Blutegel.

Blutegel können die Stelle der Schröpfköpfe einnehmen. Früher wurden sie häufiger angewandt, jetzt hat ihr Gebrauch abgenommen. Meines Vaters Schwester, die einst Äbtissin des Klosters zu Itzehö war, und die ein Alter von 80 Jahren erreicht hatte, liess sich alle Jahre Blutegel an Stelle der Schröpfköpfe setzen, sie war nämlich sehr korpulent und vollblütig. Sie beobachtete aber gewisse Regeln bei ihrer Anwendung. Sie lies sich das Blut absaugen, hauptsächlich zwischen dem Pfingstfest und dem Johannistag oder um den Bartolomäustag; und setzte auf jeden Fuß vier, auf jeden Arm zwei, manchmal auch einige zwischen die Schulterblätter, um das Blut vom Kopf abzuleiten. Man muss die Blutegeln mittags nehmen und wegen ihrer Giftigkeit vor sechs Uhr Abends nicht anlegen und sie so lange ziehen lassen, bis sie von selber abfallen; denen, die das nicht tun, streut man ein wenig Salz auf den Kopf, und sie werden bald abfallen. Die Stelle, von welcher sie das Blut gesogen haben, bedeckt man mit einem Stückchen Leinen oder Feuerschwamm; denn zuweilen fließen aus der Haut blutige Tropfen heraus. Die abgefallenen Blutegel wirft man in ein Gefäß und tötet sie, darauf werden sie mitsamt dem ausgesogenen Blute in die Erde gegraben, damit sie nicht wieder ins Wasser zurückkehren können. Man muss sie zur Sommerzeit fangen, wenn die Sonne ihre Strahlen kräftig herabsendet, aus Fischteichen oder aus mit Binsen besetzten Flüssen. Sie sind leicht, glatt und schwarz von mittlerer Größe. Einige Blutegel sind klein, man nennt sie Sumpfegel oder „Mooregel“, man gebraucht diese aber nicht. Einige haben auch einen scharfen Rücken und werden Pferdeegel genannt, auch diese werden nicht benutzt, weil sie giftig sind.