Holunder, Flieder

Die jungen Sprossen als Salat gegessen, und die innere Rinde welche grün frisch abgeschabt wird, mit Wasser abgekocht, sind heftige Purgiermittel, und daher zu vermeiden.

Die frische grünen Blätter legt man auf Geschwülste und Geschwüre an den Füßen, um das Schwitzen und den Ausfluss zu befördern. Auch stößt man sie zu einem Brei, streift sie dick auf Leinwand, und bringt sie auf die Goldaderknoten; sie lindern die Entzündung und Schmerzen, man muss aber den Überschlag erneueren, so oft er trocken werden will.


Die Blüten sind mit kochendem Wasser auf, gegossen, als Tee, ein gutes krampflinderndes und schweistreibendes Mittel. Man trinkt einen solchen Tee mit Milch, Honig oder Zucker etc. Kindern gibt man ihn in den Blattern, Masern oder Röteln u. s. w. mit Vorteil. Bei Kindbetterinnen und Säugenden ist er ein sicheres Mittel die Milch zu vermehren. Auch bei Brustfiebern, im Seitenstechen, und bei der Gicht, hat er oft erwünschte Dienste getan; in lezterer Krankheit kann man zugleich einen Überschlag von mit Milch abgekochter Holunderblüte, warm auf den leidenden Teil legen, und die Schmerzen legen sich in wenig Stunden. Der nämliche Überschlag zerteilet oft Geschwulste, trockene Säckchen sind aber bei dem Rotlauf vorzuziehen.

Man erwarte aber nicht, dass der Holundertee in allen Fällen alles allein tue, nein sobald die Krankheit weit aussehender ist, frage man den Art. Manche trinken auch Holundertee mit Zusatz von etwas Essig, oder Zitronensaft bei Koliken nach Erkältungen, bei der Rose oder Rotlauf etc. legen sich darauf zu Bette, warten einen gelinden Schweis ab und helfen sich bald.

Die Holunderkuchen, wenn sie häufig genossen werden, so wie auch die frische Beere als Brei zugerichtet, und das ihnen bereitete Mus oder Pulz, haben insgesammt schweistreibende Kräfte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel