Hoffmann von Fallersleben (Biografisches)

Autor: Reuter, Adolf Dr. (?), Erscheinungsjahr: 1928
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hoffmann von Fallersleben, Corvey, Dichter, Wanderleben, Exil, Verbannung, Querdenker,
Aus: Ostmecklenburgische Heimat. Halbmonatszeitschrift der „Teterower Nachrichten“ für ostmecklenburgische Heimatwerte und Landeskunde. Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Studienrat Dr. Gerhard Böhmer. — Druck und Verlag von Hermann Decker, Teterow, Malchiner Straße 15. — Erscheinungsort Teterow. (Mecklenburgische Schweiz) 1. Jahrgang. 1928. [im Bestand des Stadtarchivs der Stadt Teterow]

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Eine Heimatzeitschrift „Ostmecklenburgische Heimat“ gab der Verlag Hermann Decker, Inhaber Ernst Vick, in den Jahren 1928 bis 1945 regelmäßig heraus. Die Auflage betrug 3000, später 4000 Exemplare.(Aus: Kurt Bernhard, Die Zeitungs- und Zeitschriften –Verlage in Mecklenburg, 1982/83) F. Herholz

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Drei Männer nur trugen den Namen in ununterbrochener Geschlechterreihe, und sie trugen ihn in Ehren. Sie alle drei sind durch unsere Corveyer Allee geschritten, eng verwachsen mit Corvey, mit Kreis und Stadt Höxter.

Der diesen Namen zu Ehren und in aller Mund brachte, hat gelebt und gelitten für die Einigung Deutschlands. Schwer lastete auf allen Gemütern der Druck einer dumpfen Zeit, besonders auf dem freimütigen Breslauer Professor August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der in seinen „Unpolitischen Liedern“ wuchtige Schläge niedersausen lässt auf alles, was ihn bisher verbittert hat im öffentlichen Leben, Polizei und Zensur, Heuchelei, Strebertum und Vetternwirtschaft. Die preußische Regierung blieb die Antwort nicht schuldig. Die Disziplinaruntersuchung wird über den Dichter verhängt, und im Jahre 1842 erfolgt die Absetzung ohne Pension. Alle Bitterkeit des Geächteten, Ausweisung aus deutschen Bundesstaaten, unaufhörliche Belästigung durch die Polizei muss er auskosten bis zur Neige. Wird ihm das alles zu toll, dann geht er wohl in den Garten und hackt Holz, und in sein Tagebuch schreibt er: „Holz gehackt und die Welt verachtet“.

Ein unruhiges Wanderleben führt ihn durch ganz Deutschland. Bessere Zeiten beginnen, als der viel Geprüfte im Jahre 1854 dauernden Aufenthalt in Weimar nimmt, wo der Großherzog Alexander ihm freundliches Wohlwollen erweist. Und als der bestückte Dichter vom hochsinnigen Herzog Viktor Amadeus von Ratibor zum Bibliothekar der Corveyer Schloss-Bibliothek ernannt, im Frühling 1860 sein Amt antritt, da singen die Nachtigallen in dem schönen blühenden Schlossgarten und sein Herz jubelt. Der Freude über die herrliche Gegend, über das Schloss und die Wohnung darin ist kein Ende. Ein schöner glückverklärter Sommer noch nach aller Sorge und Unrast - da trennt der unerbittliche Tod die glücklichen Gatten. Hoffmann hat der inniggeliebten Frau ein treues Andenken bewahrt. Sechs Jahre später, an ihrem Todestage, schreibt er in Uslar in sein Tagebuch: „Die Glocken läuten, ich bin allein, es ist still um mich, und ich bin wehmütig gestimmt, niemand ahnt, welchen traurigen Tag ich heute feiere. Die Blumen auf dem Grab sind diese Nacht erfroren, aber meine Liebe grünet und blühet wie in einem ewigen Frühling.“ Der Vereinsamte fand Trost in unermüdlicher Arbeit, und seine unverwüstliche Kraft und Frische kam ihm wieder. Und hier in Corbey geht dem beglückten Greis der Traum in Erfüllung, für dessen Verwirklichung er gelebt und gelitten hat: Die Aufrichtung des Deutschen Reiches. Und jetzt kommt auch sein Deutschlandlied zu Ehren.

Der Mund, der uns dies Lied gesungen hat, verstummte am 10. Januar 1871 im stillen Corvey. Ein schönes Weihnachtsfest durste der fast 76jährige Greis noch feiern. Still, aber schön. Denn frisch, lebensfroh, aufsteigend - so kam der zärtlich geliebte Sohn Franz von der Düsseldorfer Malerakademie zu ihm in die behagliche Corveyer Dichterklause. Es war die letzte Freude des Alten.

Ein kantiger Kopf, ein eckiger Niedersachse ist er gewesen, der Fallerslebener Bürgermeistersohn. Die Männer, mit denen er sich rieb und raufte, sind alle tot, und die Kinder, die er liebte, sind alt geworden. Er liebte sie wie die Blumen des Feldes, die er zur Sommerzeit Tag für Tag heimbrachte in sein stilles, ernstes Gelehrtenzimmer. In Höxter gibt es noch ein paar sinnige Menschen, deren Augen leuchten, wenn sie erzählen, wie der alte deutsche Dichter ihrem Versteckspiel zusah, wie artig er mit ihnen scherzte, und wie lustig die Augen dabei zwinkerten zu einem breiten behaglichen Lachen.

Sein Sohn, Professor Franz Hoffmann-Fallersleben ist inzwischen auch gestorben. Er wurde geboren am 19. Mai 1855 in Weimar. Weg und Werk dieses rüstigen, tiefschauenden deutschen Malers liegen vor uns wie ein aufgeschlagenes deutsches Bilderbuch, in dem wir gerne nachdenklich lesen, und oftmals Figuren von der Art des großen Vaters finden.

Hoffmann von Fallersleben

Hoffmann von Fallersleben