Restauration. - Gasthöfe. - Potsdam. - Büsten von York, Tauentzien, Blücher, Bülow, Kleist, weiter Gneisenau, Kaiser Alexander, Scharnhorst, Herzog Carl von Mecklenburg. - Residenzschloss. - Nicolaikirche. Rathhaus. - Garnisonskirche.

Restauration sehr gut im Potsdamer Bahnhof (vom Altan desselben hübsche Aussicht) und im nahen Schützenhaus.

Gasthöfe. Einsiedler Z. 20, L.7, B. 7 ½ Sgr., Deutsches Haus.


Potsdam, die zweite Residenz der Könige von Preussen, in schönster Lage, an der Havel, die hier einen See bildet, von bewaldeten Hügeln umgeben, mit 32,000 Einw. (1500 Kath. und 8000 M. Besatzung), durch den grossen Kurfürsten gegründet, verdankt ihren Glanz Friedrich II. Sie kann eine Stadt der Paläste genannt werden, da der König selbst die Privathäuser mit königl. Aufwand erbauen liess. In der Stadt selbst ist wenig Leben, Soldaten und Beamte bilden ihre Hauptbevölkerung.

Unmittelbar an der langen Brücke, die vom Bahnhof in die Stadt führt, gelangt man durch eine an zwei Stellen offene Einfahrt in den von zwei Säulenreihen eingefassten Lustgarten. Links ein Bassin mit einer Insel und grossen Gruppe, Thetis und Neptun auf dem Muschelwagen; in der Nähe die Büsten von York, Tauentzien, Blücher, Bülow, Kleist, weiter Gneisenau, Kaiser Alexander, Scharnhorst, Herzog Carl von Mecklenburg, sämmtlich von Rauch. An der Nordseite eine Reihe mytholog. Figuren, zu Anfang des vor. Jahrh. aus Holland durch Erbschaft hierher gelangt, ohne besondem Werth. Im Lustgarten ist Sonntags, bisweilen auch in der Woche um 11 U. Wachtparade mit Musik.

Das angrenzende königl. Residenzschloss, von 1660 bis 1701 aufgeführt, ist vorzugsweise wegen dar Erinnerungen an Friedrich II. sehenswerth. Die von ihm einst bewohnten Eckzimmer sind unverändert geblieben, sein mit Dinte befleckter Schreibtisch, ein Bücherschrank mit franz. Werken, Musikpult, Stühle und Sopha, deren seidene Ueberzüge fast abgerissen sind von seinen Hunden und später von Reliquienjägern, Hut, Schärpe, Augenschirm. Neben dem Schlafzimmer ein kleines Gabinet mit doppelten Thüren, in welchem ein Tisch vermittelst einer Fallthür hinabgelassen werden konnte. Hier speiste der König zuweilen mit vertrauten Freunden, ohne dass das Gespräch von Bedienten gehört werden konnte, da die Speisen auf jenem Schenktisch aufgetragen wurden. Auch die Zimmer Friedrich Wilhelm II. mit mancherlei Soldaten- und Schlachtbildern und den Fahnen und Standarten der Potsdamer Regimenter, ferner die Zimmer seiner Gemahlin, der Königin Louise (S. 24), sind unverändert, die weissen Vorhänge sind grau geworden, die Zeit hat ihnen die Trauerfarbe gegeben. In den von Friedrich Wilhelm IV. bewohnten Räumen hängen manche hübsche neuere Bilder, im Eingangszimmer: Kalkreuth Grossglockner, Rudolphsthurm am Hallstädter See, Dachstein in Oberöstreich, Schloss Stahleck bei Bacharach am Rhein, Hoegg Kirche zu Alken an der Mosel; in den folgenden Zimmern Bilder von Hasenpflug, Sohn, Begas, Klöber, Polack, Gudin u. a. Der Castellan wohnt im Hof links (Trinkg. s. S. 28).

Die *Nicolaikirche, dem Schloss gegenüber, von Schinkel und Persius 1830 — 1837 erbaut, hat durch Stüler und Prüfer (1843 — 1850) eine mächtige durch ein eisernes Gerippe gebildete Kuppel von 14’ Durchmesser und 42’ Höhe erhalten. Das Giebelfeld der Eingangs-Säulenhalle ist mit einer Hautrelief-Darstellung der Bergpredigt geschmückt, von Kiss (S. 12) nach Schinkels Angaben ausgeführt. Im Innern grosses Frescobild auf Goldgrund, Christus mit den Aposteln und Evangelisten, nach Schinkels Entwurf unter Cornelius Leitung gemalt, neuerdings auch noch andere sehr reiche bildliche Darstellungen in der Kuppel und den Gewölbebogen. Einlass durch den Küster Schäfer, rechts neben der Kirche im Predigerhaus. Schöne Aussicht über Stadt und Gegend von der offenen Säulenhalle der Kuppel.

Das nahe Rathhaus, 1754 nach dem Amsterdamer erbaut, trägt auf seinem Giebel einen grossen aus Kupfer getriebenen vergoldeten Atlas mit der Weltkugel. Am Obelisk vor dem Rathhaus, 74’ hoch, in einem Medaillon-Relief die Brustbilder des grossen Kurfürsten und der drei ersten Könige, Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., Friedrich II. Gleich davor neben dem Schloss der neu angebaute Palast Barberini mit guter Restauration u. grossen Versammlungssälen für Kunst- und wissenschaftliche Vereine.

In der Garnisionskirche an der Westseite der Stadt ruht in einem Gewölbe ebener Erde unter der Kanzel Friedrich d. Gr., neben ihm sein Vater Friedrich Wilhelm I., der Erbauer der Kirche. Zu beiden Seiten der Kanzel hängen französische, bayrische und württembergische Fahnen, welche 1813—1815 erobert .wurden, sammt den Gedächtnisstafeln der Gebliebenen und dem Namensverzeichniss der Besitzer des eisernen Kreuzes im Garde-Corps. Der Thurm hat ein Glockenspiel, welches beim Schlag der vollen Stunden: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“, der halben Stunden: „Ueb’ immer Treu und Redlichkeit, bis an dein kühles Grab“ spielt. Der Hofküster wohnt etwas entfernt, Kietz Nr. 11 im Hof; dem Mädchen, durch welches er den Fremden in die Kirche führen lässt, 5 bis 7 1/2 Sgr. Trinkg.