3. Die Ursachen der Zerstörung und Verderbnis des menschlichen Körpers

Die erste und vorzüglichste Ursache der Zerstörung unseres Körpers, des Greisenalters, des Todes und daher aller Übel, welche in diesem jammervollen Leben vorkommen, ist die Sünde der ersten Menschen und das Erbe derselben, das uns sündigen Menschen verblieben, wie der Apostel in seinem Briefe an die Römer bezeugt: „Der Körper ist zum Tode bestimmt wegen seiner Sünde. Wie nun der Tod das letzte aller Übel ist, welche uns in diesem Leben treffen können, so begreifen wir unter dem Namen des Todes auch alle Mühseligkeiten und alles Elend des menschlichen Lebens (ita nomine mortis omnes quoque acrumnas et miserias humanae vitae complectimur). Hierzu kommen die Sünden, welche wir täglich begehen, da unser Wille ohnmächtig, und wir, vom Teufel angetrieben, Vergehen auf Vergehen häufen, durch welche Gott zu gerechtem Zorn und Unwillen gebracht, alle Arten Krankheiten und Unglück unter uns wüten lässt. Die zweite Ursache der Krankheiten, der Zerstörung und Verschlechterung unseres Körpers ist der ungünstige Einfluss der Gestirne und die unglückliche Mischung der Säfte. Denn wie den einzelnen Dingen gewisse Eigentümlichkeiten innewohnen, welche Gott von ewig her mit natürlichen Wirkungen verbunden, so gibt es auch eine besondere Wirksamkeit und Kraft, dir von Gott den himmlischen Körpern verliehen, welche Gott nicht nur deshalb in einer bestimmten Ordnung und Größe erschaffen, damit sie Jahre, Tage und Monate unterscheiden lassen, sondern dass sie uns auch Zeichen seien, aus welchen wir gewisse Ereignisse der Zukunft erkennen könnten. Es hängen nämlich die irdischen Dinge von den himmlischen ab und beide sind mit einer gewissen Verwandtschaft unter sich verbunden, dann ergießen die himmlischen Körper eine geheimnisvolle Kraft in die irdischen, durch welche die Säfte in uns verändert, vermehrt oder vermindert werden, je nach dem Stande der Gestirne und nach ihrer Beschaffenheit. Dies zeigt die tägliche Erfahrung, die sicherste Lehrerin aller Dinge, klar und deutlich, so dass es keines weiteren Beweises bedarf. Wenn aber Jemand es nicht glauben will, so mag er den Mond betrachten, welcher ganz besonderen Einfluss auf die Flüssigkeiten besitzt, und er wird sicher überzeugt werden. Da es nun feststeht, dass die Flüssigkeiten in unserm Körper von jenen höheren Mächten abhängig sind, aus bösen Säften Krankheiten entstehen, aus Krankheiten der Tod, so muss man nicht mit Unrecht die Schuld an dem Tode und den Krankheiten den Gestirnen zuschreiben.

Außer diesen gibt es noch zwei Arten von Ursachen, die unsern Körper verändern und zerstören, die eine, uns angeboren und deshalb innere genannt, ist nötig und unvermeidlich. Sie besteht aus drei Abteilungen: 1. zu große Trockenheit, welche im Laufe der Jahre zum Tode führt, 2. übermäßige Beweglichkeit der Substanz, oder zu große Verschiedenheit der Materie im Körper, 3. zu starke Ausscheidungen. Die zweite kommt von außen und wird deshalb äußere genannt. Von dieser gibt es wieder zwei Arten, die erste enthält solche Dinge, welche uns nicht notwendiger Weise treffen müssen, treffen sie uns dennoch, so kann man wenigstens öfter das Leben vor ihnen bewahren. Das sind Schädigungen, die unsern Körper verletzen und verwunden, meistens durch eine äußere Gewalt, wie es im Kriege und bei zufälligen Unglücksfällen vorkommt, oder wenn Jemand im Wasser ertrinkt oder durch Gift getötet wird. Die andere ist derart, dass sie den menschlichen Körper absolut treffen muss. Von den sie umfassenden Dingen kann er wohl einige vermeiden, im Ganzen aber ist er von ihnen abhängig, da er ohne sie nicht leben kann. Diese zerstören des Menschen natürliche Konstitution, die richtige Mischung der Säfte und seine Gesundheit, wenn sie nicht richtig und nicht, wie der Körperzustand es erfordert, angewendet werden. Es befinden sich aber unter diesen diejenigen Dinge, welche wir täglich gebrauchen, von denen wir uns nähren und welche in unserm Körper in Fleisch und Blut übergehen. Sie sind teilweise zu unserer Auswahl gestellt. Hierzu gehören: 1. Luft, Wasser, Feuer, 2. Speise und Trank, oder Alles, womit wir den Körper ernähren, 3. Bewegung und Ruhe, sowohl des ganzen Körpers, als auch seiner einzelnen Teile, 4. Schlafen und Wachen, 5. die Absonderung und Ausscheidung, oder die Zurückhaltung der Ausscheidungen. Letztere umfassen den Aderlass, das Abführen, das Erbrechen, das Ausscheiden des Harns, Schweiß, Bäder, Liebesgenuss und anderes, 6. Störungen der Seele z. B. Furcht, Zorn, Traurigkeit, Freude und Ähnliches. Alles dies, richtig benutzt, erhält den Menschen gesund und frisch, verkehrt gebraucht, zerstört es den Körper. Wie aber die Gesundheit nur besteht in dem Maßhalten der Mischungen, so wird sie auch erhalten durch den massigen Gebrauch dieser Dinge.