Essig, Weinessig

Der zum Arzneigebrauch bestimmte muss rein, hell, und von durchdringendem Geschmack sein. Wenn zur Zeit, wo ansteckende Krankheiten, auch selbst die Pest herrschen, die Speisen mit Essig gesäuert, und alle Morgen nüchtern 1 Löffel voll Weinessig genommen wird, so kann man sich dadurch für der Ansteckung verwahren: will man auch das Gesichte und die Hände mit Essig waschen, so ist es desto besser.

In allen hitzigen Gall- und Faulfiebern ist der Weinessig mit Wasser gemischt, auch etwas Honig dem Geschmack zu gefallen zugesetzt, ein sehr schätzbares Mittel zum gewöhnlichen Getränke. Es stillt den Durst, kühlet, treibt den Schweiß u. s. w. und verttitt im Notfall die Stelle der Limonade. S. Zitronen.


Man merke aber, die Brust muss frei, und weder Husten noch Engbrüstigkeit zugegen sein. Lässt man Essig in einem über glühende Kohlen gesetzten Topf, oder welches besser ist, in dem er auf glühendes Eisen gegossen wird, abdämpfen, so gibt es nicht nur im Zimmer einen angenehmen Geruch, sondern verbessert auch die Luft in demselben, und ist dem Kranken heilsam. Bedient man sich des Essigs als eines Riechmittels bei Ohnmächten und solchen Personen, welche vom Kohlendampf erstickt worden, mit Nutzen. Man kann in solchen Fällen auch den Kranken mit Essig besprengen , und ihm einen in Essig getunkten Lappen auf die Brust und Stirne legen. Bei Halsentzündungen oder der Bräune ist im Anfang der Krankheit eine Mischung aus Wasser, Essig und Honig ein vortrefliches Gurgelwasser zum Zerteilen.

Wenn nach einer Geburt die Reinigung zu stark fließt, so erweisen sich in kalten Essig getauchte auf den Bauch und die Lenden gelegte Tücher sehr wirksam.

Der Essig ist auch ein Gegengift bei genossenen giftigen Schwämmen und andern gifftigen Pflanzen, begleichen auch wenn jemand zu viel von Theriack oder einem Schlaftrunk bekommen: er muss aber alsdenn in Menge getrunken werden, und wenn es sein kann, ein Brechmittel vorhergehen.

Doch ist es sicherer, wenn es sein kann, die Leitung eines solchen Falls dem Arzte zu überlassen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel