Die Rugianische Bucht

Was Mutian mir einst von Neapels Wundern erzählte,
Soll ich am Baltischen Strand jetzo das Herrliche
schau’n?
Als ich, vom Schlummer erwacht, aufschlug die staunenden
Augen
- Schaukelnd am Anker lag nah’ dem Gestade das
Schiff -
Ausgebreitet vor mir im goldenen Lichte des Morgens,
Bergig, mit Wäldern gekrönt, sah’ ich das Rugische
Land.
Vielgegliedert öffnete sich die Küste dem Mittag,
Gegen den Ostwind lag schützend ein mächtiges Haupt.
Mitten in der gesicherten Bucht, ein liebliches Eiland,
Gleich dem schlummernden Schwan, ruht auf den
Fluten der Vilm;
Unter Bäumen versteckt vom Ufer grüßen die Dörfchen,
Trotzig von ragender Höh schauen die Burgen herab;
Auf den Feldern wogende Saat und weidende Herden,
Aus den Wiesen im Tal blitzen die Sensen im
Tau.
„Selige Ruh.“ so schrieb Mutian an die Türe des
Hauses,
,,Selige Ruh!“ so grüßt leise die Rugische Luft.
Legst Du Dein Schiff an’s Land nach Müh’ und Sorge
der Meerfahrt,
„Nimmer wieder hinaus.“ seufzt Dir im Busen das
Herz.
Aber sobald die Lecke verstopft, die Segel geflickt sind,
„Auf den Anker.“ und fern schwindet die „selige
Ruh!“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hutten in Rostock