4. Allgemeine Vorschriften zur Erhaltung der Gesundheit.

Ich habe Euch die vorzüglichsten Ursachen aufgezählt, aus welchen Veränderungen und Zerstörungen unseres Körpers entstehen, jetzt werde ich andrerseits dasjenige aufzählen, das, richtig gebraucht, das Leben unversehrt erhält, die Gesundheit bewahrt, und wenn diese verloren, sie wieder herstellt. Danach ist es notwendig zu wissen und festzustellen, dass, obwohl die himmlischen Körper einen geheimen Einfluss auf die menschlichen Dinge ausüben, dennoch Gott, der Allmächtige, der Erschaffer der gesammten Natur, der Herr des Lebens und des Todes und der alleinige Richter deswegen die Leitung der irdischen Dinge durchaus nicht aus der Hand gegeben, sondern dass Er über alle Gestirne und deren Einfluss herrscht, dass Er ihren Lauf und ihre Wirkung sowohl fördern als verhindern kann und alle ihre Einwirkungen mäßigen und Krankheiten oft nach Seiner unendlichen Güte abwenden und die Körper gesunden lassen kann, dass Er zuweilen aber nach, nach Seinem geheimnisvollen und gerechten Urteil, wegen unserer Sünden dem Verderben seinen Lauf läßt, denn die göttliche Majestät ist nicht von den Gestirnen, welche Sie Selber zum Nutzen und zur Erhaltung des menschlichen Geschlechts erschaffen, abhängig und nicht von dem Geschick gleichsam wie in einen Kerker eingeschlossen, sondern Gott handelt frei, wie Er auch allen übrigen Dingen Maß und Ziel setzt. Dieser ewige Gott, der milde Vater unseres Herrn Jesu Christi, welcher dem König Zedekia, obwohl er sündigte, sein Leben 15 Jahre verlängerte, er muss zuerst durch flehentliche Bitten angerufen werden, dass Er uns ein langes Leben bei ungestörter Gesundheit verleihe, und dass Er die Kräfte des Körpers sowohl wie des Geistes gesund und frisch erhalte. Mit Recht wird daher gesagt:

„Mächtig ist das Gestirn,
Mächtiger frommes Gebet,“


oder:

„Sterne regieren die Welt,
Ueber die Sterne herrscht Gott.“

Da wir nun, wegen unserer Sünden, häufig von verschiedenen Krankheiten heimgesucht werden, müssen wir darauf sinnen, dass wir unsere Neigungen und die Triebe unserer Seele, wenn sie vom Rechten abweichen wollen, zügeln, dass wir auch unsern Gliedern einen Zaum anlegen, damit wir nicht nur Verbrechen, sondern auch die Gelegenheit zu bösen Taten fliehen und vermeiden. Diese Sorgfalt müsst Ihr, teure Söhne, üben, so lange Ihr lebt, und in all’ Eurem Tun und Treiben, Zunächst müsst Ihr die pflichtgemäße Frömmigkeit und Gehorsam gegen Eure Eltern und die Liebe zu ihnen bewahren. Wenn Ihr dieses tut, wird Euch Gott dafür, wie Er in den zehn Geboten verspricht, manches Glück und ein langes Leben zu Teil werden lassen. Wie so sehr wahr sagt der Apostel Paulus 1. Tim. 4, Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Dies hat auch ein Heide Zoroaster, König von Baktrien erkannt, wenn er sagt: Wer mit allem Eifer ein Werk der Barmherzigkeit tut, wird seinen Körper gesund erhalten und Cicero sagt, die Frömmigkeit sei die Mutter, und das Fundament aller Tugenden. Zweitens, da gesagt ist, die Gestirne üben Einfluss auf die Zerstörungen und Veränderungen im Körper und auf verschiedene Krankheiten, und da die Beobachtung der himmlischen Vorgänge nicht verboten ist, so lege ich Euch an’s Herz, dass Ihr sowohl die jährliche Konfiguration, als auch die Stellung Eurer Nativität, die ich sorgfältig und exakt für jeden Einzelnen berechnet, Euch hinterlasse, allen Aberglauben bei Seite gesetzt, genau beobachtet und den Rat erfahrener Astrologen und Mediziner befolgt, damit Ihr um so besser das prophezeihte Unglück vermeiden und Alles zum guten Ende bringen könnt; denn wahr ist es, was Einige sagen, die Sterne seien ein Zukunftsgemälde auf himmlischer Tafel, und sehr schön sagen Hippokrates und Galenus, die ersten unter den Ärzten, die ärztliche Kunst ohne die himmlische Kunst sei ohnmächtig, oft sogar schädlich. Es ist diese Beobachtung nützlich, die Gesundheit zu schützen und Krankheiten zu vermeiden, denn wenn wir die Stellung der Gestirne wissen, können wir durch größere Sorgfalt unsern Charakter stählen, und wir werden das uns von den Astrologen prophezeihte und was wir vorher wissen, leichter ertragen und besser abwenden, so dass es, ohne üble Folgen zu hinterlassen, vorüber geht. Unser Wille ist frei, und freie Wahl ist uns gelassen, so dass mit Gottes Hülfe ein fester Sinn die Lockungen des Satans und des Fleisches vermeiden, und wenn irgend ein Unglück, das die Gestirne vorhersagen, droht, man der Gelegenheit dazu entfliehen kann. In jeder Sache sollt Ihr aber ehrenwert verfahren, denn wenn Ihr ohne Schande einer Gefahr nicht entgehen könnt, so ist es besser, schnell ehrenhaft zu sterben, als unehrenhaft länger noch zu leben. Dann ist als sicher zu behaupten, dass Vernunft, ja die höchste Intelligenz, die Gestirne lenkt, und dass die Freiheit unseres Wollens und Tuns nicht durch den Einfluss derselben lahm gelegt ist.

Bis hierher habe ich allgemein kurz auseinandergesetzt, in welcher Weise wir Übeln aller Art, Krankheiten und anderen schädlichen Einwirkungen auf unsern Körper vorbeugen können, und wenn die flehentliche Bitte zu Gottes Sohne hinzu kommt, wird es einen glücklichen Ausgang nehmen. Nun lasst uns zu unserm Gegenstand zurückkehren und genau verfolgen, wie durch die rechte Anwendung der Dinge die Gesundheit erhalten, durch den falschen Gebrauch sie geschädigt und verschlechtert wird.