Untergang der Fachwerkbauten
Bei der Verständnislosigkeit, mit der man lange Zeit den Werken entschwundener Kulturen gegenüberstand, ist es leider zu begreiflich, dass der Bestand an gut erhaltenen älteren Rathäusern recht beschränkt ist. Kriegsstürme, Brände, Wind und Wetter haben dazu beigetragen, die Zahl der untergegangenen oder verdorbenen Gebäude zu mehren.
Am übelsten ist den Fachwerkbauten mitgespielt. Wildungens Renaissancerathaus wurde wie das benachbarte erkergeschmückte Hochzeitshaus um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ohne ersichtlichen Grund niedergelegt. Wahrscheinlich besaß dieses von Entstellungen nicht verschont gebliebene und nur aus einer Skizze (Text-Abb. 12) bekannte Rathaus wie das „gleichfalls abgebrochene, aber in besserer Zeichnung dargestellte Gemeindehaus des ebenfalls im Waldeckschen gelegenen Städtchens Mengeringhausen (Text-Abb. 13) ursprünglich jene Ecktürmchen, welche die benachbarten hessischen Bauten auszeichneten. Von Orbs stattlichem Fachwerkrathaus (Taf. 45), das 1868 durch Abbruch fiel, ist glücklicherweise eine photographische Aufnahme vorhanden. Sachsenbergs mit vier Ecktürmchen und einem Dachreiter geschmücktes dreigeschossiges Gemeindehaus (Taf. 44) brannte 1889 ab. Aus Gleichgültigkeit brach man in Fulda (Text-Abb. 14 u. 15) und Grünberg (Text-Abb. 16) den Erker ab, der die freie Ecke der an einer Straßenmündung gelegenen Rathäuser belebte, um durch weitere Eingriffe die ansehnlichen Fachwerkfronten bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen. Was die Veränderungslust verschont hatte, löste die Verwahrlosung auf. Durch einen nüchternen Neubau in romanisierenden Formen ersetzte man 1840 das um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Munizipalgebäude in Wimpfen am Berg, das, nach Abbildungen zu schliessen, durch seine ornamentierte Fachwerkarchitektur, doppelten Treppenaufgang und Ratslaube von überaus malerischer Wirkung gewesen sein muss.
Was in Eschwege die Stelle des höchst nüchternen Stadtbaues einst eingenommen hat, lässt eine kurze Beschreibung in etwa erkennen. 1303 geschieht des consistorium, des ältesten Rathauses, eines Holzbaues am Kohlmarkt, der im Unterstock die Wage und daneben die Weckebuden besaß, zuerst Erwähnung. Als 1637 ein Brand das Fachwerkhaus vernichtete, fand 1660 eine Erneuerung ebenfalls in Holzkonstruktion statt. „Die Weckebuden und eine kleine Wohnung wurden mit der Wage vereinigt. Das Jokskämmerchen, ein leichteres Gefängnis, mit dem Mütter ihren unartigen Kindern drohten, ist nicht mehr vorhanden. Westlich an dem Rathause und mit demselben verbunden stand ein großes massives Gebäude, in dessen unterem Stocke der Stadtweinkeller und die Stadtgarküche, sowie die erst 1804 angelegte Hauptwache nebst Gefängnissen bestand; der obere Stock, der Tuchboden genannt, diente früher an Markttagen den Gewandschneidern zum Feilbieten ihrer Waren. Prächtig prangte der westliche Giebel dieses Gebäudes mit den hessischen Löwen und der Rolandsstatue auf der Spitze.“
Am übelsten ist den Fachwerkbauten mitgespielt. Wildungens Renaissancerathaus wurde wie das benachbarte erkergeschmückte Hochzeitshaus um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ohne ersichtlichen Grund niedergelegt. Wahrscheinlich besaß dieses von Entstellungen nicht verschont gebliebene und nur aus einer Skizze (Text-Abb. 12) bekannte Rathaus wie das „gleichfalls abgebrochene, aber in besserer Zeichnung dargestellte Gemeindehaus des ebenfalls im Waldeckschen gelegenen Städtchens Mengeringhausen (Text-Abb. 13) ursprünglich jene Ecktürmchen, welche die benachbarten hessischen Bauten auszeichneten. Von Orbs stattlichem Fachwerkrathaus (Taf. 45), das 1868 durch Abbruch fiel, ist glücklicherweise eine photographische Aufnahme vorhanden. Sachsenbergs mit vier Ecktürmchen und einem Dachreiter geschmücktes dreigeschossiges Gemeindehaus (Taf. 44) brannte 1889 ab. Aus Gleichgültigkeit brach man in Fulda (Text-Abb. 14 u. 15) und Grünberg (Text-Abb. 16) den Erker ab, der die freie Ecke der an einer Straßenmündung gelegenen Rathäuser belebte, um durch weitere Eingriffe die ansehnlichen Fachwerkfronten bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen. Was die Veränderungslust verschont hatte, löste die Verwahrlosung auf. Durch einen nüchternen Neubau in romanisierenden Formen ersetzte man 1840 das um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Munizipalgebäude in Wimpfen am Berg, das, nach Abbildungen zu schliessen, durch seine ornamentierte Fachwerkarchitektur, doppelten Treppenaufgang und Ratslaube von überaus malerischer Wirkung gewesen sein muss.
Was in Eschwege die Stelle des höchst nüchternen Stadtbaues einst eingenommen hat, lässt eine kurze Beschreibung in etwa erkennen. 1303 geschieht des consistorium, des ältesten Rathauses, eines Holzbaues am Kohlmarkt, der im Unterstock die Wage und daneben die Weckebuden besaß, zuerst Erwähnung. Als 1637 ein Brand das Fachwerkhaus vernichtete, fand 1660 eine Erneuerung ebenfalls in Holzkonstruktion statt. „Die Weckebuden und eine kleine Wohnung wurden mit der Wage vereinigt. Das Jokskämmerchen, ein leichteres Gefängnis, mit dem Mütter ihren unartigen Kindern drohten, ist nicht mehr vorhanden. Westlich an dem Rathause und mit demselben verbunden stand ein großes massives Gebäude, in dessen unterem Stocke der Stadtweinkeller und die Stadtgarküche, sowie die erst 1804 angelegte Hauptwache nebst Gefängnissen bestand; der obere Stock, der Tuchboden genannt, diente früher an Markttagen den Gewandschneidern zum Feilbieten ihrer Waren. Prächtig prangte der westliche Giebel dieses Gebäudes mit den hessischen Löwen und der Rolandsstatue auf der Spitze.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hessische Rathäuser. Ihre Erhaltung und Entstellung mit 80 Tafeln und 44 Textbildern
12. Wildungen. Rathaus, durch Abbruch zerstört.
13. Mengeringhausen. Rathaus, durch Abbruch zerstört.
Tafel 45b Orb
Tafel 44a Sachsenberg
14. Fulda. Rathaus. Rekonstruktion.
15. Fulda. Rathaus, durch Verwahrlosung entstellt.
16. Grünberg. Rathaus, jetzt durch Verputz des Fachwerks entstellt.
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