine Methode ausfindig machen, welche die Erlernung jeder Sprache bedeutend erleichtert. Diese einfache Methode besteht zunächst darin, dass man sehr viel laut liest, keine Uebersetzungen macht, täglich eine Stunde nimmt, immer Ausarbeitungen über uns interessirende Gegenstände niederschreibt, diese unter der Aufsicht des Lehrers verbessert, auswendig lernt und in der nächsten Stunde aufsagt, was man am Tage vorher corrigirt hat. Mein Gedächtniss war, da ich es seit der Kindheit gar nicht geübt hatte, schwach, doch benutzte ich jeden Augenblick und stahl sogar Zeit zum Lernen. Um mir sobald als möglich eine gute Aussprache anzueignen, besuchte ich Sonntags regelmässig zweimal den Gottesdienst in der englischen Kirche und sprach bei dem Anhören der Predigt jedes Wort derselben leise für mich nach. Bei allen meinen Botengängen trug ich, selbst wenn es regnete, ein Buch in der Hand, aus dem ich etwas auswendig lernte; auf dem Postamte wartete ich nie, ohne zu lesen. So stärkte ich allmählich mein Gedächtniss und konnte schon nach drei Monaten meinen Lehrern, Mr. Taylor und Mr. Thompson, mit Leichtigkeit alle Tage in jeder Unterrichtsstunde zwanzig gedruckte Seiten englischer Prosa wörtlich hersagen, wenn ich dieselben vorher dreimal aufmerksam durchgelesen hatte. Auf diese Weise lernte ich den ganzen „Vicar of Wakefield“ von Goldsmith und Walter Scott’s „Ivanhoe“ auswendig. Vor übergrosser Aufregung schlief ich nur wenig und brachte alle meine wachen Stunden der Nacht damit zu, das am Abend Gelesene noch einmal in Gedanken zu wiederholen. Da das Gedächtniss bei Nacht viel concentrirter ist, als bei Tage, fand ich auch diese nächtlichen Wiederholungen von grösstem Nutzen; ich empfehle dies Verfahren Jedermann. So gelang es mir, in Zeit von einem halben Jahre mir eine gründliche Kenntniss der englischen Sprache anzueignen.

Dieselbe Methode wendete ich danach bei dem Studium der französischen Sprache an, die ich in den folgenden sechs Monaten bemeisterte. Von französischen Werken lernte ich Fénelon’s „Aventures de Télémaque“ und „Paul et Virginie“ von Bernardin de Saint-Pierre auswendig. Durch diese anhaltenden übermässigen Studien stärkte sich mein Gedächtniss im Laufe eines Jahres dermassen, dass mir die Erlernung des Holländischen, Spanischen, Italienischen und Portugiesischen ausserordentlich leicht wurde, und ich nicht mehr als sechs Wochen gebrauchte, um jede dieser Sprachen fliessend sprechen und schreiben zu können.

Hatte ich es nun dem vielen Lesen mit lauter Stimme zu danken oder dem wohlthätigen Einflusse der feuchten Luft Hollands, ich weiss es nicht: genug, mein Brustleiden verlor sich schon im ersten Jahre meines Aufenthaltes in Amsterdam und ist auch später nicht wiedergekommen.

Aber meine Leidenschaft für das Studium liess mich meine mechanische Beschäftigung als Bureaudiener bei F.C. Quien vernachlässigen, besonders als ich anfing, sie als meiner unwürdig anzusehen. Meine Vorgesetzten wollten mich indess nicht befördern; dachten sie doch wahrscheinlich, dass jemand, der sich im Amte eines Comptoirdieners untauglich erwies, für irgend einen höhern Posten ganz unbrauchbar sein müsse.




16) C.E. Laue starb im Jahre 1860, aber seine jetzt vierundachtzigjährige Gattin lebt noch in Neu-Strelitz, wo der Verfasser sie erst vor kurzem wiedergesehen hat.

17) Th. Hückstädt ist im Jahre 1872 gestorben, aber die kleine „Materialwaaren-Handlung“ wird noch von seiner vortrefflichen Witwe und seinem braven Schwiegersohne, Herrn Meyer, fortgeführt.

18) Dieser Hermann Niederhöffer lebt heute als sechsundsechzigjähriger Mann in angenehmen und geordneten Verhältnissen in Röbel, wo ihn der Verfasser vor kurzem erst gesehen und an dem Pathos seiner Homer-Declamationen, sowie an verschiedenen andern Umständen sogleich wiedererkannt hat. Im Jahre 1813 geboren, war er 24 Jahr alt gewesen, als er an jenem Abend des Jahres 1837 den kleinen Laden betreten hatte, in welchem der Verfasser seine Lehrlingszeit durchmachte. Noch sieben Jahr danach, im ganzen zehn Jahr, blieb er Müllergesell und arbeitete abwechselnd an den verschiedensten Orten Deutschlands. Im Jahre 1844 zu seiner Familie nach Röbel zurückgekehrt, erhielt er durch deren Verwendung eine Anstellung als Gemeindeschreiber in Wredenhagen; vier Jahre verwaltete er dieses Amt, dann übertrug ihm der Magistrat von Röbel den Posten eines Chausseegeld-Einnehmers. Nun heirathete er eine vortreffliche Frau, der es gelang, ihn von seiner Leidenschaft für geistige Getränke zu kuriren, und so konnte er noch 31 Jahre lang seinen Posten bekleiden, bis er ihn im Frühjahr 1879 aufgab, um sich nach Röbel zurückzuziehen. Merkwürdigerweise hat er trotz der vielfältigen Wechselfälle seines bewegten Lebens weder seinen Homer noch auch seinen Virgil vergessen; noch heute recitirt er ihre Verse mit derselben feurigen Begeisterung, wie vor 43 Jahren in dem kleinen Laden in Fürstenberg.

19) Verstorben 1857 in der Magellansstrasse.

20) Mein Wohlthäter J.F. Wendt starb im Januar 1856.

21) Consul Hepner ist 1870 gestorben.

22) Das Handelshaus F.C. Quien besteht heute noch unter der nämlichen Firma in Amsterdam. Der Begründer des Hauses ist inzwischen verstorben, aber seine beiden Söhne Karl und Georg Quien, die, als der Verfasser im Anfange des Jahres 1842 zuerst dorthin kam, schon Theilhaber im Geschäft waren, sind beide noch am Leben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ilios Stadt und Land der Trojaner.