II. Abschnitt

Die Kirche von Hela, die St. Peter und St. Paul geweiht ist, mag in ihren ältesten Theilen aus dem vierzehnten Jahrhundert stammen. 1888 wurde sie umgebaut und dabei sind leider die meisten alterthümlichen Gegenstände, die sie enthielt, verloren gegangen. Schon von dem Schullehrer, den ich in der Löwengrube, einem der drei Wirthshäuser von Hela, antraf, hatte ich auf die Frage, ob sich in der Kirche noch Werthvolles aus alter Zeit befände, die Antwort bekommen: „Nein, es ist Alles zerstört“. Dabei nahm sein Gesichte einen schmerzlichen Ausdruck an und er stand auf und ging. Das verstand ich nachher, als ich erfuhr, daß die Helaischen auch heute noch außer sich gerathen, wenn die Rede auf diese Sache kommt. Von dem Prediger, bei dem ich mich erkundigte, habe ich dann Genaueres erfahren. Die Bewohner des Ortes sind an dem Unglück nicht schuld. Es war schon ein Raum gemiethet worden, um während des Umbaues, was die Kirche an werthvollen Gegenständen enthielt, aufzubewahren. Aber dazu kam es nicht. Eines Herbstmorgens, als alle Männer auf Aalfang sind, beordert der Regierungsbauführer seine Mannen, die Kirche auszuräumen. Die Arbeiter, meist katholische Leute vom Festlande, machen sich die Sache leicht. Der kunstvoll geschnitzte Rathsstuhl, die bemalten alten Kirchenbänke – Alles wird einfach hinausgeworfen und draußen zerschlagen. Die Bilder werden aus den Rahmen gerissen und zertreten oder verbrannt. Als die Helenser vom Fischfang nach Hause kamen, sahen sie die Bescherung. Ihr Schmerz scheint begreiflich. Die ganzen Kostbarkeiten ihres armen kleinen Ortes, auf die sie mit Freude und Stolz zu blicken gewohnt gewesen, waren vernichtet worden, nicht durch Wasser oder Feuer, mit denen man nicht rechten kann, sondern durch die Hände roher Menschen.
Es wird auch behauptet, daß das Äußere der Kirche von Hela durch den Umbau nicht gewonnen habe. Sie kann sich mit dem Festungsthurm von Weichselmünde trösten, der durch den vor einigen Jahren an ihm vorgenommenen Umbau die Schönheit der Gestalt eingebüßt und ein recht gewöhnliches Aussehen bekommen hat.
Einiges Interessante von dem inneren Schmuck der Kirche ist übrigens doch der Zerstörung im Unglücksjahr 1888 entgangen. Dazu gehört der alte Altarschrein aus dem fünfzehnten Jahrhundert, dessen Thürflügel mit auf Kreide gemalten Darstellungen geschmückt sind. Außen ist zu sehen auf dem einen Thürflügel Marie, durch deren Herz das Schwert geht, und darunter Paulus im Reisegewand, auf dem anderen der gegeißelte Christus, darunter Petrus mit dem Kreuz; inwendig auf dem einen die Kreuzabnahme, darunter Pauli Enthauptung, auf dem anderen Christi Auferstehung mit Petri Kreuzigung darunter. Im Innern enthält der Schrein drei Holzfiguren: Christus zwischen den Aposteln Petrus und Paulus und darunter die Grablegung der Maria. Einzelnes von den Malereien ist recht gut.
Erhalten geblieben sind ferner an der einen Wand der Kirche die großen Bildnisse zweier Helenser Prediger. Der eine ist, wie die lateinische Unterschrift besagt, Herr Gottfried Kotzer, geboren 1670, den 12. Juni, in Danzig, gestorben in Hela 1704, den 28. April. Im Sterberegister ist dazu bemerkt, daß er „Kayserlich gekrönter Poet“ gewesen, daß er „mit ordentlichen Ceremonien“ am 10. Mai in der Kirche nahe vor dem Altar begraben worden ist, und daß der Studiosus der Theologie David Schmidt aus Stolp in Pommern die Leichenpredigt gehalten hat. „Gott“, wird hinzugefügt, „vergebe denen ihre Sünde und gebe ihnen Gnade zur Bekehrung, die durch viel gemachtes Ergerniß solchen frühzeitigen Tod verursacht haben.“
Das ist doch eine merkwürdige Sache, daß dieser schon in so jungen Jahren mit dem kaiserlichen Lorber gekrönte Dichter in einem so weltfern gelegenen Örtlein Prediger geworden ist, und daß sie ihn zu Tode geärgert haben. Letzteres verträgt sich gar nicht mit dem Biedersinn der Helenser und ich bin fest davon überzeugt, daß, wenn sie wirklich dabei eine Schuld trifft, sie es nicht „mit Fleiß“ gethan haben. Vielleicht, daß er, etwas eitel wie alle Poeten, sich zu Tode darüber geärgert hat, daß seine Gedichte, die sicherlich viel zu hoch für schlichte Fischer gewesen sind, in Hela nicht den gewünschten und erwarteten Beifall fanden. Erhalten ist leider von seinen Dichtungen nichts, obgleich er Poeta laureatus war. Damit kann mancher Moderne sich trösten.
Das Bildniß Kotzers ist 1802 von seinem Großsohn mütterlicher Seite Johann Carl Jonasson erneuert worden, der auch Prediger in Hela gewesen ist und zwar von 1798-1805. Diesen stellt das andere Bildniß an der Kirchenwand dar, das von ihm selbst gemalt ist im Jahre 1799. Also ist wieder nach Hela ein Prediger gekommen, der außer dem Predigen noch eine freie Kunst betrieb. Wenn man sich aber sein Werk ansieht, kann man auf den Gedanken kommen, Kotzer hätte vielleicht noch besser gedichtet, als Jonasson gemalt hat. Aber von dem Maler ist etwas erhalten geblieben und hat sogar die Katastrophe von 1888 glücklich überstanden. Jonasson, auch ein Danziger von Geburt, lebte in Hela nur sechs und ein halbes Jahr, er war aber vorher schon an anderen Orten Pfarrer gewesen und starb im Alter von vierundsechzig Jahren.
Außer diesen beiden Bildnissen und dem Altarschrein zeigt die Kirche wenig Schmuck in ihrem Innern. Als etwas Charakteristisches aber seien die von der Decke herabhängenden Schiffsmodelle erwähnt – Schifferarbeiten, wie solche sich auch in anderen Kirchen des Seestrandes finden. Nicht wenige Seeleute haben eine Hand, die viel geschickter ist, als sie aussieht.
Um die Kirche herum liegt der kleine Friedhof, auf dessen Gräbern ich im beginnenden Herbst nur noch wenig Blumen fand. An der Mauer war das Bilsenkraut so hoch gewachsen, wie ich es noch nie vorher gesehen habe. Längst hatte es abgeblüht und trug zahllose Samenkapseln, mit schon reifem Samen. Eine Weile stand ich davor, um es mir anzusehen, als ich mich umwandte, bemerkte ich, daß ich aus einiger Entfernung von Eingeborenen beobachtet wurde. Darüber bekam ich einen kleinen Schrecken. Die Bilse ist eines der berüchtigtsten aller Zauberkräuter. Sollten sie mich vielleicht für eine Zauberer oder Hexenmeister halten, der sich dieses Kraut zum Gebrauch sammelte und zwar, was ganz besonders verdächtig erscheinen mußte, auf dem Kirchhof? Nein doch, dafür sind die Helenser schon von den Zeiten Kotzers und Jonassons her viel zu aufgeklärt. Es waren ja auch nicht die Bewohner des Ortes Hela, sondern die von Ceynowa, die einmal eine Hexe ertränkten, und auch in Ceynowa denkt jetzt Niemand mehr an solche Streiche. Der Glaube an Hexen, Zauberer und Gespenster ist heutzutage nur noch in den großen Städten zu Hause. Hoffentlich wird auch in diese letzten Nester des Aberglaubens bald mit der Fackel der Aufklärung hineingeleuchtet.
In der Mitte des Ortes Hela steht ein kleiner hölzerner Glockenthurm. Darin hingen früher drei Glocken, mit denen zum Gottesdienst geläutet wurde. Als aber die Kirch bei dem Umbau ein Thürmchen erhielt, sind zwei von den drei Glocken hier hineingehängt worden. An dem alten Glockenthurm stehen drei schöne Linden, darunter sind Tische und Bänke aufgestellt, die zum Wirthshaus zur Löwengrube, ehemals dem einzigen Wirthshause Helas gehören. In die Löwengrube kann man ohne Besorgniß steigen. Man wird freundlich bedient von dem alten Dörcks, der früher Strandvogt gewesen ist, erhält einen Labetrunk und für geringes Geld etwas Gutes zu essen, zumal wenn Aale gefangen sind. Denn mit den Helenser Aalen können sich andere Aale nur an Länge messen, nicht an Wohlgeschmack.
In jeder der beiden Hälften der Dorfstraße steht ein mächtiger Ziehbrunnen von der Art, wie sie anfangen selten zu werden. Man sieht sie noch hie und da und in größerer Anzahl sind sie in Wustrow auf dem mecklenburgischen Fischland zu finden. Wie die dortigen liefern auch die Brunnen in Hela ein gelblich gefärbtes Wasser, das aber nicht schlecht von Geschmack ist.
Auf der Ostseite von Hela, nicht weit von der Spitze der Halbinsel entfernt, steht der nicht ganz neunundvierzig Meter hohe Leuchtthurm. Ein Leuchtfeuer, eine sogenannte „Bliese“, gab es dort schon im siebzehnten Jahrhundert. Die Bliese oder Blüse, wie richtiger geschrieben wird, – das Wort stammt aus dem Dänischen – war ein hoch an einer Stange aufgehängter, mit Kohlen gefüllter Feuerkorb oder auch ein Kessel, der mit brennendem Pech gefüllt war. An Stelle dieses primitiven Leuchtapparates, der häufig vom Sturm umgeworfen wurde, trat erst in diesem Jahrhundert der feste Leuchtthurm mit dem Blinkfeuer, das mit Intervallen von dreißig Sekunden aufleuchtet. Der Bau des Leuchtthurms ist begonnen im Jahr 1806, aber erst 1820, da der Krieg dazwischen gekommen war, wurde das Feuer angezündet, das den Schiffen seitdem warnend zuwinkt. Auf hundertsiebenundachtzig Stufen steigt man zu der Kuppel empor, von der man weit über die Halbinsel und das Meer hinausschaut. Die Besteigung des Leuchtthurms ist die Hauptnummer im Programm der Helafahrer. Wenn sie dort obern stehen, sammeln sich unten die Jungen von Hela, und es ist Brauch geworden, kleine Münzen unter sie hinab zu werfen. Ein Herr – es mochte vielleicht gerade sein Geburtstag sein, – glaubte, als er oben stand, zu hören, daß sie von unten „Vivat!“ hinaufriefen, meinte, es gälte ihm, und fühlte sich nicht wenig geschmeichelt. Als er aber herunterkam, wurde es ihm offenbar, daß er sich geirrt habe. Ein Danziger Dichter läßt den Herrn, dem das begegnete selbst die Sache erzählen und ihn zu Schluß sagen:

„Als ich unten angekommen
  Hab’ den Knaben ich gefragt
Warum schriest Du immer Vivat?
  Und er hat es mir gesagt.
Aber meinem hohen Stolze
  War die Antwort gar nicht recht,
Denn er grinst’ mich an und lachte:
  Herrche! Schmiet wat, hebb’ ick secht!“


„Schmiet wat!“ heißt in gebildetem Hochdeutsch so viel als: „Bitte, werfen Sie eine Kleinigkeit herunter!“ Nicht weit vom Leuchtthurm steht ein Semaphor oder Signalmast, der bestimmt ist, am Tage weit hinaus Zeichen über das zu geben, was in der Luft vorgeht und vor dem Nordstrande ist eine „Heulboje“ verankert, die Tag und Nacht wehklagt. Denn wie Wehklagen hören ihre Warnungstöne sich an. Endlich steht noch, in der Luftlinie nur fünf Kilometer von dem Helenser Leuchtthurm entfernt, am Nordstrande, der Leuchtthurm von Heisternest mit dem „Bliesenwärterhause“. Er ist nur halb so hoch wie der von Hela, die Feuer aber befinden sich, da er hoch obern auf der Düne steht, in gleicher Höhe. So ist für die Warnung und Weisung der auf Danzig zufahrenden Schiffe reichlich gesorgt, und das ist auch sehr nöthig, denn in der Nacht oder bei Nebel übersehen sie nur zu leicht die vorliegende Halbinsel und laufen gegen sie an. Das kam natürlich in alter Zeit, als es fast ganz an Warnungszeichen fehlte, häufiger vor als jetzt. Sehr begreiflich ist es, daß böser Mund auch von Hela, wie von andern Strandorten, gesagt hat, es würde dort in der Kirche für einen gesegneten Strand gebetet. Das wird auch dort niemals geschehen sein, wenn es sich auch von selbst versteht, daß Dinge, welche die See anspült, von den Anwohnern für ein Geschenk der See gehalten werden. Davon weiß in manchem Stranddorf so mancher Gartenzaun zu erzählen.
Ganz Hela ernährt sich, wie schon gesagt wurde, vom Fischfang. Etwas Getreidebau gab es früher, das ist aber aufgegeben worden, weniger des geringen Ertrages wegen, als deshalb, weil die Ernte in eine Zeit fällt, in der die Fischer ganz besonders durch das Beackern der See in Anspruch genommen sind. Hühner und Enten sind fast auf jeder Hausstelle vorhanden und auf keiner fehlt ein Schweinchen. Die Zahl der Kühe soll etwa ein Dutzend betragen, für die Weide genug vorhanden ist. Eine Zeit lang ist Schafzucht betrieben worden, wurde dann aber durch die Forstverwaltung unterdrückt, die nicht leiden wollte, daß die Schafe im Walde, und anderswo war für sie nicht gedeckt, ihre Nahrung suchten. Von forstmännischem Standpunkt aus betrachtet, ist der Wald auf Hela indessen so minderwerthig, daß die paar Schafe auch nicht sehr viel davon abbeißen konnten. Neuerdings soll ein Versuch mit der Ziegenzucht gemacht worden sein, ob mit Erfolg, habe ich nicht erfahren können. Was das eine Pferd betrifft, dessen ich erwähnt habe, so sind mir Zweifel darüber aufgestiegen, ob es noch vorhanden ist, denn gesehen habe ich es nicht. Meine Nachricht darüber stammt aus dem Jahre 1860, und es kann wohl sein, daß dies Pferd nicht mehr lebt. Ist dies der Fall, dann hat Hela mit Venedig die Ähnlichkeit, daß es pferdelos ist. Übrigens gehört es zu den Orten des deutschen Reiches, in denen kein Sperling wohnt.
Der Fisch ist es, der Hela ernährt, und über den Fisch kann man hier manches Neue erfahren. So sah ich auf der Bretterwand eines Hintergebäudes reihenweise Heringe angenagelt in der Sonne glänzen. Durch das Trocknen in der Sonne aber wird der Hering für den Rauchfang vorbereitet.
Gefischt wurde von den Helensern seit alter Zeit in Kompagnien, deren jeder eine Anzahl Familien des Ortes angehört. Auch in andern Fischerorten haben sich Genossenschaften zur Anschaffung des großen Netzes zusammengethan, die auf gemeinsame Kosten und gemeinsamen Gewinn die Fischerei betreiben. Diesen Genossenschaften, die z. B. am mecklenburgischen Ostseestrande in Warnemünde noch bestehen, sind die Kompagnien in Hela zu vergleichen: Kompagnie ist eine neuere Bezeichnung, der alte Name war „Maschoperie“ oder „Maatschaperie“. In den Kompagnien wird auf Hela auch jetzt noch gefischt, wenn auch in beschränkterem Maße als es früher geschah, weil die Hochseefischerei eine Umwälzung im Fischereibetriebe herbeigeführt hat. In früherer Zeit, so ist mir von dem Pfarrer Seeger in Hela berichtet worden, gab es sieben bis neun Kompagnien auf Lachse, von denen der Lachs mittelst eines gewaltigen Zuggarnes vom Strande aus gefangen wurde. Diese Lachskompagnien sind eingegangen, da der Lachs, seit er mit den Hochseebooten gefangen wird, nicht mehr so nahe an den Strand kommt. Jede Kompagnie hatte ihre bestimmte Stelle am Strande, wo sie fischen durfte, und war nach dieser Stelle genannt. Mariä Lichtmeß (2. Februar) wurden diese Stellen verloost, und das war immer ein Volksfest auf Hela. Auch noch im vorigen Jahre war der Ort an dem Tage beflaggt.
Die Lachsgarne oder Lachskompagnien sind eingegangen. Die Heringsgarne oder Heringskompagnien aber, sechs an der Zahl, bestehen noch. Jede von ihnen ist fünfzehn bis fünfundzwanzig Mann stark. Am heiligen Dreikönigstag wird dies Garn gestellt, d. h. je dreißig Ellen Garn der einhzelnen Kompagnie-Theilnehmer werden zu einem einzigen Netz aneinander gefügt. Dieses Heringsstrandgarn wird nur im Sommer gebraucht und bringt in günstigen Jahren einen guten Ertrag. Der ganze Ort hat davon Nutzen. Auch alle Kinder über zehn Jahren sowie alle Wittwen und Waisen und ledigen Frauen haben Antheil daran, auch wenn sie nur einen Hering geborgen und einmal am Garnende ein wenig mitgezogen haben. Auch die kranken, alten und schwachen Personen bekommen ihren Antheil, der sich auf einen halben Mannstheil beläuft. Im Winter wird nicht mit dem Zuggarn vom Strand aus gefischt, sondern mit „Wandsen“, das sind Netze, die mit Steinen beschwert senkrecht auf den Seegrund gestellt werden. Solcher Wandsen-Kompgnien giebt es jetzt noch elf. Gefangen werden mit den Wandsen Heringe und Breitlinge, ab und zu auch ein Pomuchel (Dorsch). Der Herbst ist die Zeit für den Aalfang. Am Jakobitage (25. Juli) werden von den zehn bis elf Aalkompagnien die Aalsäcke „gestellt“, d. h. die Netztheile der einzelnen Theilnehmer werden zusammengefügt. Ende August beginnt das „Säckekloppen“, die schwerste Arbeit der ganzen Fischerei. Da sieht man am Strande weit in die See hineingebaut oft dreißig Säcke hintereinander, deren jeder an einem Pfahl befestigt ist. Jeden Morgen werden die Säcke nachgesehen, um, was sich in ihnen gefangen hat, herauszunehmen. Jede Aalkompagnie hat zwei Stellen, eine an Außenstrande und eine an der „Innenkante“.
Bei dem Fang mit dem Strandgarn oder Zuggarn liegen nahe dem Strande zwei Boote, mit je vier Ruderern bemannt, die übrigen Leute stehen auf dem Sande und lugen nach dem Fisch aus. Eine bräunlich gefärbte Stelle im klaren Wasser, das ist „der Fisch“. Sofort rudert ein Boot auf diese Stelle zu; es hat das große Garn an Bord, das durch eine lange starke Leine mit den am Ufer Stehenden in Verbindung bleibt. Nun rudert das Boot um den Fischschwarm herum. Sowie es in seine Nähe kommt, wird das Garn ausgeworfen. Während das andere Boot den Fisch in das Garn scheucht und treibt, rudert das erste so schnell wie möglich, immer das Garn auslaufen lassend um den Schwarm herum und dann sofort ans Land. Kaum berührt der Kiel den Sand, so ist auch schon das andere Ende des Zuggarns den am Ufer Stehenden zugeworfen. Alles, was Arme und Beine hat, zieht aus Leibeskräften das einen sich immer mehr verengernden Kreis bildende Garn an das Ufer. Endlich ist es mit vieler Mühe an den Strand gebracht. Das kribbelt durch einander! Die Männer treten ins Wasser und mit Käschern und Schaufeln wird der willkommene reiche Segen geborgen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hela