Das Rathäuser in Battenberg, Rehe und Herborn

Auf die Gemütswerte, die den in ungekünstelter Handwerksübung und unverdorbenem Geschmack erstellten Gemeindebauten alten Schlages eigen sind, macht ein anderer Vorkämpfer für die heimatliche Bauweise, Karl Caesar, aufmerksam.

Er weist auf das Rathaus in Battenberg (Taf. 60) hin. „Schaut die Reihe der weißgestrichenen Fenster nicht wie kluge Augen unter der dunkel geschieferten Stirnwand hervor? Wie gut gliedern die schattigen Geschossüberstände die einzelnen Stockwerke, kräftige, waagerechte Bänder um den Bau ziehend und das Ganze mit festem Halt umklammernd.


Welche behaglichen Erweiterungen des Rathaussaales stellen die beiden Eckerker dar, und wie sicher beschirmt das riesige Dach mit seinen schützenden Überständen die verschiedenen unter ihm vereinten Wände und Räume. Kann die strenge Weisheit und die behäbige Würde, die wir mit dem Begriff dieser Stätte wichtiger Beschlüsse verbinden, besser zum Ausdruck gebracht werden als bei diesem Bau?“

Ein ähnlich bedeutsames, trotz seiner Schlichtheit aus seiner Umgebung herausragendes Beispiel stellt das Rathaus in Rehe (Taf. 56) dar. „Die Besonderheit zeigt sich in einem bescheidenen Dachreiter, und obwohl es sonst so recht eigentlich die allereinfachste Form eines umbauten Raumes darstellt — es hat nicht einmal Giebel und ist von allen vier Seiten schlicht abgewalmt — , so haben es doch seine Erbauer verstanden, ihm den vollen Ausdruck der Wichtigkeit zu geben, die seiner Stellung in der Gemeinde zukommt.

Das Steife und Kastenmäßige ist veredelt durch die Feinheit der Einzelheiten, die leicht gekrümmten Dachlinien, die feinen Knicke, die die Aufschieblinge bilden, durch den schattenreichen, wohl profilierten Dachüberstand und die gute Verteilung des Fachwerks.“ Oder das Rathaus zu Herborn (Taf. 65). „Kann man mit einfacheren Mitteln einem Hause den Ausdruck besonderer Wichtigkeit verleihen?

Dem von allen vier Seiten abgewalmten Dach ist der achteckige Turmhelm mit der Laterne aufgesetzt, die in der Renaissancezeit immer und immer wiederkehrende Form der Turmbedachung. Worin beruht das Geheimnis der guten Wirkung? Zunächst in der stattlichen, behäbigen Gesamterscheinung und den feingeformten Einzelheiten, dann aber im Gegensatz dieser Besonderheit zu der Reihe der übrigen ganz gleichartigen Häuser, die eins wie das andere mit ihrem Giebel gemütlich in die Straße nicken.“