Hexen besorgen Fahrwind

Autor: Ueberlieferung
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Ein Schiffer von Wangeroog namens Luters Fauk lag an einem Sonntag mit seinem Schiffe vor Minsen am Bollwerk, und den Sonntagmorgen ging er zur Kirche. Am Abend kommen zwei Frauen von Wangeroog auf einem Besenstiel hergeritten, haben beide einen roten Wollrock an, und ihr Haar steht hintenaus wie ein Pechquast. Sie kommen bei Luters Fauk vorbei, da ruft er sie an, ob sie nicht guten Fahrwind machen könnten, er habe dort schon solange gelegen. »Freilich«, sagten sie, »dort gleich bei der Deichecke steht ein Baum, davon mußt du den dritten Zweig abreißen und ihn holen, wenn wir zuvor dagewesen sind und darauf gespien haben!« Als er den Zweig an Bord hatte, ist der Wind von Osten gekommen, und er segelt aus und ist in einem halben Ettmal (zwölf Stunden) in Amsterdam. Dort löscht er seine Güter aus, und in vierundzwanzig Stunden ist er wieder vor Horumersiel bei Minsen. Dort meinen die Leute, er liege noch da mit seiner Ladung und sei gar nicht weggewesen. Da sagt er, nein, er sei schon in Amsterdam gewesen, habe gelöscht und wolle wieder laden. Er sei mit guter Hilfe von der Jade weggekommen, verlange aber kein zweites Mal so nach Amsterdam zu fahren. Das Wasser sei grasgrün gewesen und es habe gesaust und gebraust, daß man nicht habe hören noch sehen können. - In der folgenden Nacht kam eine Katze zu ihm und sagte, er solle den Zweig verbrennen von dem Baum, und er tat also. Als er nun wieder nach Wangeroog kommt, liegen seine Schwester und seine Schwägerin zu Bett und sind beide todkrank.