Vierte Fortsetzung

Der Bräutigam fährt mit seinen Verwandten gegen Abend am Brauthause vor. Schellengeläute kündigt in demselben seine Ankunft an. Doch ist das Hoftor verschlossen. Denn „es kommen ungeladene Gäste, um die Nachtigall aus dem warmen Neste aufzuscheuchen“, oder wieder „nicht Gäste, nicht Freunde, sondern Bösewichter“, welche die Absicht hätten, die Braut von Vater und Mutter, von Sippschaft und Familie hinwegzuführen, ohne dass sie wüsste, wohin sie sie bringen würden. Zugleich lassen die Lieder der Gäste, welche der Bräutigam herbeigeführt, so viele sein, dass sie „den neuen Hausflur mit allen Durchgängen rundum abbrechen.“

An dem blauen Meere blasen
Die Bojaren die Trompeten,
Laut ertönend, schön vergoldet.
Hört denn Niemand die Trompeten?
Anna höret sie, die Seele,
Niemand als Michailowna.
Auf den neuen Hausflur ging sie
Und schrie auf mit lauter Stimme:
Leiblich Väterchen, mein Herr,
Herrin, du mein Mütterchen,
Wollen zu mir die Bojaren
Und zu meiner braunen Flechte,
Zu der braunen Mädchenflechte?
Du mein Herzenstöchterchen,
Anna Michailowna!
Nach dir kommen die Bojaren,
Wollen deine braune Flechte.


Der Druschka, welcher, mit einem Handtuch auf der Schulter, mit einer Peitsche in der Hand, den Zug des Bräutigams eröffnet, klopft dreimal mit starker Faust an das Tor und schreit dazu mit lauter Stimme: Hausherr, mach' auf und gib uns ein Nachtquartier! Wir sind ganz durchfroren. Aber das Tor bleibt auch jetzt noch geschlossen. Zwar stehen drei Verwandte der Braut bereits auf dem Hofe, aber sie wollen erst erfahren, wer denn die Fremden seien. „Wir sind Jäger“, antwortet der Wortführer, „wir wollten Füchschen, Wachtel Weibchen und schöne Mädchen fangen“. Aber sie seien, fährt er fort, zu spät gekommen, hätten aber doch noch gesehen, wie ein Füchschen gerade in diesen Hof schlüpfte. Davon aber wollen jene nichts bemerkt haben, doch würden sie trotzdem öffnen, wenn sie nur etwas dafür bekämen. Da verspricht ihnen der Druschka, dass er um den Preis des Nachtquartiers nicht handeln werde, und einen Trank, welcher alle Schlösser öffne. Das Versprechen wirkt. Das Tor wird geöffnet, freilich noch nicht so weit, dass die Wagen einfahren können, aber der Druschka kann sein Versprechen zur Tat machen. Er gießt also für jene drei je ein Glas Branntwein und noch ein zweites ein und reicht ihnen den gleichfalls verheißenen „Zubiss“.

Aber wenn der Wortführer des Bräutigams in die Hochzeitsstube tritt, um den Platz für die Nachtherberge zu untersuchen, sieht er alle Bänke um den Tisch mit Mädchen besetzt. „Was ist das für ein Volk?“ ruft er, indem er mit seiner Peitsche auf den Tisch schlägt. „Kommt hervor und tretet weg!“ Darauf verlangt er, da Jene sitzen bleiben, nach dem Hausherrn. Dieser aber versichert, von Vorwürfen überschüttet, dass er kein Nachtlager versprochen habe, doch die Mädchen, welche auch reisende Leute wären, würden ihm vielleicht Platzmachen, wenn er sie nur freundlich darum bäte. Deshalb redet der Druschka jene Mädchen mit süßen Schmeichelnamen an, nennt sie Wachtelweibchen und Meisterinnen im Backen der Pirogen. Auch verspricht er ihnen, da auch sie ihre Forderung machen, wie ein Geldgeschenk, so „einen Trank und Zubiss“, und kaum ist er geschäftig auf den Hof geeilt, um aus seinem Wagen die Vorräte zu holen, so erscheint er auch schon wieder in der Stube und bringt eine große Flasche Branntwein, ein Stück Fleisch, Pirogen und einen Graupenkuchen.

Der Bräutigam muss noch lange auf dem Hofe warten. Denn nur ortsweise treten die Mädchen mit den Geschenken unverzüglich ab. Sonst wartet ihnen der Druschka persönlich mit Branntwein auf.

Dazu sind „der Schwesterchen der Braut“ sehr viele. Ein jedes bekommt sein Gläschen, nicht ein einziges schlägt es aus, und jedes macht vor dem Trunke das übliche Kreuz auf seiner Brust und zugleich eine tiefe Verbeugung vor dem Geber, zumal dieser seinen Stolz darein setzt, so artig wie möglich den Mundschenk zu machen.

Beim Eintritt des Bräutigams in die Hochzeitsstube singen die Mädchen wieder ein Lied:

Er setzt sich aufs Pferd,
Das Pferd, es freut sich,
Er reitet zum Garten,
Der Garten blüht auf.
Komm heraus, Agraphena,
Meine Welt, Maximowna!
Den Arseni nahm sie
An die weißen Hände,
Setzt ihn an den Eichentisch;
Ein Schälchen Wein
Goss ein sie und reicht’s ihm,
Mit Inbrunst bat sie:
Trink Fürst, Arseni!
Wein will ich nicht trinken,
Nicht starken Wein,
Nicht berauschenden Wein,
Ich will beschenken,
Sieben Mal küssen
Auf der Welt die schönste,
Agraphenuschka meine Seele.