1. Anrede des Detlev Silvius

Den durch Adel der Geburt, Tüchtigkeit und Erziehung hervorragenden Brüdern Franz und Bredont von Rantzau, Söhnen des ehrenwerten Herrn Heinr. von Rantzau S. M. des Königs von Dänemark Stattalter in Holstein u. s. w.

Als ich neulich, edle Jünglinge, in Eures Vaters Bibliothek zu Bredenborg mich befand, sah ich zufällig ein Büchelchen liegen, welches er über den richtigen Gebrauch der zur Gesundheit nötigen Dinge geschrieben hatte. Ich fing an es zu lesen und überzeugte mich, dass darin kurze und wichtige Vorschriften über den Schutz der Gesundheit enthalten seien, und da ich einsah, dass dieses Büchlein von Eurem Vater aus verschiedenen Schriften der Ärzte zu Eurem und der übrigen Kinder Nutzen gesammelt und noch nicht veröffentlicht war, das Abschreiben aber große Mühe und Arbeit gemacht hätte, so habe ich es für richtig gehalten, es sobald als möglich dem Druck zu übergeben, um damit nicht allein Euch, sondern auch Anderen, denen ihre Gesundheit am Herzen liegt, Nutzen zu stiften. Dass aber Euer Vater, der so edle Mann, der erste in unserem Staate, sich dieser Sache mit so warmen Herzen hingegeben, kann ihm Niemand zum Vorwurf machen, denn er selbst ist durch die Notwendigkeit im jugendlichen Alter zu diesem Studium, seiner eigenen Gesundheit wegen, getrieben worden, die wichtiger ist als alle Triumphe, Ehren und Reichtümer, und die er bis auf den heutigen Tag in gutem Zustande erhalten hat. Außerdem bezeugt die Geschichte, dass die medizinische Wissenschaft einst Heroen und Könige ausgeübt haben wie Euphorbius, Attalus, Mitridates, die Consuln und Kaiser der Römer, Cato und Pompejus, die Patriarchen und Apostel und zu unserer Zeit Christian III., Kurfürst August und viele andere Fürsten. Ich bitte Euch nun, nehmt dieses Buch, das Euer Vater, aus väterlicher Liebe zu Euch geschrieben, und das unter Eurem Namen das Licht der Welt erblickt, gütig auf. Ich zweifle nicht, dass Ihr großen Nutzen haben werdet, wenn Ihr Euch die darin enthaltenen Vorschriften zu Herzen nehmt. Ich bitte aber auch den einigen Gott, dass Er Euren Vater, den so berühmten Mann, den Schutz und Schirm von ganz Holstein, den Beschützer aller schönen Künste, und ebenso Euch, seine Söhne, die Ihr in des Vaters Fußtapfen getreten seid, zum Ruhm des Rantzau’schen Stammbaums, zugleich mit Eurer edlen Mutter und den übrigen Brüdern und Schwestern gesund und frisch erhalten möge. Lebet wohl, und rechnet mich unter die Zahl derer, welche Euch sowohl, wie Eure Eltern mit der gebührenden Hochachtung verehren.
Geschrieben zu Segeberg i. J. 1573.
Detlef Silvius aus Holstein.