Das Museum. - Sculpturengallerie. - Gemäldegallerie. -

Das *Museum, dem Schloss gegenüber, am Lustgarten, einem baumbepflanzten Platz, mit der 22’ im Durchmesser grossen Granitschale und einem durch eine Dampfmaschine getriebenen Springbrunnen, hat die Inschrift: Frid. Guil. III, studio antiquitatis omnigenue et artium liberalium constituit 1828. Es ist von Schinkel erbaut und ruht auf vielen tausend Pfählen; die Stelle, wo es steht, war früher ein Arm der Spree, welcher ausgefüllt wurde. Auf der hohen Freitreppe ist zur Rechten die Amazonengruppe in Erzguss von Kiss, eine Amazone zu Pferde, den Angriff eines Panthers abwehrend, aufgestellt, hier ohne alle Wirkung, da von keiner Seite dem Beschauer eine Uebersicht möglich ist. Die andere Seite wird eine Gruppe von Rauch, Kampf eines Reiters mit einem Löwen, zieren. Die *Fresken in der Vorhalle, nach Schinkels Entwürfen von Cornelius n. A. ausgeführt, sind eine Zierde des Museums; leider lässt sich auch zu ihrer Betrachtung kein geeigneter Standpunct finden. Das Verständniss dieser geistreichen Gebilde der beiden grossen Meister, welche in mythologischen Oruppen die Culturgeschichte der Menschheit verkörpern, wird folgende Erläuterung fördern:

Linke Seite, Uranus und der Tanz der Gestirne. — Saturn und die Titanen ziehen ins Dunkel der Vorzeit zurück. Die Heerde des Mondgewölks zieht am Nachthimmel, an das Reich Satoms erinnernd. Jupiter beginnt den neuen Lauf der Welt, das belebende Feuer verbreitend; die Dioskuren, die ersten Lichtspender, ziehen ihm voran; Prometheus raubt das Feuer für die Bewohner der Erde. Selene (Luna) führt leuchtend ihren Wagen durch die Nacht; Himmelsgestalten sind bei der Entfaltung der weiten nächtlichen Decke behülflich; die Nacht entfaltet den Mantel, aus welchem sich die Gestalten hervordrängen, ihre Kinder ruhen um sie. Elemente eines mannigfaltigen Lebens entwickeln sich; Mutterliebe; schlummernder Krieg; der heitere Frieden mit Musen; ein Kind giesst befruchtenden Regen auf die Erde herab. Elemente der Wissenschaft, von Naturkräften gehemmt. Befruchtung. Ein Hahn verkündet den Tag; mit ihm beginnt die Sorge. Aufgang der Sonne. Venus und Eros. Der Sonnengott entsteigt dem Meer. Die Grazien schweben empor.


Rechte Seite. 1. Gruppe. Morgen und Frühling des Lebens; Hirtenvolk; Wettkämpfe; die Muse und Psyche spannen in der Hütte des Dichters die Saiten auf seine Lyra; der Genius des Dichters begeistert ihn. 2. Sommer und Mittag; die Ernte und ihre Freuden; ein junger Held schöpft Begeisterung; Musik. 3. Auf den Wolkenhöhen des Helikon der Erde entspringt unter dem Hufschlag des geflügelten Rosses der Quell der Phantasie, an welchem der Mensch sich erlabt; hinter dem Wasserschleier schimmern im Schooss der Erde die Gewalten, welche die ewigen Gesetze des Lebens regeln; selige Geschöpfe schwimmen im Blement des Schönen. 4. Musik des Waldes; Freude an dem geflilgelten Ross; Nymphen giessen in den Brunnen, aus dem ein Dichter schöpft; ein Gesetzgeber naht. Ö. Abend und Herbst; Weinlese; Bildhauerkunst (Schinkel als Bildhauer); Baukunst, der Acanthus schlingt sich um die Form des Korinthischen Gapi-täls; Helden kommen siegreich zurück; Psyche; das Fest der Kelter an der Flamme des Heerdes; das Alter erfreut sich an dem Tanz der Musen; der Weise ergründet den Lauf der Gestirne; ein Greis in Betrachtung des Elements versunken; der Schiffer treibt ins mondbeglänzte Meer hinaus; Nacht und Winter; Luna steigt ins Meer. — Anfang eines neuen Tags; Trauer am Tumulus.

Das Museum enthält die Sculpturen, im ersten Stock die Gemälde und in niedrigen Räumen ebener Erde das Antiquarium.

Die *Sculpturengallerie (Eintr. S. 5) verdankt ihr Entstehen hauptsächlich den Ankäufen, welche Friedrich d. Gr. durch Bianconi in Rom machen liess, und dem Ankauf der Sammlung des Cardinals Polignac. Der Eingang führt durch eine grosse runde Halle (Rotunde), welche die ganze Höhe des Gebäudes einnimmt; in den Blenden 18 antike Statuen, rings um die Gallerie eine Reihe Gobelin-Tapeten mit Darstellungen aus der Apostelgeschichte nach Raphaelschen Cartons.

Die bedeutendsten Kunstwerke der über 700 Nummern zählenden Sammlung mögen folgende sein: im Göter- und Heroensaal 33. Meleager, 74. Knöchelspielerin, 79. Urania, 80. Euterpe, 106. Klio, 107. Flora, 111. Polyhymnia, 112. Apollo Musagetes, 126. Diana, 138. Bacchus als Kind mit einer Weintraube. (121. a. Victoria, in Bronze und 140. betender Knabe, das Kleinod der Sammlung, in der Tiber gefunden und von Friedrich II. für 10,000 Thlr. angekauft, beide jetzt im Ueberbau aufgestellt.) 214. Ganymed, 217. Tochter der Niobe. 219. Heros oder Mercur, 226. Bogenschütz, 235. Apollo mit einem Knaben, 236. Antinous, 265. Büste des Antinous, 267. liegende Bacchantin, 269. Festzug des Bacchus und der Ariadne, Relief. Im Kaiseraaal 294. Victoria in Erz auf einem Fuss von rothem Porphyr, 295. Caesar, Statue, 307. Vespasian, 324. Julia, Tochter des Augustus, 343. Thron (Sella) aus weissem Marmor, 359. Trajan als Jupiter, 362. anbetende Frau, 368. Jungfrau mit einem Opferkrug, 414. Napoleon 1. als Gesetzgeber, von Chaudet gearbeitet, das ähnlichste Bild des Kaisers, auf Anordnung Friedrich Wilhelm III. der Caesarstatue gegenüber aufgestellt. Im kleinen Saal eine grosse Anzahl Sarkophage, Aschen- und Todtenkisten röm. und etrusk. Ursprungs. Saal der Bildwerke des Mittelalters und der neueren Zeit 719. Hebe von Canova, der einzige Gegenstand von Bedeutung in diesem Saal.

Die Gemäldegallerie (Eintr. S. 5) steht in der Anzahl berühmter Meisterwerke weit unter der Münchener und Dresdener, hat aber vor diesen den Vorzug, dass sie gute Gemälde von einer grossem Anzahl von Meistern, besonders aus der altdeutschen und italienischen Schule besitzt. Zum Studium der Geschichte und des Fortschritts der Kunst von ihrem byzantinischen Ursprung durch die Schulen von Florenz und Siena bis zu ihrer höchsten Blüthe, und dann in ihrem allmäligen Verfall, dürfte sich kaum eine bessere Gelegenheit darbieten, als die durch ihre Anordnung ausgezeichnete Berliner Sammlung. Sie ist in 37 Gemächer getheilt, deren jedes durch eine Nummer über dem Eingang bezeichnet wird. Links vom Eingang, im 4. Gemach, beginnt die italienische, im 5. die niederländische Schule. Diese beiden Gemächer können daher als Ausgangspuncte betrachtet werden. Geht man weiter links, so kommt man durch die Bäume der niederländischen Schule, von den Vorgängern van Eyeks bis zu den Nachfolgern von Rembrandt und Rubens; wählt man die entgegengesetzte Richtung rechts, so sieht man die Werke der Venetianischen, lombardischen, römischen, bolognesischen u. a. Schulen. In jedem Gemach hängt an der Wand ein Verzeichniss der in demselben befindlichen Gemälde. Als die ausgezeichnetsten unter den an 1.250 mögen folgende zu nennen sein. *28. A. Mantegna der todte Christus von zwei trauernden Engeln gehalten, eine sogen. Pietà. 60. Fiesole Maria mit dem Kinde auf einem Thron. 69. Fra Filippo Lippi Maria verehrt das Kind. F. Francia 122. Madonna mit dem Kinde, unten Heilige, 127. Johannes der Täufer und der h. Stephanus. Tizian 163. eigenes Bildniss, 166. das seiner Tochter Lavinia. 167. Moroni Bildniss eines jungen Mannes. 186. Palma vecchio Doge. 196. Pordenone Ehebrecherin vor Christo. 201. Venet. Schule Maria mit Kind und Heiligen. Correggio 207. A. *Ecce homo, 216. Io und Jupiter, 218. *Leda mit dem Schwan. 237. Seb, del Piombo Pietà. Raphael *247. A., Maria mit dem Kinde, genannt „Madonna coi bambini“ aus Raphaels erster Periode, für 30,000 Thlr. in Neapel gekauft, *248, die berühmte Madonna, genannt di Casa Colonna, nach dem Palast zu Rom, in dem das Gemälde früher sich befand, für 20,000 Thlr. angekauft. *249. Fra Bartolomeo Himmelfahrt Mariae. 298, 299, 301. Tintoretto Bildnisse. 307. Girolamo Savoldo weibliche Figur mit gelbem Ueberwurf. 362. Domenichino h. Hieronymus. 371. L. Caracci Speisung der 5.000 Mann. 404. A. Zurbaran Franciscaner vor einem Crucifix. Murillo *413. Bildniss des Cardinais Azzolini, 414. h. Antonius mit dem Christuskind. 419. Sassoferrato h. Joseph und Christuskind. 421. Salv. Rosa Seestück. 428. Claude Lorrain Landschaft. 463. Nic. Poussin Landschaft, im Vordergrund die Geschichte der Io. *471. Ch. Lebrun die Familie Jabach in Köln, durch Goethe’s Schilderung (Dichtung und Wahrheit, 3. Buch) bekannt.

**512—523. die Perle der ganzen Sammlung, von Johann und Hubert van Eyck, 12 Gemälde auf 6 Tafeln, welche die Seitenflügel des berühmten Altarstücks bildeten, das unter dem Namen der Anbetung des unbefleckten Lamms in der Kirche St. Bavo in Gent bekannt war. Das Bild bestand ursprünglich aus 13 Tafeln, die von den Franzosen nach Paris gebracht waren. Sechs dieser Tafeln geriethen 1815 nach der zweiten Pariser Einnahme in die Hände eines Gemäldehändlers und wurden für 100,000 Franken von einem Engländer Namens Solly angekauft, aus dessen Besitz sie für 100,000 Thaler für das Museum erworben wurden. Die 6 andern Tafeln sind zu Gent, die 13. ist verschwunden. Sie stellen dar: 1. die gerechten Richter; der Greis auf dem prächtig geschmückten Schimmel ist der Maler Hubert van Eyck (1366—1426), der um sich blickende im schwarzen Gewand sein Bruder Johann (1400—1446); 2. Streiter Christi, die drei vordersten St. Sebastian, St Georg und St. Michael; 3. und 4. singende und spielende Engel, 5. h. Einsiedler; 6. h. Pilger. Auf der Rückseite der 6 obigen Gemälde sind die 6 folgenden gemalt (die Aufseher wenden täglich einmal die Gemälde um, so dass die am Morgen aufgestellt gewesenen Nachmittags der Wand zugekehrt sind); 7. Johannes der Täufer; 8. Bildniss von Jodocus Vyts, Bürgermeister von Gent, für welchen das Gemälde bestimmt war; 9. u. 10. Verkündigung, Engel Gabriel und h. Jungfrau; 11. Ehefrau von Jodocus Vyts als h. Elisabeth; 12. Evangelist Johannes. Ueber den Zusammenhang der einzelnen Bilder vergl. die Skizzentafel am Fenster.

Hans Hemling auch Jan Memling genannt: *533. der Prophet Elias von Engeln genährt. Bog. v. d, Weyde 534. Kreuzabnahme, 535. Altargemälde mit Flügeln, auf dem Hauptbild die Geburt Christi, auf einem Flügel die Anbetung der Könige, auf dem andern die Sibylle von Tibur, die Geburt Christi verkündigend. Hemling *539. jüdische Familie beim Osterlamm, *555. der Flügel eines Gemäldes, innere Seite wie bei 535, auf der äussern Seite der Engel Gabriel die Verkündigung darbringend. 557. Hans von Culmbach Bildniss Jacob Fuggers des Reichen. 561. Quint. Messys Maria das Kind küssend. 577. Holbein Bildniss des kaiserl. Feldhauptmanns Georg von Frundsberg. 583. Amberger Bildniss des berühmten Cosmographen Sebastian Münster. 586. Holbein d. j. Bildniss des Londoner Kaufmanns Gyzen. Cranach 618. Luthers Bildniss als Junker Georg, 635. Bildniss Herzogs Georg von Sachsen. 774. Rubens and Snyders Hirschjagd, Rubens 779. Christkind mit Johannes und Engeln. 781. heil. Cäcilia. 782. A. v. Dyck Bildniss des Prinzen Thomas von Carignan. Rubens 783. Auferweckung des Lazarus, 785. Perseus und Andromeda, Pegasus und Liebesgötter. Van Dyck 787. Maria und die bussfertigen Sünder, Magdalena, der verlorene Sohn und König David, *790. die Kinder König Carl I. von England mit einem Hund. 791. *Terburg väterliche Ermahnung. 795. Jan Steen Scene in einem Wirthshausgarten. *802. Rembrandt Herzog Adolph von Geldern droht seinem aus dem Kerkerfenster schauenden Vater mit geballter Faust. 807. Lievensz Isaak segnet Jakob. Rembrandt 808. 810. eigene Bildnisse. F. Bot 809. Bildniss einer altern Frau, 819. Büdniss eines Geistlichen. *838. F. Mieris Dame am Schmucktisch. 852. Everdingen Wasserfall. Teniers 853. Alchymist, 856. Bauern beim Spiel, *859. Versuchung des h. Antonius. 863. J. Both Landschaft mit heimkehrender Jagdgesellschaft. 867. Weenix Erminia bittet einen Hirten um Aufnahme. *884. Ruisdael Seelandschaft im Hintergrund Amsterdam. 888. Backhuisen Seehafen bei Sturm. 893. Ruisdael Landschaft. Pynacker 894, 897. Felsenlandschaften. 895. Backhuisen leicht bewegte See. 1014. Denner alter Mann.

Zwei Abtheilungen der Gallerie, welche ohne Trinkgeld auf Verlangen von den Galleriedienern geöffnet werden, enthalten meist Werke aus den frühesten Zeiten der Kunst, Alterthümer der Malerei, und fast nur als solche merkwürdig, Gemälde aus der byzantinischen, altitalienischen und niederländischen Schule, darunter indess auch: 132. Pinturicchio Anbetung der Könige, 141. Raphael Maria mit dem Kinde, 145. Raphael Maria mit dem Kinde, rechts der h. Hieronymus, links der h. Franciscus, 150. Raphael ,,Madonna Ancajoni’’, eine h. Familie mit der Anbetung der Könige, das grösste von den Jugendwerken Raphaels, welches die Gallerie besitzt; leider hat das Gemälde so gelitten, dass nicht nur die Farben verblichen, sondem auch an einzelnen Stellen ganz von der Leinwand abgefallen sind.