Fortsetzung XI

Der Mönichstein an der von Berga nach Weida führenden Straße diente nach der Sage Mönchen zu ihrem Ruhesitze. Die Sagen, welche von manchen der genannten und noch zu nennenden Punkte im Munde des Volkes leben, treten später in den Vordergrund und werden in mancher Hinsicht dazu beitragen, die Namen für einzelne Örtlichkeiten zu erläutern. — Durch einige Hügel und Steine wird die Erinnerung an Rechtsverfahren und peinliches Gericht wach gerufen. Der Damm stein bei Reichenbach, in alten Kirchenrechnungen „Tomstein" genannt, kann hier vielleicht die erste Stelle einnehmen. Das alte oberdeutsche duom oder Thuom bezeichnet das Gericht; im Dänischen heißt dom ein Urteil, das schwedische döme aber bezeichnet die Macht oder die Gerichtsbarkeit. — In der Nähe von Beerheide gibt es einen Röthelstein, von dem auch eine Sage im Volksmunde vorhanden ist; darf man hierbei an red, schwedisch rätt, das Recht, denken? — Von einem Felsen auf dem Lasterberge bei Ziegenrück wird erzählt, dass man daselbst in alter Zeit Verbrecher hinabgestürzt habe. Neueren Ursprungs ist der Name „Galgenberg", welcher Höhen zwischen Oelsnitz und Schönbrunn, ferner bei Töppeln und zwischen Röpsen und Dorna in der geraischen Gegend und bei Neumark, sowie gewiss noch an vielen andern Orten gegeben wird. Eine Gegend am Steinbühl bei Conradsreuth, wo einst das Hochgericht gestanden hat, heißt bloß der Galgen. — Noch gibt es eine Menge Höhennamen, welche, zum Teil an sich selbst verständlich, in Folge verschiedener Veranlassung entstanden sind. Dahin gehören der Schießhaus- und der Gemeindeberg bei Oelsnitz, der Burgberg bei Reichenbach, von der nahen Schützenburg benannt, und der Frohnberg bei Dorfstadt. Sagen erzählen, dass auf dem Burgstättel, einem Berge bei Stübnitz, sowie auf einem der Tümmelsberge in derselben Gegend Burgen gestanden haben sollen; die eine soll das Stammhaus des Geschlechts von Tümmelsburg gewesen sein. — Eine Anhöhe bei Gera nach Biblach zu heißt „der alte Markt", weil man hierhin der im 17. Jahrhunderte auftretenden Pest wegen die Jahr- und Viehmärkte verlegte. (Hahn, Gesch. v. Gera, 1. S. 591.)

Bei Schwarzenbach a/S. gibt es einen Kornberg. Der Körnerberg bei Klingental heißt auch der Kriegsberg, weil nach mündlicher Überlieferung in seiner Nähe im jährigen Kriege einige kleine Gefechte stattgefunden haben. — Bei Oberröppisch an der Elster liegt der Heersberg, der wahrscheinlich schon in ältester Zeit ein wichtiger Punkt der Verteidigung war und auch im Bruderkriege von Kurfürst Friedrich dazu ausersehen wurde. (Hahn, Gesch. v. Gera, S. 1144.) Ein Wachhügel, auf dem bei Kriegszeiten Soldaten aufgestellt wurden, liegt bei Selbitz. Eine Höhe von Waltersdorf bei Berga wird der Wachberg genannt, weil man in Kriegszeiten auf ihr vielleicht die Bewegung feindlicher Truppen beobachtete. Es mag hierbei auch an die Wachbäume erinnert werden, deren einer auf der Hochebene über Groß-Kundorf bei Berga, ein anderer auf der Höhe von Merkersdorf gestanden haben soll. Auch auf der Höhe zwischen Endschütz und Groß-Drachsdorf stand auf der sogenannten Feldwiese eine Birke als Wachsignal. (15. Jahresb. v. Hohenl. S. 54.)


Ebenso wird erzählt (Fickenwirth, Chronik von Lengenfeld, S. 166), dass auf einer großen Linde in Lengenfeld ein Schuster saß und arbeitete; er war darauf hingewiesen, bei der Annäherung feindlicher Raubhorden Lärm zu machen, damit sich die Einwohner mit ihren Habseligkeiten in die Wälder flüchten konnten.

Eine große Zahl von Höhen mag ihre Benennung Personennamen , hauptsächlich den Namen früherer Besitzer zu verdanken haben; hierher gehören der Schneiders- und der Barthelsberg bei Klingental.

Eine andere Reihe Höhennamen lässt sich in keiner Weise einigermaßen zufriedenstellend deuten; dahin gehört der Bökelberg an der Straße von Adorf nach Bad Elster, der Joppenberg hinter der neuen Welt bei Reichenbach, der Pfengelsberg bei Oberreichenbach, der Narrenberg bei Wilhelmsdorf, und die alte Kehr, da, wo die Straße zwischen Adorf und Oelsnitz von der Eisenbahn durchschnitten wird. Der Narrenberg, welcher auf Grund gefundener Scherben als ehemaliger Opferplatz anzusehen ist, könnte durch seinen Namen etwa an das alte nar, d. h. klein, erinnern, eine Wurzel, zu der auch das hebräische Naar und lappländische und finnische Nuori, ein Sohn oder Jüngling, zu gehören scheinen (Adelung). Der Pfengelsberg könnte versuchsweise als ein Besitztum, welches zum Pfand gegeben wurde, erklärt werden. Das Wort Pfennig, bei Ottfried Pfening, mochte ursprünglich die Bedeutung eines jeden beweglichen Gutes haben und steht deshalb mit „Pfand" im Zusammenhang (Adelung). Bei dem Berge, welcher die alte Kehr heißt, wird man an einen gleichen Ausdruck erinnert, welcher den Weg bezeichnet, den der Fuhrmann mit seinem Geschirr im Wenden nimmt. — Doch bleiben diese Deutungen, so wie noch viele der früher angegebenen, auf jeden Fall gewagte, so dass auf sie kein eigentlicher Wert zu legen ist. Zufälligkeiten sind oft bestimmend bei der Benennung von Örtlichkeiten eingetreten, und wir müssten nicht bloß die alten Flurbücher und andere handschriftliche Nachrichten rückwärts verfolgen können, sondern es müsste uns auch möglich sein, einen Blick in das Leben innerhalb einzelner Gemeinden tun zu können, und Einzelheiten, die keine Chronik meldet, müssten uns bekannt sein, wenn es uns gelingen sollte, stets treffende Gründe für die mannigfaltigen Benennungen von Bergen, Steinen oder Fluren aufzustellen.