Kämpfe mit Dänemark

Das Glück, womit einige Fehden mit den skandinavischen Mächten geführt wurden, trug wesentlich dazu bei, die Verbindung enger zu schließen. - Waldemar III. von Dänemark suchte die alten der Krone entrissenen Länder mit Dänemark wieder zu vereinigen und war hierin meist glücklich. Die deutschen Fürsten im Wendenlande, Kassubien, Pommern und Rügen mußten wieder dänische Lehnshoheit anerkennen, und die Eifersucht der benachbarten deutschen Kommunen wuchs um so mehr, als Waldemar Gothland besetzte und das mit den deutschen Städten in Verbindung stehende Wisby zerstörte. Auf die erste Kunde von diesen Vorfällen belegten die Ostseestädte alles dänische Gut mit Beschlag, sandten ihre Ratsboten zu einer gemeinsamen Besprechung nach Greifswald und vereinigten sich am l. August 1362 dahin, dass bis auf Weiteres aller Verkehr mit Dänemark bei Todesstrafe und Verlust der Güter aufgehoben werden sollte. Dann traten sie mit Schweden und Norwegen in Unterhandlung, um für den Fall eines Krieges sich deren Hilfe zu sichern. Am 8. September wurde zwischen ihnen, den wendischen Städten, Hamburg, Anklam, Stettin, Kolberg, Bremen und Kiel der Kriegsbund gegen Waldemar abgeschlossen. Die Städte verpflichteten sich danach, eine Flotte von 27 Koggen und 26 Snikken mit 2.740 Mann Besatzung und den erforderlichen Wurfmaschinen und Mauerbrechern zu stellen. Zur Bestreitung der Kriegskosten beschlossen die Städte von allen auszuführenden hansischen Gütern ein sogenanntes Pfundzoll zu erheben, welches bei der Ausfahrt der Schiffe erlegt werden und bis Michaelis 1362 dauern solle. Die Verbundenen entrissen dem Könige die beiden Inseln Öland und Gothland; sie schlugen die dänische Flotte: als aber die städtische Macht auf den dänischen Küsten landete, wurden ihre Schiffe überfallen und mit namhaftem Verluste erreichten sie mühsam die deutschen Häfen. Der Anführer des kubischen Geschwaders, der Bürgermeister Wittenborg, büßte diese Versäumnis auf offenem Markte zu Lübeck durch Henkers Hand. Bald darauf nahmen aber die Verhältnisse zu Dänemark eine friedlichere Wendung. Im November 1362 wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der später bis zum Jahre 1368 ausgedehnt wurde. Die Wiederherstellung des freien Verkehrs war eine Hauptbedingung der Verträge. Ungestört konnte der Handel nach Schonen wieder seinen Fortgang nehmen, doch von einer Entschädigung für die Verluste auf Gothland war noch nicht die Rede. Waldemar dachte nicht daran, obgleich ihm die Umstände günstig waren, einen dauernden Frieden mit den deutschen Städten abzuschließen. Als er trotz der Waffenruhe plötzlich von den Bitten (d. h. Plätze am Meeresstrande zum Betriebe des Heringsgeschäftes) auf Schonen völlig unberechtigte Abgaben verlangte, traten im November 1367 die Abgeordneten von zwölf Städten der Ost- und Nordsee in Köln zu einer vorläufigen Beratung zusammen. Dort entschied man sich einstimmig für einen neuen Angriffskrieg, der schon zu Ostern nächsten Jahres eröffnet werden sollte. Zugleich wurden für das gesamte Gebiet der Hanse die umfassendsten Rüstungen angeordnet. Als Waldemar alle Vermittlungsvorschläge abgelehnt hatte, war der Krieg unvermeidlich. Am 16. April 1368 sollten alle Hauptleute mit ihren Schiffen bei Seeland vereinigt sein, um sogleich die Feindseligkeiten zu eröffnen; da erhalten die Seestädte die Kunde, dass Waldemar auf einem mit reichen Schätzen beladenen Schiffe nach Pommern gefahren und von da nach Brandenburg geflohen sei. Trotzdem begannen von Seiten der Hanseaten die Feindseligkeiten, und zwei Sommer hindurch wurde von ihrer Seite mit großem Glücke der Krieg geführt. Waldemar hatte bei seiner Flucht den Reichsmarschall Henning v. Podebusk zurückgelassen, mit der Vollmacht, mit den Städtern zu unterhandeln. Ende November 1369 begannen die Verhandlungen, sechs Monate später war der Vertrag zu Stralsund unterzeichnet. Auf fünfzehn Jahre wurden den Hanseaten aus mehreren schottischen Schlössern und den dazu gehörigen Landes-Distrikten zwei Drittel aller Einnahmen und Gefälle zugesichert und erst nach dieser Zeit sollten dem dänischen Reiche diese Gebiete wieder überantwortet werden. In dem Schlussworte heißt es: Wäre es, dass unser Herr König Waldemar sein Land Dänemark bei seinem Leben einem Andern gestatten will, dann sollen und wollen wir es nicht gestatten, es sei denn, dass die Städte ihre Zustimmung geben und dass er ihnen ihre Freiheiten mit seinem großen Insiegel besiegelt habe. Eben so soll man es halten, wenn der vorbenannte unser Herr König Waldemar mit Tode abginge, was Gott verhüte. Desgleichen wollen wir keinen Herrn annehmen, es sei denn mit dem Rate der Städte. — Durch diese glücklich geführte Fehde wuchs die Macht und das Ansehen der Hanse ganz bedeutend, und in die folgenden Jahrzehnte fallen ihre großen ruhmreichen Zeiten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hansa - Hanse