Fortsetzung XII

Beachten wir jetzt Flüsse, Bäche und Teiche, welche deutsche Namen tragen. Obenan stehen da die Saale und die Elster, deren Ableitung früher schon versucht wurde. — Die Raun, welche unterhalb Mühlhausen als Mühlhausener Bach, von dem sie nur ein Zufluss ist, in die Elster mündet, soll nach Limmer ihren Namen von dem slawischen Gotte Radegast, der auch Raune oder Rone geheißen haben soll (?), empfangen haben. Diese Deutung erscheint mir als vollkommen irrig, da es nahe liegt, bei dem Namen auf das deutsche raunen, d. h. hin- und widerlaufen, und an die damit verwandten Wörter „rennen" und „rinnen" hinzuweisen. Mit dem slawischen Radegast, dem Ratgeber, ließe sich beim Festalten des deutschen Ursprungs insofern ein Zusammenhang erkennen, als man an raunen, d. h. heimliche Ratschläge erteilen, dächte. — In der Gegend der bereits genannten Affensteine entspringt der Geigenbach, welcher mit der Trieb vereinigt in die Elster mündet; den Ursprung seines Namens könnte man vielleicht im niederdeutschen keek, (lies kiek), die Schlucht oder das Versteck, finden. — Außer einem Biberbache wird in dem Stiftungsbriefe der plauenschen Kirche auch der Eselbach in der treuenschen Gegend angeführt. Der erste Name, wie der des in die Eger fließenden „Biebersbaches", lässt uns schließen, dass auch im Vogtlande früher der Biber heimisch war; beim zweiten Namen kann auf das hingewiesen werden, was bei dem Berge Esel bei Groß-Drachsdorf gesagt wurde. — Der Seifenbach in Reichenbach soll nach sagenhaften Überlieferungen an die alten Goldwäschen erinnern. —Ein Goldbächlein ergießt sich in die Selbitz, ein Silberbach in die Eger, und die Schweßnitz, welche im Ascher Gebiete entspringt, heißt eine Strecke lang der Perlenbach, weil in ihr wie in der Elster und deren Zuflüssen Perlen gefunden werden. — Auf der Kuttenheide entspringt der in die Elster fließende Eisenbach; ein Zufluss des Freiberger oder Weinbaches wird durch den Zinnbach, ein andrer durch den Toten Bach gebildet. In der Nähe des Eisenbaches bei Wohlbach und Hermsgrün wurde früher ein nicht unbedeutender Bergbau auf Eisenstein getrieben, wie man aus noch vorhandenen Stollen schließen kann; der Name Weinbach ist vielleicht aus Hain- oder Weidichtbach entstanden. — Noch sind als Zuflüsse der Elster der kalte Bach, welcher Jeßnitz und Pöhl bespühlt, der Röhr und der Feilebach, so wie zwei Friesenbäche und ein Wolfsbach anzuführen; ein andrer Wolfsbach wird von der Zwodta aufgenommen. In Fickenwirths Chronik von Lengenfeld (S. 269) wird vermutet, dass der Röthenbach, an welchem das Dorf gleichen Namens liegt, seine Benennung wahrscheinlich von der Farbe des Wassers erhalten habe. Dasselbe mochte durch den Abfluss der oberhalb des Dorfes befindlichen großen Torflager gerötet worden sein, weshalb noch ein in der Nähe jener Torfstiche liegendes, sich immer nass und rötlich haltendes Stück Weg, hart an dem Eingange in den Adlerschen Forst, die rote Höhle genannt wird. — Bei manchen Namen ist die Deutung unmöglich, bei anderen treten leise Anklänge hinzu, wie bei dem Kornbache zwischen Falkenstein und Oelsnitz; darf man dabei an das alte Karen, d. h. schneiden, denken? Beim Otterbächlein in der Höfer Gegend erinnere ich an das beim Otterberg, und beim Hesselbach daselbst, an das bei Anführung der Hesenleit Gesagte. Sicherer ist die Annahme, dass der auf dem südwestlichen Abhange des Heidebergs bei Zell entspringende Teufelsbrunnen (Zapf, a. a. O., S. 9) durch den Namen auf seine Bedeutsamkeit im Religionskultus der heidnischen Vorfahren hinweist. — Der Name der Sprotte oder Sprese, welche eine halbe Stunde von Ronneburg entspringt, ist vielleicht mit „Spree" verwandt, und dann, wie Preusker von dem letztgenannten Fluss meint, von spreuen, d. h. spreugen abzuleiten. — Wie aber sind die Namen: Enzienbächlein, Oßwaid- (oder Eschen-) Bächlein, Eierbächlein (dem Gebiete der Selbitz angehörig), der Untreubach bei Moschendorf und der Zweifelsbach bei Ronneburg zu deuten? — Die Namen anderer Bäche erklären sich von selbst. Der zum Egergebiete gehörige und auf dem Kapellenberge bei Schönberg entspringende Grenzbach bildet eine Stunde weit die Grenze Sachsens gegen Böhmen; auch der in derselben Gegend entspringende Brambach kann als Grenzbach angesehen werden; Bram oder Brame, dänisch Bräme, ein altes Wort, bezeichnet einen Rand; das slawische drama für Kante, gehört ebenfalls hierher. — Der Thronbach, welcher sich in die Selbitz ergießt, hieß früher ebenfalls der Grenzbach, weil er das markgräfliche und bambergische Gebiet von einander trennte. (Hübsch, Gesch. v. Naila, S. 61.)

Sehr mannigfaltig sind die Teichnamen; viele derselben rühren von früheren Besitzern her. So erhielt z. B. der „gute Heinrichsteich" bei Meßbach seinen Namen von einem Bauer, „der gute Heinrich zum Spic", welcher 1458 mit einem Vorwerke und Freigute, „das vorgeczeit des Burggravn gewest ist", belehnt wurde. (Limmer, Gesch. d. Vogtl. III. S. 760.) Meßbach hieß am Anfange Spic, später Espich, woraus sich der jetzige Name bildete.


Die Namen mancher Teiche mögen noch viel älter sein; ich nenne die Hainteiche bei Schleiz und den sagenreichen Wahlteich am Fußwege von Langen-Wetzendorf nach Hohenleuben. Adelung führt „die Wahl" als ein längst veraltetes Wort, welches einen Abgrund bedeutete, an, und bemerkt dabei, dass es nur noch in einem Falle im Niederdeutschen üblich sei, wo ein bei einem Deichbruche entstandener Sumpf, welcher ringsherum mit Erde umgeben ist, eine Wahl genannt wird. — Die Schmelzteiche, zwei kleine Teiche am Wege von Oelsnitz nach Schönbrunn erhielten ihren Namen von der Schmelzhütte, welche wahrscheinlich, wie mehrere alte Halden noch bezeugen, in ihrer Nähe stand.

Der Hussenteich bei Klingental erinnert jedenfalls an jene aus Böhmen vertriebenen hussitischen Glaubensgenossen, welche in dem genannten Orte eine Zufluchtsstätte fanden. Die Flößteiche bei Klingental sind Wasserreservoire zur Flöße in die Göltzsch und Mulde.

Welche an und für sich geringfügigen Umstände oftmals die Benennung eines Teichs veranlassten, erkennt man an dem Pfortenteiche dicht bei Oelsnitz, zu welchem von der Stadt aus früher eine Pforte führte.

Schließlich mag noch der große Osterfelder Teich bei Droysig hier genannt werden; derselbe war vielleicht ein Überrest des alten Gronasee's. an dem am 15. Oktober 1080 die Heere Rudolphs von Schwaben und Heinrichs IV. standen. (Hahn, Gesch. v. Gera I. S. 109.)