Auf der Burg

Kein geräumiges Haus, mit dicken Mauern ein Turm nur
Liegt auf der Höhe die Burg, Gora geheißen im
Land.
Längst verfielen Graben und Wall, die schwebende Brücke
Zieht mit der Winde nicht mehr abends der Wächter
empor.
Denn rings wohnt ein ruhiges Volk, nicht kecke Gesellen,
Wie ich in Franken einst, wie ich am Rhein sie
gesehn.
Fleißigen Händen gewährt der reiche Boden des Walles
Zwiebeln, Bohnen und Kraut, wie es die Küche
verlangt;
Zwischendurch ein buntes Gewirr von Nelken und Malven
Und weißblühender Dorn, emsig von Bienen besucht.
Über der Tür das steinerne Bild des pommerschen
Greifen,
Schätze zu hüten gewohnt, taugt er zum Wächter
gewiss.
Trittst Du hinein, an der Küche vorbei und den Kammern
des Dienstvolks,
Führt dich die Treppe zum Saal, welchen der Ritter
bewohnt.
Nimmer erlischt im Sommer die Glut des gewaltigen
Ofens
Und im Sessel davor dehnt sich ein einsamer Mann.
Ohne Kinder und Weib verträumt er müßige Tage,
Wie in der Höhle der Bär, brummend verzehrt er
das Mahl.
Mir doch ist er ein gütiger Wirt, an reichlicher Nahrung
Und an reichlichem Trunk hat es mir nimmer gefehlt.
Auf dem Söller ein helles Gemach, zum Meere gerichtet,
Früh’ von der Sonne besucht, birgt den zufriedenen
Gast;
Nur die Freunde vermiss’ ich mit Gram, die trauten
Gesellen
Und ein belebendes Wort, wie’s in den Eliten mir
klingt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hutten in Rostock