Moabit. - Charlottenburg. - Marmorstandbilder. - Zoologischer Garten. - Kirchhöfe. - National-Kriegerdenkmal. - Kreuzberg. - Der botanische Garten. Tegel. - Umgebungen.

Dem Schloss gegenüber am rechten Ufer der Spree liegt das Dorf Moabit mit zahlreichen Belustigungsorten für das Volk, und mit den grossartigen Anlagen und Gebäuden der Borsig’schen Maschinenfabrik, auch sehenswerthen Gewächshäusern.

Charlottenburg, jetzt eine Stadt mit an 10,000 Einwohnern, erstreckt sich fast bis zum Westende des Thiergartens. Sie ist aus dem Dorf erwachsen, welches sich um das 1696 von Schlüter (S. 9) für die Kurfürstin Sophie Charlotte erbaute Schloss angesiedelt hatte. Im Park desselben, 1 St. vom Brandenburger Thor (Fahrt und Eintr. s. S. 2u.4) liess Friedrich Wilhelm III. einen Grabtempel („Mausoleum“) errichten und die Hülle seiner Gemahlin Louise († 20. Juli 1810) darin beisetzen; er selbst († 7. Juli 1840) ruht ebenfalls hier. Die **Marmorbilder der Königl. Ehegatten, von Rauchs Meisterhand geschaffen, die edle Gestalt der Königin, der König in Uniform auf dem Feldmantel, auf zwei Sarkophagen, bilden eine Gruppe von ergreifender Wirkung. Ausbau und Ausschmückung dieser würdigen Todtenhalle sind nach den Angaben Friedrich Wilhelm IV. An den beiden Todestagen findet hier Gottesdienst statt. Vergl. S. 31.


Vor dem Potsdamer Thor, an der Südseite des Thiergartens, auf halbem Weg zum Hofjäger (S. 4), in der Nähe der Louiseninsel, erhebt sich auf einem 18’ hohen Gestell mit Haut-Reliefs (Segnungen des Friedens) das *Marmorstandbild Friedrich Willhelm III. von Drake gearbeitet, der König im Ueberrock, welches 1849 die „dankbaren Bewohner Berlins“ errichten Hessen. Auf der Louiseninsel erinnert ein kleines von Schadow gearbeitetes Denkmal, von den Bewohnern des Thiergartens „ihrer heimkehrenden Königin“ im J. 1809 nach der Rückkehr der königl. Familie aus Königsberg errichtet, an die Königin Louise.

Der *zoologische Garten, am westlichen Ende des Thiergartens hinter dem Hofjäger, 1/2 St. Fahrens (s. S. 2) vom Brandenburger Thor, ist 1844 durch Versetzung der sonst auf der Pfaueninsel bei Potsdam befindlichen Menagerie hierher begründet, und wird fortwährend durch neue Anschaffungen vergrössert Er enthält auf einem grossen waldbedeckten und mit Anlagen durchschnittenen Raum Thiere jeglicher Gattung. Der Affenkasten und der Bärenzwinger sind stets mit Neugierigen besetzt, die mit Obst und Brod die Affen, die Familie Petz, besonders aber sich selbst ergötzen. Am Eingang ist angeschlagen: „Man hüte sich vor Taschendieben.“

Kirchhöfe. Auf dem kleinen Invalidenkirchhof in der Nähe des Hamburger Bahnhofs erinnern mehre Denkmäler an Männer, deren Namen in den Freiheitskriegen viel genannt wurden, Scharnhorst (Denkmal von Schinkel), Tauentzien, Boyen, Pirch, Köckritz, Witzleben, Rauch, Wolzogen, Schlieffen, Friesen u. A. (In der Central--Turnanstalt gegenüber werden Turnlehrer ausgebildet.) Im Invalidengarten, dem Invalidenhaus gegenüber, ist eine 120’ hohe gusseiserne korinthische Säule, unten allegorische Haut-Relief-Gruppen, oben von einem mächtigen Adler, 6’ hoch, 25 ½ Flügelspannung, überragt: das *National-Krieger-Denkmal „zum Gedächtniss der in den Jahren 1848 und 1849 treu ihrer Pflicht für König und Vaterland, Gesetz und Ordnung gefallenen Brüder und Waffengenossen, errichtet durch den Unterstützungs-Verein von Berg und Mark am 18. Juni 1852“. Ihre Namen (475) sind auf Marmortafeln in der dreiseitigen Umfassungsmauer genannt. Eine eiserne Wendeltreppe führt auf 189 Stufen bis zu den Füssen des Adlers, von wo ein guter Ueberblick über Berlin (Meldung hierzu im Invalidenhaus).

Vor dem Oranienburger Thor unmittelbar links liegen drei Kirchhöfe zusammen. Der erste zunächst dem Thor ist der Hedwigs- oder alte katholische Kirchhof. Auf dem zweiten, dem der französischen Colonie, ruht Ludwig Devrient († 1832) der grosse Schauspieler, und Friedr. Ancillon († 1837) der Staatsmann, dem Friedrich Wilhelm IV. ein Denkmal mit Aranz. Inschriften nach des Königs Angabe errichten liess. Der dritte ist der alte Dorotheenstädter Kirchhof, wo auf dem Todtenfeld links in der Hauptreihe und weiter an der Mauer folgende Denkmäler stehen: Schinkel († 1842), mit Medaillonbild, die Finanzminister Maassen († 1834) und von Motz († 1830), Crimin.-Gerichtsdirector Hitzig († 1849), Buttmann, der Philolog († 1829) mit Medaillonbild, Hufeland († 1836), Solger, Prof. d. Philos. († 1819), Bibliothekar Biester († 1816), Gans, der Jurist († 1839), Schadow „Bildhauer“ († 1850) mit der Statuette, Hegel († 1831), Fichte (1814) eine dreiseitige hohe Spitzsäule mit Medaillonbild, Klenze, der Jurist († 1838), Amalie von Imhof geb. von Helwig († 1831), die Dichterin.

Unter den neuen Kirchhöfen vor demselben Thor jenseit der neuen Casernen (S. 22) in der Louisenstrasse, ist nur der neue katholische bemerkenswerth, auf welchem gleich am Eingang links unter einem Denkmal mit Medaillonbild der berühmte Schauspieler K. Seyddmann († 1843) ruht, weiter an der Mauer die Sängerin Anna Milder († 1838). Zahlreiche Grabinschriften in polnischer, französischer, italienischer, selbst in spanischer Sprache.

Vor dem Hallischen Thor sind zwei Kirchhöfe neben einander, links der alte (hallische) Jerusalemer mit den Gräbern von B. T. A. Hoffmann († 1822), dem Verfasser der Phantasiestücke, von Ludw. Tieck († 1853), Mendelssohn-Bartholdy († 1847), von Fleck († 1800) und Iffland († 1814), berühmten Schauspielern, rechts der neue Jerusalemer Kirchhof, auf welchem Chamisso († 1838) ruht. — Etwas weiter zwischen Kreuzberg und Hasenheide ist der Dreifaltigkeits-Kirchhof mit den Gräbern von Schleiermacher († 1834), Marheinecke († 1846) und Neander († 1850), dann des Ministers von Altenstein († 1840), Heinr. Steffens († 1845), und des Buchhändlers G. Reimer († 1842).

Der *Kreuzberg, ein Sandhügel, 1/4 St. vor dem Hallischen Thor (Omnibus S. 2), ist fast die einzige Anhöhe um Berlin. Auf dem Gipfel erhebt sich eine gothische 160’ hohe *Spitzsäule aus Gusseisen, welche Friedrich Wilhelm III. als Siegesdenkmal errichten liess, „der König dem Volke, das auf seinen Ruf hochherzig Gut und Blut dem Vaterlande darbrachte, den Gefallenen zum Gedächtniss, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“. Schinkel entwarf es, Rauch und Tieck arbeiteten die Soldaten-Standbilder in den Blenden und die halb erhabenen Bildwerke, Erinnerungen an die Siege bei Grossgörschen, Kulm, Dennewitz, Grossbeeren, Leipzig, Bar sur Aube, Laon, La Rothière, Paris, Belle-Alliance.

Der *botanische Garten (Eintr. S. 4) an der Potsdamer Chaussee bei Schöneberg, enthält 18 Gewächshäuser und 16,000 verschiedene Arten von Gewächsen. Es ist einer der reichsten Europas, besonders an Palmen und Cactus-Arten.

Tegel, 1 ½ M. nordwesti. von Berlin, vor dem Oranienburger Thor (Omnibus S. 2), war Landsitz des Ministers Wilhelm V. Humboldt († 1835). Die Lage des Parks an einem See ist reizend. Im Schloss Alterthümer, Bildsäulen und Gemälde von Werth; im Garten ist ein Denkmal der Gattin des Ministers, eine Statue der Hoffnung auf einer Säule, von Thorwaldsen.

Unter den sonstigen Umgebungen Berlins werden namentlich die beiden Spree-Dörfer Stralow und Treptow, 3/4 St. südostl. vor dem Cöpenicker Thor (Omnibus s. S. 2) viel besucht; in der Nähe die grossen Wasserbehälter, welche die neue Wasserleitung und die öffentlichen Wasch- und Badanstalten (S. 3) speisen. Ferner nördlich der Gesundbrunnen und Pankow (R. 17), in der Nähe Schloss Schönhausen mit Park und den schönsten Bäumen; westlich Charlottenburg (S. 24) mit seinen zahlreichen Kaffe- und Speisewirthschaften (Türkisches Zelt, S. 4, das besuchteste) und Vergnügungsorten. Alle diese Anstalten müssen indess den anmuthigen Umgebungen von Potsdam weichen, seitdem diese der Hauptstadt durch die Eisenbahn so nahe gerückt sind.