Hexen im Wirbelsturm

Autor: Ueberlieferung
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An einem heißen Sommertage setzte ein Mann aus Nieblum auf Föhr, der in der Wohlmende mit Grasmähen beschäftigt war, sich zum Essen nieder, um in Ruhe ein Stück Brot zu verzehren. Da kam eine große Wasserhose in gerader Richtung auf ihn los. Da der Mann wohl wußte, daß solche von Hexen herrühren, warf er beherzt sein Brotmesser hinein, um die Hexe zu verwunden. Da wurde er im Nu gefaßt und wirbelnd durch die Luft getragen, bis er endlich wohlbehalten auf einer kleinen Insel am Ende der Welt wieder den Boden berührte. Er sah den elendesten Tod vor Augen, denn die Insel war ganz wüst und durchaus unbewohnt, und von einem stürmischen Meer umgeben. In seiner Angst und Not schrie er um Hilfe und bat die Hexe um Verzeihung. Da ward ein Stuhl niedergelassen, an dem ein Strick mit drei Knoten befestigt war. Er setzte sich darauf, und es kam eine Stimme aus der Luft, die ihm zurief, wenn er wieder nach Hause wolle, so solle er einen Knoten öffnen. Ginge dann die Fahrt nicht schnell genug, so könne er auch den zweiten lösen, vor dein dritten aber solle er sich hüten. Sogleich ging seine Reise durch die Luft vor sich, als er den ersten Knoten löste. Bald machte er auch den zweiten los und fuhr nun so geschwind wie eine Kanonenkugel dahin. Schon lag Föhr wieder vor seinen Augen, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch den dritten Knoten zu öffnen. Nun ging es mit ungeheurer Schnelligkeit fort, und hätte er nicht auf den Kirchturm von St. Johannis getroffen, so wäre er über die Insel hinweggeflogen. Unglücklicherweise stieß der Mann mit dem Turmhahn zusammen und verlor dabei beide Beine.