Die Diät in den einzelnen Wochen.

Wenn Ihr das mannbare Alter erreicht habt, so wird es Euch von Nutzen sein, wöchentlich einmal Teriak von Haselnussgrösse oder Mitridat zu nehmen, welchen ich aus Belgien beziehe, wohin er aus Venedig gebracht wird. Mir hat es namentlich in Jahren, wo es mit meiner Gesundheit nicht recht ging, sehr gut getan. Manchmal wird es auch zuträglich sein, das Antidot zu nehmen, welches Cnejus Pompejus in dem geheimen Archiv des besiegten Königs Mitridates gefunden und dessen Beschreibung unten folgt. Inzwischen nehmt auch das Mittel Leo’s X., dem ich vor allen den Vorzug gebe, da es auch gegen die Pest schützt. Ich werde es bei den Mitteln gegen die Pest beschreiben. Zur Abwechslung könnt Ihr das Mittel des Marsilius Ficinus nehmen. Alle diese Mittel purgiren den Körper gelinde, nur Teriak und Mitridat verstopfen; zu demselben Zweck könnt Ihr auch Sublimat wein nehmen, welchen der Arzt Karl’s V. verordnete, und zwar eine Haselnuss voll, mit Zucker und Brodkrume in kleine, sehr dünne Stückchen geteilt. Dieser Sublimatwein stärkt den Geruch. Manchmal ist es gut, beim Aufstehen ein Paar Mastixkörner zu nehmen, weil sie den Verstand und das Gedächtniss kräftigen.

Es folgt jetzt die Beschreibung der verschiedenen, oben angeführten Medicamente.


Ihr sollt die vorerwähnten Medicamente nicht zugleich und fortwährend nehmen, sondern eine Woche dies die andere jenes, denn die Abwechslung hat, abgesehen von dem Vergnügen, das sie macht, den Vorteil, dass der öftere Gebrauch nicht zur Gewohnheit wird. Da mein Vater und ich öfter Nachts Speichelfluss hatten, und ich befürchte, auch Ihr werdet ihn bekommen, will ich Euch einige Mittel dagegen anführen. Wenn der Speichel wegen auflösender Hitze fließt, wendet Aderlass an, esst wenig und nehmt stopfende Speisen, geschieht der Ausfluss, weil die Menge des Speichels zu groß ist, und ich glaube, das ist bei mir der Fall, so wird dagegen eingeschritten durch Enthaltsamkeit im Essen, durch Sauerhonig, dem gekochter Ysop beigemischt ist. Der Körper wird durch hiera picra (ein bekanntes Abführmittel) purgirt, die Zunge wird abgerieben, der Mund mit Salbei und anderen Mitteln, die austrocknen, behandelt. Jede Woche beschneidet auch die Nägel an Fingern und Zehen, die Füße werden einmal gewaschen, nach Beschaffenheit der Luft, mit warmem oder kaltem Wasser, in welches man Kamillen, Ysop und Lavendel tut. Nach dem Waschen werden sie mit Essig und Salz abgerieben und im Winter am Feuer getrocknet. Selbstverständlich bezieht sich das nur auf solche Personen, denen das Waschen zuträglich ist, denn vielen, wie z. B. solchen, die an Katarrhen leiden, die viel Schleim entleeren, bringt es mehr Schaden als Nutzen.