Bäder

Das erste Bedürfnis des Menschen ist, dass man ihn von den Unreinigkeiten die er mit auf die Welt bringt, reinige und bade. Laulicht warmes Wasser mit etwas Milch vermischt ist gewöhnlich hinlänglich, wenn aber der Kleister zu stark ist, so muss auch etwas Seife dazu kommen. Bei schwächlichen Neugeborenen setzt man dem Wasser etwas Wein zu. Werden die Kinder auch in der Folge alle Tage im Anfang, und nachher wenigsten jede Wochen 2 bis 3 mal bis zu einem Jahr, gebadet, so kann man anfänglich lauwarmes Wasser, in der Folge immer kälteres und endlich ganz kaltes wählen. Auf diese Art wird man sie zu gesunden und starken Menschen machen.

Erwachsene Personen bedienen sich bald dieser bald jener Bäder, nach Absichten und Endzwecken der warmen, kalten, Dampfbäder u. s. w. ich will also von allen das Notwendigste beibringen.


Die warmen Bäder erweichen die festen Teile des Körpers, reinigen die Haut von Unreinigkeiten, treiben das Blut stärker um, und befördern den Schweiß und Urin. Aus diesen Ursachen können sie nützlich sein:

1. Alten Leuten deren Körper steif ist, und deren Gelenke Biegsamkeit und Beweglichkeit verloren haben. Milchbäder würden hier noch vorzüglicher sein als Wasserbäder.

2. Bei Ausschlägen, Krätze und andern Hautkrankheiten, welche sich oft mit warmen Bädern insbesondere mit etwas Seife versetzt, heilen lassen.

3. Wenn alte Geschwüre an Füßen vertrocknen, welche durch warme Bäder wieder in Fluss gebracht werden können.

4. Wider das beständige Schwitzen an den Füssen sind lauwarme Fußbäder öfters mit Nutzen zu wiederholen.

5. In Krämpfen und Schmerzen in dem Unterleib so wohl als auch in den Gliedern; hier sind warme Bäder das Mittel, welches oft ihre Ursache, nämlich die Stockungen der Säfte hebt.

6. Aus dem nämlichen Grunde befördert ein warmes Bad auch oft die monatliche Reinigung.

Wer sich der warmen Bäder bedienen will, nehme sie nie zu warm, sondern lau, bleibe nie so lange sitzen bis er stark schwitzt, hüte sich aber auch vor einer plötzlichen Erkältung. Was von dem ganzen Bad gesagt ist, gilt auch, jedoch in geringerem Grad von den Halbbädern. Bei andern Krankheiten z. B. Koliken, Nierenschmerzen, Kinderblattern u. s. w. weiß allein der Arzt zu, rechter Zeit ein Bad zu verordnen.

Die kalten Bäder stärken den Körper. Wenn Kinder von ihrem ersten Jahre an, an das kalte Bad gewohnt werden, so werden sie nicht nur vor Husten, Flüssen, Ausschlägen, der englischen Krankheit u. s. w. verwahret, sondern leben auch munter und gesund, und ihr gutes Aussehen zeigt auch, dass sie kraftvoll werden. Bei mehreren Jahren badet sich der Knabe und der Jüngling selbst im Flusswasser, und wenn er dabei schwimmen lernt, so hat er desto größeren Vorteil für seine Gesundheit und ihre Erhaltung zu erwarten. Wer aber das kalte Bad gar nicht kennt, dem muss man raten sehr behutsam mit dessen Gebrauche zu verfahren; sich nach und nach von dem warmen immer zum kältern endlich zum ganz kalten zu gewöhnen; im Frühjahr den Anfang damit zu machen, nicht so lange darin zu verbleiben bis man frieret, und nach Endigung des Bades warm und trocken sich anzuziehen.

Ein kaltes, auch wohl mit Eis und Schnee gemischtes Fußbad, ist das einzige Mittel die erfrornen Füße vor dem Brande zu schützen, man muss es aber erfrischen, so bald es warm wird, und so lang mit dessen Gebrauch fort fahren, bis der Patient Wärme und Bewegung in den Füßen wiedererhält, (Siehe Eis und Schnee.) Erfahrungen haben ebenfalls bewiesen, dass Leute, welche offene unreine Schäden oder Geschwüre an den Füssen hatten, geheilt worden, wenn sie öfters in fließendes kaltes Wasser, und gerade dem Strom entgegen gegangen sind.

In andern Krankheiten z. B. Nervenkrankheiten, Entkräftungen nach Ausschweifungen, in der Tollheit u. s. w. Ferner bei eingeklemmten Brüchen, wird das kalte Bad, allein nach der Einsicht und Vorsicht eines Arztes mit Nutzen können angewendet werden.

Die Dampfbäder brauchen manche bei Gliederschmerzen etc. und das tierische Dampfbad wird bei geschwächten, gelähmten Gliedern, welche man in ein frisch geschlachtetes Tier steckt, oft mit gutem Erfolg gebraucht.

Die Tropfbäder können nur unter Anleitung eines Kunstverständigen nützlich sein.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel