Haschisch und Opium. Mit zwölf Bildern.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1922
Autor: Paul Eduard Dürvelt., Erscheinungsjahr: 1922

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Haschisch, Opium, Rauschgift, Betäubungsmittel, Mohn, Hanf, Hungersnöte, Opiumhandel, England, Schmuggel, Indien, China, Sucht, Heilkundige, Narkotika,
Im Völkerbundshaus zu Genf tagte heuer eine internationale Opiumkommission, bei der auch ein offizieller Regierungsvertreter Deutschlands gegenwärtig war. Angesichts der mehr oder weniger trüben Lage, in der sich nach dem alle Verhältnisse zerrüttenden Kriege die meisten Völker befinden, wird es manchem recht wenig bedeutsam erscheinen, dass sich die Vertreter zahlreicher Staaten mit der Opiumfrage beschäftigen. Und doch handelt es sich hier um den Versuch einer Regelung von Zuständen, die zum Verhängnis von Völkern und Millionen von Menschen geworden sind. Wenn England einerseits im Jahre 1883 als jährlichen Regierungsgewinn hundertvierundvierzig Millionen Franken aus dem indischen Opiumhandel zog, so waren anderseits Hungersnöte in Indien die traurige Folge dieses „Geschäftes“. Das Opium, dieser Völkerfluch, diente ja nur zum verschwindend geringen Teile zu Arzneizwecken, der Genuss dieses Betäubungsmittels zehrte am Mark der Völker, die ihm frönten, und wirkte besonders in China verhängnisvoll.

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Inhaltsverzeichnis
Zu allen geschichtlich fassbaren Zeiten war bei vielen Völkern der Gebrauch betäubender Mittel bekannt, die man aus Pflanzen gewann, um sich damit zu berauschen. Man benützte sie aber auch in anderer Absicht; Heilkundige bedienten sich der Narkotika zu verschiedenen Zwecken.

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet von den Szythen, dass sie Hanfkörner auf glühend gemachte Steine streuten und, den Rauch davon einatmend, in einen Zustand des Entzückens gerieten. Der narkotische Stoff der Hanfpflanze besteht in einem Harze, das sich hauptsächlich bei dem in heißen Ländern angebauten Kulturgewächs in kleinen Drüsen, welche die Blätter und Blütenteile bedecken, ansammelt. Wenn nun bei unserem Hanf diese harzhaltigen Drüsen nur schwach entwickelt sind, so nimmt man doch auch an ihm einen betäubenden Geruch wahr. An dem in subtropischen Gegenden kultivierten Hanf ist die Absonderung des stark narkotischen Harzes so reichlich, dass die Eingeborenen diesen Stoff teils mit den Händen abstreifen, teils bleibt er an ihren Kleidern kleben. Der „indische“ Hanf liefert einen Hauptbestandteil der Asthmapulver und -Zigaretten, und die vorübergehende Erleichterung bei Anfällen dieses Leidens, die man dem Einatmen des Rauches verdankt, beruht auf der Erweiterung der Blutgefäße.

Geraucht oder in gewisser Präparierung genossen, bringen die als fettige Auszüge, in Pulverform oder Extrakten in den Handel gelangenden Hanfpräparate wache Träume von Glück und Freude, körperliche Erregung, Erleichterung von Schmerzen und phantastische Zustände hervor, die nicht nur die orientalischen Völker so lieben. Der mit Hanf berauschte Orientale dünkt sich ein Halbgott von strotzender Jugendfülle, dem die ganze Welt gehört. Es ist ihm, wie ein Arzt, Dr. Moreau, sich äußerte, als beschiene die Sonne jeden seiner Gedanken, als seien alle seine Fähigkeiten erweitert, die Grenzen von Raum und Zeit ausgehoben. Der Weltreisende Gerhard Rohlfs beschrieb seine Empfindungen nach einem Hanfrausch. Er hatte das Gefühl, alle Schwere des Körpers verloren zu haben, in der Luft zu schweben, ungeheuer schnell zu denken, und in wenigen Minuten Stunden zu verleben, in denen die Augen alle Farben glänzender, das Gehör alle vernommenen Töne harmonischer empfand. Das ist die allerdings nüchterne Feststellung eines Europäers, der ja auch nicht darauf ausging, von Sultansgenüssen und Paradiesesglückseligkeit träumen zu wollen. Ein armer Orientale wird andere Wunsch- und Sehnsuchtsträume haben, die sich ihm in flüchtigem Rauschzustand zu erfüllen scheinen, wenn er Hanfpräparate genossen oder geraucht hat. Der Katzenjammer nach dem Erwachen ist ihm so sicher beschieden wie jedem, der sich irgendwelcher narkotischer Mittel bedient, um auf kurze Zeit seine wahre Lage zu vergessen. Die Narkose im Hanfrausch ist nicht tief, und die Entrückung in einen träumerischen Zustand wirkt nicht gleich auf jeden. Der Grund, weshalb der Europäer sich diesem Rauschzustand nicht hingibt, liegt wohl darin, dass sein Naturell und sein Bildungsgrad anders sind als bei einem Orientalen. L. Hartwich sagt deshalb ganz nüchtern: Oft wird behauptet, dass Halluzinationen und Wahnvorstellungen in diesem Rauschzustand eintreten, die von der Umgebung völlig verschieden sind. Das ist nicht richtig. Die Vorstellungen knüpfen stets an die augenblickliche Umgebung von Gegenständen, Farben und Tönen an, die sie freilich vergrößern und verzerren oder verfeinern, je nachdem. Dichter schilderten solche „Verzückungen“ oft in recht übertriebener Weise.


Bilder zu dem Aufsatz „Haschisch und Opium“ von P. Dürvelt, S.379-383, nach Phot. v. Atlantic u. F. O. Koch

1. Der Ertrag an Opiumsaft von etwa einem halben Morgen Land, innerhalb von drei Stunden gesammelt. Wenn dieselbe Bodenfläche mit Reis angepflanzt würde, könnten große Mengen dieses wichtigen Nahrungsmittels geerntet werden. Nach C. Hartwich ist allerdings „der Anbau von Mohn zur Opiumgewinnung nicht frei, ja wird scheinbar noch dadurch erschwert, dass der Bauer eine besondere Erlaubnis haben muss, um Mohn bauen zu dürfen. So steht's im Gesetz, in Wahrheit kommt die Sache etwas anders heraus. Die Lambardars haben ein Interesse daran, dass möglichst viel Mohn gebaut wird, denn die Behörde zahlt ihnen für das aus ihrem Distrikt abgelieferte Opium eine bestimmte Kommissionsgebühr, außerdem haben sie das Recht, die Gefäße, aus denen das Opium genommen ist, zu ihrem Nutzen auszukratzen. Je mehr Opium also in seinem Distrikt gewonnen wird, umso besser stellt sich der Lambardar. Er sucht deshalb den Bauern zu ,überreden', um die Lizenz zum Mohnanbau einzukommen. Es wird wohl richtig sein, wenn behauptet wird, dass das, was in Indien ,Überredung' heißt, in Europa als ,Zwang' bezeichnet werden würde. Dazu kommt ein zweites: die englische Regierung zahlt dem Bauern, der Mohn baut, auf das zu gewinnende Opium Vorschüsse in recht erheblicher Menge. Neben der Überredung des Lambardars verführt dieser Vorschuss den Bauern, da er in der Regel nicht gut zu wirtschaften versteht, und ihn daher das Gelb lockt, Mohn zu bauen. Ohne diese beiden Beweggründe würde der Bauer das wohl nicht tun, denn beim Anbau anderer Sachen soll der Gewinn doppelt so hoch sein, würde auch beim Anbau von Mohn besser sein, wenn der Bauer das Opium freihändig verkaufen könnte und nicht gezwungen wäre, es für einen festgesetzten Preis an die englische Behörde abzuliefern. Es wird behauptet, dass ein Bauer, der einmal Mohn gepflanzt und Vorschüsse empfangen hat, damit einen Teil seiner Freiheit verliert, weil er aus den Schulden nicht wieder herauskommt und weiter auf die Vorschüsse angewiesen bleibt.“

2. Das eingesammelte, eine halbweiche Masse bildende Opium wird durcheinander geknetet und zu Broten von 100 bis 200 Gramm Gewicht geformt. Oft wird es dabei auch durch beliebiges Untermengen von allerlei fetten und mehligen Substanzen verdickt und verfälscht.

3. Prüfung der Rohprodukte für die Opiumherstellung in einer indischen Opiumfaktorei.

4. Alter chinesischer Opiumraucher, dessen erschlaffte, stumpfe Gesichtszüge deutlich die verheerenden Wirkungen des jahrelang in ständig steigenden Mengen genossenen Giftes zeigen.

5. Chinesischer Opiumhändler, der nebenbei medizinische Bücher verkauft; auch an seinem schon zum Skelett abgemagerten Körper sieht man die deutlichen Spuren des Opiumgenusses.

6. Eine chinesische Spezialhandlung von medizinischen Mitteln zur Entwöhnung vom Opiumgenuss. Sie sollen den Unglücklichen, die dem Laster ergeben sind, ermöglichen, sich von der verderblichen Angewohnheit zu befreien, was jedoch leider nur sehr selten erreicht wird.

7. Abwiegen des Opiums, das in Blumenblätter des Mohns gehüllt zur Versendung kommt.

8. Zwei Opiumraucher. Der eine entzündet eben seine Pfeife an einer Spiritusflamme.

9. Das Laboratorium einer Opiumfaktorei in Indien. Das Opium wird auf seinen Gehalt an Morphium genau geprüft, weil Qualität und Preis durch die Menge bestimmt werden.

10. Chinesen in einer Opiumhöhle zu San Franzisko im ersten Rauschzustand.

11. Typischer Gesichtsausdruck eines jungen chinesischen Opiumrauchers.

12. Der verwilderte, mit Tätowierungen geschmückte Franzose Jean Baptiste Cabri, der von Krusenstern auf einer der Marquesasinseln aufgefunden wurde.

01. Der Ertrag an Opiumsaft von etwa einem halben Morgen Land, innerhalb von drei Stunden gesammelt.

01. Der Ertrag an Opiumsaft von etwa einem halben Morgen Land, innerhalb von drei Stunden gesammelt.

02. Das eingesammelte, eine halbweiche Masse bildende Opium wird durcheinander geknetet und zu Broten von 100 bis 200 Gramm Gewicht geformt.

02. Das eingesammelte, eine halbweiche Masse bildende Opium wird durcheinander geknetet und zu Broten von 100 bis 200 Gramm Gewicht geformt.

03. Prüfung der Rohprodukte für die Opiumherstellung in einer indischen Opiumfaktorei.

03. Prüfung der Rohprodukte für die Opiumherstellung in einer indischen Opiumfaktorei.

04. Alter chinesischer Opiumraucher, dessen erschlaffte, stumpfe Gesichtszüge deutlich die verheerenden Wirkungen des jahrelang in ständig steigenden Mengen genossenen Giftes zeigen.

04. Alter chinesischer Opiumraucher, dessen erschlaffte, stumpfe Gesichtszüge deutlich die verheerenden Wirkungen des jahrelang in ständig steigenden Mengen genossenen Giftes zeigen.

05. Chinesischer Opiumhändler, der nebenbei medizinische Bücher verkauft; auch an seinem schon zum Skelett abgemagerten Körper sieht man die deutlichen Spuren des Opiumgenusses.

05. Chinesischer Opiumhändler, der nebenbei medizinische Bücher verkauft; auch an seinem schon zum Skelett abgemagerten Körper sieht man die deutlichen Spuren des Opiumgenusses.

06. Eine chinesische Spezialhandlung von medizinischen Mitteln zur Entwöhnung vom Opiumgenuss.

06. Eine chinesische Spezialhandlung von medizinischen Mitteln zur Entwöhnung vom Opiumgenuss.

07. Abwiegen des Opiums, das in Blumenblätter des Mohns gehüllt zur Versendung kommt.

07. Abwiegen des Opiums, das in Blumenblätter des Mohns gehüllt zur Versendung kommt.

08. Zwei Opiumraucher. Der eine entzündet eben seine Pfeife an einer Spiritusflamme.

08. Zwei Opiumraucher. Der eine entzündet eben seine Pfeife an einer Spiritusflamme.

09. Das Laboratorium einer Opiumfaktorei in Indien. Das Opium wird auf seinen Gehalt an Morphium genau geprüft, weil Qualität und Preis durch die Menge bestimmt werden.

09. Das Laboratorium einer Opiumfaktorei in Indien. Das Opium wird auf seinen Gehalt an Morphium genau geprüft, weil Qualität und Preis durch die Menge bestimmt werden.

10. Chinesen in einer Opiumhöhle zu San Franzisko im ersten Rauschzustand.

10. Chinesen in einer Opiumhöhle zu San Franzisko im ersten Rauschzustand.

11. Typischer Gesichtsausdruck eines jungen chinesischen Opiumrauchers.

11. Typischer Gesichtsausdruck eines jungen chinesischen Opiumrauchers.

12. Der verwilderte, mit Tätowierungen geschmückte Franzose Jean Baptiste Cabri, der von Krusenstern auf einer der Marquesasinseln aufgefunden wurde

12. Der verwilderte, mit Tätowierungen geschmückte Franzose Jean Baptiste Cabri, der von Krusenstern auf einer der Marquesasinseln aufgefunden wurde