Clystiere (Klistiere)

Sind ein unentbehrliches Hausmittel: und jede Hausmutter sollte sich ihre Zubereitung und die Art sie beizubringen bekannt machen, auch wenigstens ein paar Blasen und eine größere und kleinere Röhre von dem Drechsler sich anschaffen, um im Notfälle den ihrigen insbesondere auch den Kindern mit diesem Mittel helfen zu können.

Auch in jedem kleinen Dorfe, wenigstens wäre es zu wünschen, sollte außer dem Bader noch jemand sein, der die Anwendung verstünde, um nicht durch Zeitverlust den Kranken länger leiden zu lassen, oder ihn gar zu versäumen. Von den Hebammen welche doch auch meistens die Blase gebrauchen, denn von Badern kann man billig fordern, dass sie mit der Spritze Klistiere geben, kann jede Hausmutter den kleinen Kunstgriff ein Klistier zu geben lernen. Man merke sich dabei, dass man von dem in die Blase gebrachten und beizubringenden Klistier, nicht zu viel auf einmal, auch nicht zu warm einspritze, sondern so, dass das Aug die Wärme der Blase leiden kann; auch muss der Kranke sich auf die rechte Seite legen, damit es desto länger bei ihm bleiben, und besser wirken kann. Hilft das erste gegebene nicht nach Wunsch, sondern gehet ohne Wirkung wieder ab, so wiederholet man es nach 1 oder 2 Stunden.


Die Klistiere werden nach den Umständen und Absichten unter welchen sie gebraucht werden, verschieden zubereitet. Hat man z. B. bei Säuglingen bloß die Absicht, ihrer Verstopfung, die sich bei dem Zahnen u. s. w. einfindet, abzuhelfen, so ist Wasser und Milch von jedem 3 Löffel voll warmgemacht, oder 6 Löffel voll warmer Schotten in welchem 1 Löffel Honig zerlassen ist, vollkommen hinlänglich.

Soll ein solches Klistier abführen, so wird ein Kaffeelöffel voll Salz dazu getan. Größeren Kindern bringt man die Hälfte mehr auf einmal bei. Man kann auch 1 Handvoll Kamillen oder Schaafgarben in 1 Schoppen Wasser abkochen, durch ein Tuch seihen, und zu dem durchgeseihten 1 oder 2 Löffel voll Honig oder Öl oder Butter und ½ bis 2 Löffel voll Salz tun. Das nämliche Klistier kann man auch Erwachjenen beibringen. Es tut bei Schmerzen im Unterleib von Krämpfen und Blähungen, bei Verstopfungen des Leibs, wo verhärteter Stulgang nicht fort will; bei langsamen Geburten; in Fiebern, wo es fast jeden Tag ein oder 2 mal zu wiederholen ratsam ist, und andern Fällen, die besten Dienste.

Wenn aber jemand der von einem Schlag getroffen worden, sollte klistiert werden, so muss man etliche Löffel voll Salz dem Klistier zu setzen, um es desto reitzender zu machen.

Bei Würmern ist ein Klistier aus abgekochten Chamillen mit Salz, ohne Öl, das beste Mittel: im Notfall tut es auch Knoblauch mit Milch abgekocht. Maden oder Mastdarmwürmer vertreibt man am geschwindesten, wenn man öfters Öl in den Mastdarm einsprizt.

Bei Ertrunkenen wird der Tobacksrauch als ein Klistier nüzlich beigebracht. Hat man zu diesem Zweck keine Maschine bei der Hand, so muss man das Ende eines Pfeiffenrohrs in den Mastdarm stecken, und einer der gegenwärtigen welcher rauchet, einige Backenvoll Tabacksrauch so stark es sein kann, einblasen; oder, man stecke von einer brennenden Tabackspfeiffe die mit Öl bestrichene Röhre in den Mastdarm, lege über den Kopf der Pfeife ein Schnupftuch, und blase mit aller möglichen Gewalt und so lang es sein kann, den Rauch ein. Der Gebrauch des Tabackrauchklistiers in andern Fällen, z. B. bei Brüchen etc. ist nur Ärzten und guten Wundärzten zur Beurteilung und Anwendung zu überlassen. Eben dies gilt auch vor den kalten und Essigklistieren, von den nährenden und den Kinkina-Klistieren.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel