Die Luft.

Das Atemholen ist allen lebenden Wesen so nötig, dass sie sofort sterben, wenn sie daran gehindert werden. Wir alle machen die Erfahrung an uns, dass unser Befinden sich nach dem guten und schlechten Wetter ändert. Wir müssen daher eifrig darnach streben, gute Luft zu haben. Die zuträglichste ist die, an welche Jeder von Jugend auf gewöhnt ist Sie muss sein heiter, rein, leicht, frei von Gerüchen, ohne Fäulnisstoffe, von Winden durchweht. Man muss sie fühlen, wenn man sie einatmet; sie muss sich morgens leicht erwärmen und abends leicht abkühlen. Schlechte Luft dagegen ist trübe, neblig, unrein, übelriechend, wolkig, faulig, abgeschlossen, die nicht der Wind, noch die Sonne durchdringt und reinigt, und die, ebenso wie unbewegtes Wasser, giftige und schädliche Beschaffenheit annimmt, namentlich zur Sommerszeit von den Ausdünstungen stehender Gewässer und von fauligen Stoffen. So ist die Luft schlecht, welche von Dunghaufen, Cloaken, verpesteten Gegenden aufsteigt, sie zieht das Herz zusammen und verhindert das Atmen; und solche, die entweder zu warm oder zu kalt ist. Die zu warme Luft löst auf, erzeugt Durst, verringert die Lebenskraft, stört die Verdauung, die kalte Luft erzeugt Asthma, eine derartige, ungesunde Luft schädigt die Lebenskraft und ist zu vermeiden. Man muss für temperierte Luft sorgen. Es ist besser unter freiem Himmel zu verweilen, als in allseitig geschlossenen Zimmern. Es ist zu beachten, dass an kalten Tagen warme Luft, an warmen kühle, an feuchten trockene, und an trockenen feuchte am meisten zusagt. In langwierigen Krankheiten ist es oft von Nutzen die Luft zu wechseln, denn durch die Orts- und Luftveränderung wird häufig die verlorene Gesundheit wiedergewonnen. Da die Luft oft von Winden und Gerüchen bewegt und verändert wird, der Wind aber nichts anderes ist, als durch wogende Dünste bewegte Luft, so will ich hier ein Paar Worte über den Wind und die Dünste anführen. Von allen Winden ist der Nordwind der beste und gesündeste, danach kommt der Ostwind und jeder andere, der die Luft massig abkühlt, trocknet und aufklärt. Die Wohnungen werden deshalb gegen Osten und Norden gebaut, wegen der besten Beschaffenheit der Luft und des Windes. Zu starker Wind aber ist sowohl den Lungen als Augen schädlich. Was nun die Gerüche anbetrifft, so steht es fest, dass die Luft gewissermaßen die Lebensgeister ernährt, sehr schnell aber Gerüche das Herz und das Gehirn kräftigen und erfrischen, und wenn dieses erfrischt ist, empfindet auch der Körper Vergnügen und Kräftigung; verdorbene und schlechte Luft wird durch Gerüche und Räucherungen verbessert. Es ist aber ein gewaltiger Unterschied, was für Gerüche wir einatmen. Zu warme Gerüche mag ich nicht, sie benebeln den Kopf und erzeugen Katarrhe. Da dem Gehirn selbst eine massige Temperatur inne wohnt, gleichsam in der Mitte zwischen kalt und warm, so sind ihm massige Gerüche am meisten zuträglich. Man muss die Geruchmittel zuweilen mischen und ändern, denn ist es kalt, so lieben wir warme, ist es warm, kalte.

Es folgen jetzt einige Rezepte zur Bereitung von Räucherpulvern, Räucherkerzchen, wohlriechenden Säckchen und wohlriechenden Wässern.


Ihr könnt die Gerüche einatmen von Veilchen, Myrrthen, natürlichem Kampher, Sandelholz, Rosenwasser, welche kalt sind, dagegen von Zimmet, Citrone, Aloe, Ambra, Muskat, welche warm sind, je nachdem es Euch passt, und nicht nur die Nase, sondern auch Lunge und Magen haben davon Nutzen, wie wir ja auch den Theriac, den Mithridat, Weihrauch, Bernstein, Angelika, und Anderes, was gegen Ansteckung Wirksamkeit hat, benutzen. Es wird Euch auch sehr gut tun, wenn Ihr Euch oft in den Gärten aufhaltet, wo gute Lüfte wehen, zwischen den grünenden und lieblich riechenden Kräutern, zwischen Blumen und der Jahreszeit angemessenen Gräsern, wenn Ihr Euch dort, der Länge nach, auf den Rasen legt, Euch mit den Blättern der Weiden, Rosen, Veilchen, Reben, des Majoran, des Thymian, der Lavendel, Heidelbeeren, Quitten, Birnen, Adamsäpfel, Granaten u. a. derartigen bestreut, oder Euch mit Rosenwasser, oder aus wohlriechenden Blüten gemachtem Essig besprengt. Zuweilen müsst Ihr auch in Euren Schlafstuben Räucherungen vornehmen.