Die Störung des Geistes.

Störungen des Geistes entstehen durch körperliche Leiden, wie wir es bei Betrunkenen sehen, von denen Horaz sagt:

„ . . . . Der Körper noch leidend von dem Gelag des gestrigen Tag’s, bringt Schaden der Seele, und er zieht in den Staub den Teil des göttlichen Odems.“


Andererseits wird von den Krankheiten der Seele auch der Körper in Mitleidenschaft gezogen, wie es sich bei Liebesgram und Traurigkeit zeigt. Während die Leiden des Körpers so untrennbar fest mit denen der Seele verbunden sind, dass sie die Ursache vielfacher Störungen sind, trägt andererseits ein gesunder Geist sehr viel zu Erhaltung der Gesundheit bei. Deshalb, meine Söhne, ermahne ich Euch auf das dringendste, stets darauf bedacht zu sein, Störungen des Körpers und der Seele zu vermeiden und in keiner Sache das Maß zu überschreiten. Andauernde Traurigkeit gebiert Melancholie, wie Salomo sagt:

„Trauriges Gemüt trocknet das Mark aus, ein fröhlicher Sinn erheitert das Gemüt.“

In der Furcht ziehen sich die ganzen Lebensgeister tief ins Herz hinein, daher kommt es, dass die Glieder schmerzen, der Körper erblasst, die Nerven leiden und alle Kräfte geschädigt werden. Der Zorn, der Anfang des Wahnsinns, erhitzt das Blut um das Herz herum und verändert den Zustand der Seele, so dass die Augen glühen, der Mund bebt, die Zunge stammelt, die Zähne knirschen, das Gesicht bald intensives Rot, bald fahle Blässe überzieht. Außerdem bringt der Zorn die angeborene Wärme nach außen, entflammt den Körper, so dass er feuerrot wird und zu jeder schlechten Tat fähig ist. Der Zorn ist nur Phlegmatischen zuträglich. Dass viele kleinmütige Leute aus allzu großer, unerwarteter Freude gestorben sind, habe ich oft gelesen. Denn ohne Zweifel erweitert sich das Herz und alle Lebensgeister dringen plötzlich nach außen, da der Einfluss der Seelenstörungen ein so mächtiger ist, und die Leidenschaften natürliche Bewegungen des Herzens sind, entstanden von den sinnlich erfassten Gegenständen. Bemüht Euch auf alle Weise sie fern zu halten, seid niemals zu traurig und überlasst Euch nie zu großer Freude, fürchtet, vertraut, hofft und verzweifelt nie zu sehr. Edelleute besonders müssen jede Fügung des Geschicks, glückliche sowohl wie unglückliche, mit Gleichmut ertragen, und wenn nicht Alles nach Wunsch geht, müsst Ihr allen Fleiß darauf verwenden, euer Geschick zu bessern.