Ibental

Autor: Ueberlieferung
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In dem Tal, das von Burg herauf nach St. Märgen zieht, war vorzeiten keine Kirche. Daraus ergaben sich für die Bewohner viele Unannehmlichkeiten, und es wurde daher beschlossen, eine Kirche zu bauen. Nur über den Platz konnten sie sich nicht einig werden. Die Leute des oberen Tales wollten sie dort, die des unteren bei sich haben, und so stapelten sie nun auch das gefällte Bauholz, die einen im oberen, die anderen im unteren Tal. Bei einer Zusammenkunft schlugen einige vor, die Kirche in der Mitte des Tales zu bauen, aber gegen diesen Vorschlag waren diejenigen, welche an den Enden des Tales wohnten. Spät in der Nacht trennten sich die Leute mit dem Entschluß, gar keine Kirche zu errichten.

Am nächsten Morgen lag aber das Bauholz nicht mehr an den alten Stellen, sondern beisammen auf dem Lindenberg in der Mitte des Tales. jeder Teil hielt dies für einen Streich des andern, obwohl offensichtlich war, daß dieser unmöglich das Holz in einer halben Nacht an die jetzige Stelle schaffen konnte. Um es wieder an die alten Plätze zu bringen, was jetzt geschah, brauchte jeder Teil für sein Holz einige Tage. Als sie damit fertig waren, lag das Holz nach der folgenden Nacht wieder auf dem Lindenberg. Da wurde nach dem Rat der Mönche von St. Peter das Holz nochmals zurückgeschafft und dabei ein Zimmergeselle als Nachtwache aufgestellt. Um ja nicht einzuschlafen, fing dieser an zu rauchen, aber trotzdem fielen ihm die Augen zu. Als er sie wieder aufschlug, lag er, die brennende Pfeife im Mund, mit allem Bauholz auf dem Berg. Da auf dem Platz eine große Linde stand, die tags zuvor dort nicht gestanden hatte, erkannte man endlich den Willen Gottes und baute dort die Kirche Maria-Linden, jedoch ohne dabei einen Geistlichen anzustellen. Wegen dieses Mangels mußte der Gottesdienst von St. Peter aus versehen werden; das führte aber zu manchen Unbequemlichkeiten, so daß die Kirche nach einiger Zeit nicht mehr gebraucht wurde.

Zur Strafe dafür brachen drei Jahre nacheinander im Tale Seuchen aus, die zuerst alles Hornvieh, dann die Pferde und zuletzt die Schweine und Schafe wegrafften. Größer noch wurden die Drangsale, als man die Kirche dann abbrach und ihre Geräte mit dem Gnadenbild der Mutter Gottes nach Eschbach verkaufte.