Herzog Wallenstein in Mecklenburg. Band 1
Historischer Roman
Autor: Wickede, Julius von (1819-1896) mecklenburgischer Offizier, Journalsit und Schrifsteller, Erscheinungsjahr: 1865
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Themenbereiche
Historischer Roman Mecklenburg-Vorpommern Reformationszeit Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Mecklenburg, historischer Roman, Dreißigjähriger Krieg, Wallenstein, Schwerin, Rostock, Güstrow, Reformation, Luther, Rittergut, Feldlager, deutscher Kaiser, Verwüstungen, Zerstörungssucht, Plünderungen, Kriegsvolk, Dragoner, Kürassiere, Graf von Pappenheim, Kriegsknechte, Rottenmeister, Panduren, Waffenarbeit, Lombarden, Italiener, Wallonen, Söldner, Böhmen, Tiroler, Graf Torquato, Wien, Papst, Korpsgeist, Trinkgelage, Kriegsgott Mars, Quartiermeister,
„Mecklenburg." — Albrecht, Herzog von Gottes Gnaden zu Mecklenburg, ich begrüße Euch”, sprach der Astrologe in feierlichem Tone, sich bei den letzten Worten abermals tief verneigend.
„Mecklenburg — wie wunderbar, dass Ihr dieses Wort aussprachet! Ich will's nicht leugnen, dass mir mitunter schon in meines Herzens tiefster Kammer der Wunsch nach diesem Herzogtum aufstieß. . . . "
„Mecklenburg — wie wunderbar, dass Ihr dieses Wort aussprachet! Ich will's nicht leugnen, dass mir mitunter schon in meines Herzens tiefster Kammer der Wunsch nach diesem Herzogtum aufstieß. . . . "
Inhaltsverzeichnis
- Ein Feldlager Wallensteins in Ungarn. Erste Fortsetzung
- Ein mecklenburgisches Rittergut und seine Bewohner.
Inhaltsverzeichnis
1. Ein Feldlager Wallensteins in Ungarn
2. Ein mecklenburgisches Rittergut und seine Bewohner
1. Ein Feldlager Wallensteins in Ungarn
In dem breiten Donaustrom, der seine Wellen mit rauschender Eile dem schwarzen Meere zutrieb, spiegelte sich an einem schönen Augustabend des Jahres 1626 die scheidende Abendsonne und färbte die Fluten mit purpurgoldigem Scheine. Eine tiefe, wohltuende Stille lag in der ganzen Natur, und das geringste Tierlein der Schöpfung schien Ruhe und Frieden zu atmen.
Die Hitze des Tages war eine drückende gewesen. Die Sonne erfüllte das weite Flusstal mit schwuler Glut, und wenn auch die Trauben in den unfernen Weinbergen, welche die Niederung einsäumten, unter ihren Strahlen sich ersichtlich röteten und ein gutes Weinjahr verkündeten, so hatten doch Menschen, wie Tiere soviel als möglich in Ken hier nur spärlich vorhandenen Schatten sich geflüchtet, bis die frische, kühle Abendluft sie zu neuer Tätigkeit oder vermehrter Lebenslust wieder hervorlockte.
Auch ein Reitertrupp, der in möglichster Eile auf einem schmalen Saumpfade längs der Donau einhertrabte, schien nach des Tages Last und Hitze sich dieser frischen Abendkühle mit besonderem Wohlgefallen zu erfreuen. Sowohl die Rosse wie ihre Reiter sahen hart mitgenommen aus, und man konnte ihnen schon äußerlich nur zu deutlich anmerken, dass sie im Staub und in der Hitze des Tages bereits einen weiten und angestrengten Marsch zurückgelegt haben mussten. Dringende Eile schien aber jetzt noch dem Führer des kleines Haufens geboten zu sein. Denn er achtete weder viel auf die Schönheit des Sonnenunterganges, noch auf den Frieden und die Ruhe der Natur, sondern spornte sein müdes Ross, welches gar oft schon in einen langsamen Schritt fallen wollte, stets dann von Neuem wieder mit so scharfen Spornstößen zu einer rascheren Gangart an, dass das Blut oft aus den tiefen Löchern der Flanken aufspritzte und sich mit dem weißen Schaum, der sie schon bedeckte, vermischte.
„Es hilft nichts, vorwärts mein Tier, wir müssen schon bis zum letzten Atemzug Beide aushalten. Herrendienst kennt keine Schonung, und unser Feldherr ist ein gar gestrenger Gebieter, der keine Entschuldigung annimmt”, sprach er halblaut wie zu sich selbst, oder auch zu seinem Ross, als dieses nach einem sehr scharfen Spornstoß laut aufstöhnte.
„Wie weit ist noch nach der Überfahrt der Insel Schütt, wo des Herzogs von Friedland Durchlaucht sein Hauptquartier jetzt aufgeschlagen haben”, rief er dem nächsten der ihm in einiger Entfernung folgenden Reiter zu.
„Wenn wir so zureiten, wie bis jetzt, können der Herr Oberst in einer Stunde vor des Herzogs Zelt absitzen”, antwortete dieser in sehr gebrochenem Deutsch.
„Das ist gut, so lange hält mein Pferd noch aus, und ich komme gerade zur rechten Zeit, wenn der Feldhauptmann von der Abendmahlzeit aufgestanden ist und sich noch nicht in sein Geheimgemach, wo er dann später jede Störung mit bösem Unwillen aufnimmt, zurückgezogen hat”, sprach der Oberst und hielt das schnaufende Tier einen Augenblick an, um sich den Staub und den Schweiß von dem erhitzten Gesicht zu trocknen, bis er es dann wieder zu neuer Eile antrieb.
Der Oberst Graf Strozzi, im Heere des Herzogs von Friedland und von diesem oft zu wichtigen Eilbotschaften benutzt, war dieser Reiter, der jetzt mit solcher Hast ritt, und seine Begleitung bestand aus kroatischen Soldaten, die er sich von dem unfern Komorn jetzt lagernden Reiterregiment des Grafen Isolani als Bedeckung mitgenommen hatte, da die Gegend von Marodeuren und Wegelagerern oft unsicher gemacht wurde. Der Oberst, aus einem vornehmen italienischen Grafengeschlecht stammend, konnte trotz seines Ranges das sechsundzwanzigste Lebensjahr noch nicht viel überschritten haben, und war ein schöner, stattlicher Mann. Lange schwarze Locken fielen unter dem aufgeschlagenen Reiterhut mit der mächtigen, blutroten Feder hervor, und der Schnitt seines tiefgebräunten Gesichts, in dem die dunkeln italienischen Augen blitzten, war edel geformt. Von Kindheit auf war der Oberst aus seinem sonnigen Vaterland entfernt und jeglichem Familienleben entfremdet, in dem Hof- und Heereslager Wallensteins, des jetzigen Herzogs von Friedland, aufgewachsen und hatte schon in der Schlacht am „weißen Berge" bei Prag sein Fähnlein Kürassiere mit vieler Auszeichnung geführt. Er galt allgemein für einen der kühnsten, und zu jedem verwegenen Handstreich brauchbarsten Offiziere im Heere des Herzogs, und ward von diesem auch besonders hochgeschätzt.
Die Spuren der Nähe eines großen Feldlagers zeigten sich jetzt immer mehr, je näher der Oberst der umfangreichen, mitten im Donaustrom gelegenen Insel Schütt kam, auf welcher der Herzog von Friedland gegenwärtig sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die spärlichen Dörfer waren größtenteils verwüstet und fast ganz von ihrer früheren Bevölkerung leer. Da es in dieser Gegend vielfach an Holz fehlte, so hatten die Soldaten oft mit den Sparren der Dächer oder den Brettern der Türen und sonstigem Haus- und Hofgerät ihre Bivouakfeuer genährt. Alle Ställe waren geleert und das Brummen einer Kuh oder das Grunzen eines Schweines, ja selbst nur das Gackern einer Henne, und welche andere Tierlaute ein Bauergehöft sonst noch beleben, längst hier verstummt, denn das hungrige Kriegsvolk hatte der armen misshandelten Landbevölkerung weder eine Klaue noch eine Feder übrig gelassen. Eben so waren die Felder und Gärten, so weit solche in dieser überhaupt unkultivierten Gegend vorhanden gewesen, arg verwüstet, und auch das oft noch nicht völlig gereifte Getreide hatten die Reiter zum Futter für ihre Pferde abgemäht. Der Marsch eines Wallenstein'schen Heereshaufens glich in jener wilden, rohen Zeit dem Alles verheerenden und verzehrenden Zuge eines Heuschreckenschwarmes, der ebenfalls in kurzer Frist Alles vollständig verwüstet und auch nicht das Mindeste, etwas irgendwie nur zur Nahrung für Menschen und Vieh dienen kann, übrig lässt. Und nun gar jetzt, wo Wallenstein sein arg mitgenommenes, von Seuchen und Entbehrungen mehr als dezimiertes Heer, mit welchem er den flüchtigen Grafen Mansfeld in die Karpathischen Gebirge Nordungarns verfolgte, hierher in die Donauebene zur Erholung geführt hatte, war dessen Verwüstungstrieb noch mehr gesteigert worden. Es schien, als wollten sich die Soldaten für die argen Entbehrungen, denen sie in den letzten Monaten ausgesetzt gewesen waren, jetzt doppelt erholen, so wild hausten sie, und so gelockert musste teilweise die Mannszucht schon sein.
1. Ein Feldlager Wallensteins in Ungarn
2. Ein mecklenburgisches Rittergut und seine Bewohner
1. Ein Feldlager Wallensteins in Ungarn
In dem breiten Donaustrom, der seine Wellen mit rauschender Eile dem schwarzen Meere zutrieb, spiegelte sich an einem schönen Augustabend des Jahres 1626 die scheidende Abendsonne und färbte die Fluten mit purpurgoldigem Scheine. Eine tiefe, wohltuende Stille lag in der ganzen Natur, und das geringste Tierlein der Schöpfung schien Ruhe und Frieden zu atmen.
Die Hitze des Tages war eine drückende gewesen. Die Sonne erfüllte das weite Flusstal mit schwuler Glut, und wenn auch die Trauben in den unfernen Weinbergen, welche die Niederung einsäumten, unter ihren Strahlen sich ersichtlich röteten und ein gutes Weinjahr verkündeten, so hatten doch Menschen, wie Tiere soviel als möglich in Ken hier nur spärlich vorhandenen Schatten sich geflüchtet, bis die frische, kühle Abendluft sie zu neuer Tätigkeit oder vermehrter Lebenslust wieder hervorlockte.
Auch ein Reitertrupp, der in möglichster Eile auf einem schmalen Saumpfade längs der Donau einhertrabte, schien nach des Tages Last und Hitze sich dieser frischen Abendkühle mit besonderem Wohlgefallen zu erfreuen. Sowohl die Rosse wie ihre Reiter sahen hart mitgenommen aus, und man konnte ihnen schon äußerlich nur zu deutlich anmerken, dass sie im Staub und in der Hitze des Tages bereits einen weiten und angestrengten Marsch zurückgelegt haben mussten. Dringende Eile schien aber jetzt noch dem Führer des kleines Haufens geboten zu sein. Denn er achtete weder viel auf die Schönheit des Sonnenunterganges, noch auf den Frieden und die Ruhe der Natur, sondern spornte sein müdes Ross, welches gar oft schon in einen langsamen Schritt fallen wollte, stets dann von Neuem wieder mit so scharfen Spornstößen zu einer rascheren Gangart an, dass das Blut oft aus den tiefen Löchern der Flanken aufspritzte und sich mit dem weißen Schaum, der sie schon bedeckte, vermischte.
„Es hilft nichts, vorwärts mein Tier, wir müssen schon bis zum letzten Atemzug Beide aushalten. Herrendienst kennt keine Schonung, und unser Feldherr ist ein gar gestrenger Gebieter, der keine Entschuldigung annimmt”, sprach er halblaut wie zu sich selbst, oder auch zu seinem Ross, als dieses nach einem sehr scharfen Spornstoß laut aufstöhnte.
„Wie weit ist noch nach der Überfahrt der Insel Schütt, wo des Herzogs von Friedland Durchlaucht sein Hauptquartier jetzt aufgeschlagen haben”, rief er dem nächsten der ihm in einiger Entfernung folgenden Reiter zu.
„Wenn wir so zureiten, wie bis jetzt, können der Herr Oberst in einer Stunde vor des Herzogs Zelt absitzen”, antwortete dieser in sehr gebrochenem Deutsch.
„Das ist gut, so lange hält mein Pferd noch aus, und ich komme gerade zur rechten Zeit, wenn der Feldhauptmann von der Abendmahlzeit aufgestanden ist und sich noch nicht in sein Geheimgemach, wo er dann später jede Störung mit bösem Unwillen aufnimmt, zurückgezogen hat”, sprach der Oberst und hielt das schnaufende Tier einen Augenblick an, um sich den Staub und den Schweiß von dem erhitzten Gesicht zu trocknen, bis er es dann wieder zu neuer Eile antrieb.
Der Oberst Graf Strozzi, im Heere des Herzogs von Friedland und von diesem oft zu wichtigen Eilbotschaften benutzt, war dieser Reiter, der jetzt mit solcher Hast ritt, und seine Begleitung bestand aus kroatischen Soldaten, die er sich von dem unfern Komorn jetzt lagernden Reiterregiment des Grafen Isolani als Bedeckung mitgenommen hatte, da die Gegend von Marodeuren und Wegelagerern oft unsicher gemacht wurde. Der Oberst, aus einem vornehmen italienischen Grafengeschlecht stammend, konnte trotz seines Ranges das sechsundzwanzigste Lebensjahr noch nicht viel überschritten haben, und war ein schöner, stattlicher Mann. Lange schwarze Locken fielen unter dem aufgeschlagenen Reiterhut mit der mächtigen, blutroten Feder hervor, und der Schnitt seines tiefgebräunten Gesichts, in dem die dunkeln italienischen Augen blitzten, war edel geformt. Von Kindheit auf war der Oberst aus seinem sonnigen Vaterland entfernt und jeglichem Familienleben entfremdet, in dem Hof- und Heereslager Wallensteins, des jetzigen Herzogs von Friedland, aufgewachsen und hatte schon in der Schlacht am „weißen Berge" bei Prag sein Fähnlein Kürassiere mit vieler Auszeichnung geführt. Er galt allgemein für einen der kühnsten, und zu jedem verwegenen Handstreich brauchbarsten Offiziere im Heere des Herzogs, und ward von diesem auch besonders hochgeschätzt.
Die Spuren der Nähe eines großen Feldlagers zeigten sich jetzt immer mehr, je näher der Oberst der umfangreichen, mitten im Donaustrom gelegenen Insel Schütt kam, auf welcher der Herzog von Friedland gegenwärtig sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die spärlichen Dörfer waren größtenteils verwüstet und fast ganz von ihrer früheren Bevölkerung leer. Da es in dieser Gegend vielfach an Holz fehlte, so hatten die Soldaten oft mit den Sparren der Dächer oder den Brettern der Türen und sonstigem Haus- und Hofgerät ihre Bivouakfeuer genährt. Alle Ställe waren geleert und das Brummen einer Kuh oder das Grunzen eines Schweines, ja selbst nur das Gackern einer Henne, und welche andere Tierlaute ein Bauergehöft sonst noch beleben, längst hier verstummt, denn das hungrige Kriegsvolk hatte der armen misshandelten Landbevölkerung weder eine Klaue noch eine Feder übrig gelassen. Eben so waren die Felder und Gärten, so weit solche in dieser überhaupt unkultivierten Gegend vorhanden gewesen, arg verwüstet, und auch das oft noch nicht völlig gereifte Getreide hatten die Reiter zum Futter für ihre Pferde abgemäht. Der Marsch eines Wallenstein'schen Heereshaufens glich in jener wilden, rohen Zeit dem Alles verheerenden und verzehrenden Zuge eines Heuschreckenschwarmes, der ebenfalls in kurzer Frist Alles vollständig verwüstet und auch nicht das Mindeste, etwas irgendwie nur zur Nahrung für Menschen und Vieh dienen kann, übrig lässt. Und nun gar jetzt, wo Wallenstein sein arg mitgenommenes, von Seuchen und Entbehrungen mehr als dezimiertes Heer, mit welchem er den flüchtigen Grafen Mansfeld in die Karpathischen Gebirge Nordungarns verfolgte, hierher in die Donauebene zur Erholung geführt hatte, war dessen Verwüstungstrieb noch mehr gesteigert worden. Es schien, als wollten sich die Soldaten für die argen Entbehrungen, denen sie in den letzten Monaten ausgesetzt gewesen waren, jetzt doppelt erholen, so wild hausten sie, und so gelockert musste teilweise die Mannszucht schon sein.
Wickede, Julius von (1819-1896) Mecklenburger, Offizier, Journalist, Schriftseller von regionalgeschichtlichen historischen Romanen
Wallenstein (1583-1634) Herzog von Friedland und Sagan, 1628-1631 Herzog zu Mecklenburg, Graf von Schwerin, Herr von Rostock etc.
Adolf Friedrich (1588-1658) Herzog von Mecklenburg-Schwerin
Adolf Friedrich (1588-1658) Herzog von Mecklenburg-Schwerin, Statue im Münster Bad Doberan
Johann Albrecht (1525-1576) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow
Rostock vom Steintor 1841.
Schwerin - Dom.
Schwerin - Altes Schloss.
Güstrow im Jahre 1632.
Güstrow - der Dom.
Güstrow - der Markt.