Lohndiener. - Statistische Angaben. - Das Brandenburger Thor. - Standbilder. -

Lohndiener, Bureau Jägerstrasse 11, 1 Thlr. täglich. Die meisten der obigen Sammlungen sind durch Vermittelung eines Lohndieners auch an andern als den öffentlichen Tagen zugänglich. Bester Plan von Berlin, von Böhm, bei D. Reimer, Wilh.str. 73.

Berlin, die Hauptstadt des preuss. Staats, an der Spree, welche durch die Stadt fliesst, mit an 450,000 Einw. (15,000 Kath., 15,000 Juden, 1500 Studenten, 15,000 Soldaten), in einer sandigen, unfruchtbaren Ebene, war vor der Regierung König Friedrich I. unbedeutend und auf das rechte Ufer der Spree und die Insel beschränkt, wo jetzt Schloss und Museum stehen. Damals, im J. 1700, zählte Berlin 90,000 Bewohner, im J. 1800 172,000, 1816 196,000, 1840 330,000. Ganze Stadttheile, Friedrich-Wilhelmstadt. Anhaltische Vorstadt, Potsdamer Strasse u. a., sind namentlich in den letzten 25 Jahren entstanden, die Umgebung der Bahnhöfe belebt sich immer mehr und bildet sich zu Vorstädten aus. Die Stadtmauer hat 5 St. im Umfang, der Durchmesser in der grössten Länge beträgt 1 ½ St.


Berlin ist eine der schönsten Städte Europa’s. Ihr Lichtpunct ist der weite Raum vom Brandenburger Thor bis zum königl. Schloss. Nicht leicht mag man anderswo so viel glänzende und herrliche Gebäude zusammenfinden, jenen Riesenbau, das Schloss, die Säulenhalle des Museums, das Zeughaus, von Manchen für das tüchtigste und schönste Gebäude der Stadt gehalten, Königswache, Opernhaus, Hedwigskirche, Universitäts-Gebäude, Palais des Prinzen von Preussen, Academie, — alles Bauwerke, die man von einem und demselben Standpunct übersehen kann, während der Gensdarmenmarkt mit den beiden Kirchen und dem grossartigen Schauspielhaus nur wenige Schritte entfernt ist. Die Linden und der Platz am Opernhaus sind der Brennpunct des Berliner Glanzes und Lebens.

Das Brandenburger Thor, 1789 bis 1792 nach dem Vorbild der Propyläen in Athen aufgeführt, bildet vom Thiergarten (S. 23) her, von Westen, den Eingang in Berlin. Die in Kupfer getriebene Victoria im 4spänn. Wagen auf dem Thor hatten die Franzosen 1806 nach Paris gebracht; sie kehrte 1814 zurück. Das Thor begrenzt den Pariser Platz, nach den Siegen von 1814 so genannt. Eine doppelte Lindenallee, „Unter den Linden“, die berühmte 4000’ lange, 160’ breite Strasse führt vom Brandenburger Thor zum Schloss. Rechts tritt gleich das stattliche geschmackvolle Palais des Grafen Redern (Nr. 1), weiter das des Kaisers von Russland (Nr. 7) hervor, liniks gleich beim Beginn der Baumreihen die Artillerie’ und Ingenieur-Schule.

Am östlichen Ende der Linden erhebt sich auf einem 24’ hohen Fussgestell, das 17’ hohe **Reiterbild Friedrich’s des Grossen, wozu auf eifriges Betreiben Friedrich Wilhelm III. wenige Tage vor seinem Tode, am 31. Mai 1840, dem 100jähr. Gedenktage der Thronbesteigung des grossen Königs, der Grund gelegt wurde, 1851 aufgestellt, ein Bildwerk von gewaltigster Wirkung, kaum irgendwo seines Gleichen findend, mit zahlreichen lebensgrossen Figuren seiner Zeit- und Kriegsgenossen in überraschend lebendiger Darstellung, Alles in Erzguss, von Rauch in musterhafter Vollendung entworfen. Das Fussgestell hat drei Abtheilungen, in der obersten an den Ecken 4 Figuren, Mässigung, Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke; dann 8 Reliefs, Geburt, Unterricht, Minerva übergibt dem königl. Jüngling das Schwert, Friedrich nach der Schlacht bei Kolin, Kunstsinn des Königs, Sinn für Musik, Verbesserung der Industrie, Apotheose. In der mittlem Abtheilung sprengen 4 Reiter aus den Ecken hervor, Prinz Heinrich, Ziethen, Ferdinand von Braunschweig, Seidlitz. Die drei vordern Reliefs stellen die bekanntesten Heerführer des Königs dar, das Relief der Rückseite seine Minister Finkenstein, Schlaberndorf, Carmer, hinter ihm Graun der Gomponist, rechts Lessing und Kant. Die untere Abtheilung enthält Namen bekannter Männer, besonders Soldaten aus Friedrichs Zeit.

Fünf *Standbilder, ebenfalls von Rauch, begegnen hier weiter dem Blick, rechts am Opernplatz mit gezogenem Schwert der alte Blücher († 181), ihm zur Rechten Gneisenau († 1831), zur Linken York († 1830), die beiden letzteren 1855 aufgestellt; vor der Hauptwache Bülow († 1816), und Scharnhorst († 1813), alle an den Fussgestellen mit Reliefs geziert, Erinnerungen an die Jahre 1813, 1814, 1815.

Eine andere Heldenreihe schmückt den Wilhelmsplatz, die Paladine Friedrichs d. Gr., seine Feldherren Schwerin († 1756), Winterfeld († 1757), Keith († 1758), Seidlitz († 1773), bei Lebzeiten des Königs errichtet, leider statt mit altpreuss. Bock, in römischer Tracht, Ziethen († 1786), als Husar in Uniform mit Kolpak, von Schadow gearbeitet, 1794 aufgestellt, der „alte Dessauer“, Fürst Leopold von Dessau († 1747), Führer des preuss. Heeres unter Friedrich Wilhelm I., um dieselbe Zeit von Schadow verfertigt, mit Zopf und Kamaschen.

Auf der langen oder Kurfürstenbrücke, neben der Südostseite des Schlosses, der grosse Kurfürst Friedrich Wilhelm (†1688); ein Reiterstandbild aus Erz, von Schlüter 1703 verfertigt, ihm zu Füssen die vier feindlichen Gewalten, welche er siegreich bekämpfte, die ganze Gruppe geistreich aufgefasst und kunstvoll ausgeführt.

Diese 13 Standbilder und das S. 25 erwähnte Marm orbild Friedrich Wilhelm III. sind die bedeutendsten Berlins.

Kehren wir zum Denkmal Friedrichs d. Gr. zurück, so zeigt sich, die Stirn dem Schloss zugewendet, links die Academie, das Universitätsgebäude, die Königswache, das Zeughaus, rechts das Palais des Prinzen von Preussen dahinter das Bibliothekgebäude und die Hedwigskirche, weiter das Opernhaus und das Palais Friedrich Wilhelm III. Den Gesichtskreis schliesst das Schloss, links vom Dom, der Börse und dem Museum begränzt.